Nach längerer Finanzkrise hat Northvolt in Schweden Insolvenz angemeldet. Das ist ein Rückschlag für Europas Autobranche. Was wird aus der Fabrik in Schleswig-Holstein?
Northvolt-Insolvenz: Ungewissheit um Batteriepläne bei Heide

Nach dem Insolvenzantrag des Batterieherstellers Northvolt in seiner schwedischen Heimat ist auch die Zukunft der geplanten Fabrik in Schleswig-Holstein ungewiss. Der Betrieb in Deutschland soll zwar fortgesetzt werden. Doch das vor knapp einem Jahr gestartete Milliardenprojekt ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des schwedischen Mutterkonzerns. «Mehr kann ich an dieser Stelle nicht sagen», sagte Northvolts-Interims-Aufsichtsratsvorsitzender Tom Johnstone am Vormittag.
Der Batteriehersteller Northvolt, der hoch verschuldet ist, hat vor einem Gericht in Stockholm Insolvenzantrag gestellt. Dies betrifft alle schwedischen Einheiten, jedoch nicht die deutschen und amerikanischen Tochtergesellschaften.
Die Bauarbeiten für die Northvolt-Fabrik bei Heide sollen vorerst fortgesetzt werden. Alle Entscheidungen werden jedoch von einem vom Gericht bestellten Insolvenzverwalter getroffen, berichtete Northvolt. Das Unternehmen hat Mikael Kubu als Treuhänder vorgeschlagen. Wie lange das Insolvenzverfahren nach schwedischem Recht dauern wird, ist unklar.
Tausende fürchten um Jobs
Die Mitarbeiter in Norddeutschland und 5.000 Northvolt-Angestellte in Schweden sind nun besorgt um ihre Arbeitsplätze. Die meisten von ihnen arbeiten auf dem Fabrikgelände in der kleinen nordschwedischen Gemeinde Skellefteå. «Es ist ein unglaublich schwieriger Tag für alle bei Northvolt», sagte Johnstone.
«Nach umfassenden Bemühungen, alle verfügbaren Mittel zur Sicherung einer tragfähigen finanziellen und betrieblichen Zukunft für das Unternehmen auszuloten, hat der Aufsichtsrat der Northvolt AB heute bekanntgegeben, dass das Unternehmen in Schweden Insolvenz angemeldet hat», hieß es in der Mitteilung des Konzerns. Wie viele Unternehmen in der Batteriebranche habe man in den vergangenen Monaten eine Reihe von Herausforderungen mit Folgen für die eigene Finanzlage erlebt, darunter steigende Kapitalkosten, geopolitische Instabilität und Lieferkettenprobleme. Hinzu seien interne Herausforderungen beim Hochfahren der Produktion gekommen.
Monatelange Krise bei Northvolt
Northvolt wurde lange Zeit als große Hoffnung für die europäische Automobilindustrie angesehen, da es als Produzent von Batterien für E-Autos galt. Trotz des Einleitens eines Expansionskurses und mehrerer Rückschläge, wie dem Rückzug eines Milliardenauftrags für Batteriezellen durch BMW, musste das Unternehmen jedoch mit Finanzierungsproblemen und hohen Schulden kämpfen.
Im September 2024 kündigte das Unternehmen an, etwa 1.600 Mitarbeiter in Schweden zu entlassen und mehrere Expansionspläne auf Eis zu legen. Zwei Monate später beantragte es Gläubigerschutz in den USA gemäß Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts. Dies sollte die Schweden vor Forderungen der Gläubiger schützen und ihnen ermöglichen, als eigenständiges Unternehmen einen finanziell gangbaren Weg in die Zukunft zu finden – leider ohne Erfolg, wie sich jetzt zeigt.
Laut Northvolt haben alle Verhandlungs- und Restrukturierungsbemühungen nichts genutzt, um den finanziellen Rahmen für eine Fortführung des Betriebs in Schweden in seiner jetzigen Form zu gewährleisten. Man habe daher beschlossen, dass der Insolvenzantrag die einzige Lösung sei, während man alle realistischen Optionen prüfe, damit der Betrieb während des schwedischen Insolvenzverfahrens fortgesetzt werden könne.
Finanzielle Folgen
Christofer Haux, der Deutschland-Chef, betonte nach Beginn des Chapter-11-Verfahrens, dass der deutsche Standort oberste Priorität habe. Es ist geplant, dass die erste Zellmontage bei Heide in der zweiten Hälfte des Jahres 2027 beginnt, gefolgt von dem Hochlauf der Fabrik.
Anfang 2024 wurden Fördermittel und Garantien in Höhe von 902 Millionen Euro für das Werk in Schleswig-Holstein von der EU-Kommission genehmigt. Der Bund und das Land Schleswig-Holstein planten, den Bau der Batteriefabrik mit etwa 700 Millionen Euro zu unterstützen. Es waren auch mögliche Garantien in Höhe von weiteren 202 Millionen Euro vorgesehen. Bisher hat Northvolt bereits rund 600 Millionen Euro von der staatlichen Förderbank KfW erhalten, für die Bund und Land je zur Hälfte bürgen. Die Insolvenz könnte also teuer werden für den Bund und das Land Schleswig-Holstein.