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Opec+ dreht den Ölhahn auf

Eine freiwillige Beschränkung der Ölförderung läuft ab Dienstag aus. Die Mitglieder der Opec+ wollen den Ölhahn wieder stärker aufdrehen. Höhere Mengen könnten Verbraucher beim Preis entlasten.

Es soll wieder mehr Öl gepumpt werden.
Foto: Ali Haider/EPA/dpa

In den letzten Monaten ist es für Verbraucher in Bezug auf den Ölpreis nicht schlecht gelaufen: Der Rohstoff, der maßgeblich die Kosten für Autofahren oder Heizen beeinflusst, ist deutlich günstiger geworden. Das für Europa wichtige Rohöl der Nordseesorte Brent kostete im Januar zeitweise 82 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) und wird jetzt etwa zehn Prozent günstiger gehandelt. Und die Aussichten für weitere Preisrückgänge sind nicht schlecht.

Die acht Ölexportländer der Opec+ haben beschlossen, ab diesem Dienstag (1. April) das Förderlimit aufzuheben. Der Ölverbund aus Opec-Mitgliedern und anderen wichtigen Förderländern wie Russland plant, die 2023 beschlossene Reduzierung der täglichen Produktion um 2,2 Millionen Barrel schrittweise aufzuheben.

Wie reagiert der Ölpreis?

Die Ankündigung der Opec+, ihre freiwilligen Förderkürzungen schrittweise zurückzufahren, kam bereits Anfang März und war für die Ölmärkte eine große Überraschung. In der ersten Reaktion sind die Ölpreise deutlich gefallen. Im Verlauf des März konnten sich die Notierungen aber wieder erholen. Wenn die Opec+ aber tatsächlich beginnt, den Ölhahn stärker aufzudrehen, dürfte das auch Auswirkungen auf die Preise haben. «Das de facto steigende Ölangebot dürfte in den Fokus rücken und die Preise belasten», kommentierte Barbara Lambrecht, Rohstoffexpertin der Commerzbank.

 Was bedeutet das für Heizöl?

Es wird erwartet, dass sich auf dem Weltmarkt eine Entwicklung abzeichnet, die sich auch zeitverzögert auf die Heizölpreise auswirken wird.

Das schrittweise Ende der Förderbeschränkung der Opec+ fällt jedoch in eine Zeit, in der die Heizperiode auf der nördlichen Halbkugel endet und die Preisentwicklung erst im kommenden Herbst wieder stärker in den Fokus der Verbraucher rücken dürfte.

Welche Auswirkungen hat es auf die Preise für Benzin und Diesel?

An den Tankstellen dürfte der Beschluss der Opec+, den Ölhahn wieder etwas stärker aufzudrehen, nur begrenzt Auswirkungen zeigen. «Wenn die Förderung ausgeweitet wird, ist das auf jeden Fall ein Impuls in Richtung günstigerer Ölpreise», sagte Christian Laberer, Kraftstoffmarktexperte beim ADAC. 

Allerdings habe die beschlossene Ausweitung allenfalls das Potenzial, den Ölpreis um ein paar Dollar zu drücken und den Spritpreis damit um einige Cent. Dies seit aber auch nur dann zu erwarten, wenn die Mineralölkonzerne den Preisrückgang auf dem Weltmarkt an die Verbraucher an den Tankstellen weitergeben. Nach Einschätzung von Laberer spielt zudem das Ende der Heizperiode eine Rolle: «Dieselfahrer können aktuell darauf hoffen, dass das Ende der Heizperiode die saisontypische Entspannung beim Preis für ihren Kraftstoff mit sich bringt.»

Welchen Einfluss hat Donald Trump?

Zur Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident im Januar kostete Rohöl der Nordseesorte Brent noch etwa 82 Dollar je Barrel. Dann ist der Preis bis Anfang März schnell auf unter 70 Dollar gefallen, was vor allem mit der aggressiven Zollpolitik der neuen US-Regierung zu tun hat. Das als «erratisch» beschriebene Vorgehen mit immer neuen Ankündigungen, Rücknahmen oder Verschiebungen von Zöllen sorgt an den Märkten für große Verunsicherung mit Blick auf die Weltwirtschaft und belastet damit die Nachfrage nach Rohöl.

Trump hat auch in der Vergangenheit mehrmals die Opec aufgefordert, die Preise zu senken. Allerdings hat das jüngste harte Vorgehen der US-Regierung gegen den wichtigen Ölförderland Iran ebenfalls einen starken Einfluss auf die Ölpreise gehabt. Insbesondere die Sanktionen gegen die Verarbeitung von iranischem Öl in China haben in den letzten Handelstagen zu einem erneuten Anstieg der Ölpreise geführt.

Was bedeutet das für Russland, das auch zur Opec+ gehört?

Die Einnahmen aus dem Verkauf von Rohöl spielen für Russland eine bedeutende Rolle. Trotz der Bemühungen des Westens, die Einnahmen aus dem Ölgeschäft zu beschränken, bleiben russische Öllieferungen nach Indien oder China eine der wichtigsten Finanzquellen für den Kreml. Laut dem Wirtschaftsdienst Bloomberg stiegen die Rohöllieferungen aus allen russischen Häfen im März auf 3,45 Millionen Barrel pro Tag und erreichten damit den höchsten Wert seit dem vergangenen Oktober.

US-Präsident Trump hat betont, dass die Ölpreise gesenkt werden müssen, um den Krieg in der Ukraine zu beenden. Durch den Beschluss der Opec+ zur Erhöhung der Fördermenge könnten die russischen Einnahmen aus dem Ölgeschäft insgesamt steigen. Dies ist jedoch nur möglich, wenn der Preisrückgang auf dem Weltmarkt durch die höhere Fördermenge begrenzt bleibt.

dpa