Die Weltwirtschaft zeigt sich trotz Kriegen und Krisen robust. Deutschland hinkt im neuen Konjunkturausblick der Industriestaatenorganisation OECD hinterher. Aber ein Aufschwung zeichnet sich ab.
OECD sieht Deutschland 2025 als Schlusslicht bei Wachstum
Laut einer Prognose der OECD wird Deutschland im nächsten Jahr das Schlusslicht unter den Industrieländern beim Wirtschaftswachstum sein. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris gab bekannt, dass für Deutschland im Jahr 2025 nur ein Wachstum von 0,7 Prozent erwartet wird. Für das Jahr 2026 wird jedoch ein Wachstum von 1,2 Prozent prognostiziert.
Die OECD hat ihre Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum erneut nach unten korrigiert. Im September hatte die Industriestaaten-Organisation bereits ihre Vorhersage für Deutschland leicht gesenkt und für 2025 ein Konjunkturplus von damals noch 1,0 Prozent prognostiziert. Für das laufende Jahr erwarten die OECD-Wirtschaftsexperten eine Stagnation in Deutschland. Die Bundesregierung rechnet mit einem leichten Schrumpfen der Wirtschaft.
Schwaches China-Geschäft bremst deutsche Wirtschaft
Die OECD-Wirtschaftsexpertin Isabell Koske nannte als Grund für die schwache Wirtschaftslage den schwachen Export nach China, da Deutschland stärkere Handelsverflechtungen mit China hat als andere Länder. Zudem führt die Konkurrenz chinesischer Hersteller, insbesondere im Automobilsektor, zu Problemen für die deutsche Industrie, so Koske gegenüber der Nachrichtenagentur dpa in Paris.
Laut der aktuellen Geschäftsklimaumfrage der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) sind deutsche Unternehmen in China aufgrund der wirtschaftlichen Probleme im Land und vieler Hindernisse so pessimistisch wie nie zuvor in Bezug auf die Zukunft. Nur etwa ein Drittel der befragten Firmen erwartet positive Entwicklungen für ihre Branche in der Volksrepublik im nächsten Jahr – ein historischer Tiefstand.
Schuldenbremse hemmt Wachstum
Koske sagte, dass ein weiterer Grund für das schwache Wachstum in Deutschland die im Vergleich zu anderen EU-Ländern restriktivere Fiskalpolitik sei, die mit der Wiedereinsetzung der Schuldenbremse einhergehe. Dies habe jedoch auch zu einem starken Rückgang der Inflation geführt. Die Unsicherheiten bezüglich der Finanzierung und Umsetzung einer umweltfreundlicheren Produktion hätten das Vertrauen von Investoren und Verbrauchern in Deutschland beeinträchtigt, ebenso wie die politischen Unsicherheiten aufgrund einer vorgezogenen Bundestagswahl.
Die OECD-Expertin riet einer zukünftigen Regierung, Klarheit bei der Finanzierung und Umsetzung der grünen Transformation zu schaffen. Sie sprach sich für eine Reform der Schuldenbremse aus, um mehr Spielraum für Investitionen zu schaffen. Koske erwähnte, dass das Streichen von umweltschädlichen Subventionen wie dem Dienstwagenprivileg oder der Dieselsubvention zur Finanzierung der Transformation beitragen könnte.
Weltweit robuste Konjunktur
Die OECD prognostiziert weltweit für das kommende Jahr und auch 2026 ein Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent, wobei die Aussichten je nach Region sehr unterschiedlich sind. Im Euroraum wird lediglich mit einem Plus von 1,3 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent gerechnet. Für die USA wird hingegen ein Wachstum von 2,8 Prozent im nächsten Jahr vorhergesagt, bevor es sich auf 2,4 Prozent im Jahr 2026 verlangsamt. In China wird für 2025 ein Anstieg von 4,7 Prozent und für 2026 von 4,4 Prozent prognostiziert.
«Die Weltwirtschaft hat sich als widerstandsfähig erwiesen. Die Inflation ist weiter zurückgegangen und hat sich den Zielen der Zentralbanken angenähert, während das Wachstum stabil geblieben ist», sagte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. Allerdings gebe es anhaltende Unsicherheiten. Eine Verschärfung der Konflikte im Nahen Osten könnte die Energiemärkte stören und Vertrauen und Wachstum beeinträchtigen. Zunehmende Handelsspannungen könnten das Wachstum beeinträchtigen.
Auch Wachstumsschub möglich
Die OECD erklärte, dass ein Wachstumsschub möglich sei, falls die Kaufkraft schneller als erwartet wiederhergestellt werde und das Verbrauchervertrauen steige. Ebenso könnten eine baldige Lösung der großen geopolitischen Konflikte die Stimmung verbessern und die Energiepreise senken.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Sitz in Paris vereint Länder, die sich zur Demokratie und Marktwirtschaft bekennen. Neben großen Volkswirtschaften wie Deutschland, den USA und Japan sind mittlerweile auch Schwellenländer wie Mexiko und Chile Mitglied.