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Ostdeutsche gehen häufiger in die Innenstadt

Wie blicken Menschen in Ost und West auf die Innenstädte? Eine Umfrage zeigt: Westdeutsche interessieren sich nur wenig für die ostdeutschen Stadtzentren. Dabei haben die offenbar einen Vorteil.

18 Prozent der Ostdeutschen geben an, täglich in ihre Innenstadt zu gehen oder zu fahren. Bei Westdeutschen sind es lediglich zehn Prozent. (Symbolbild)
Foto: Stefan Sauer/dpa

Menschen in Ostdeutschland besuchen ihre Innenstädte wesentlich häufiger. 43 Prozent zieht es einer Umfrage zufolge täglich oder mindestens zwei- bis dreimal pro Woche ins Stadtzentrum. Im Westen gibt dies nur jeder Dritte an. Das geht aus einer Sonderauswertung für die «Deutschlandstudie Innenstadt» hervor. 

Im Juni und Juli 2024 wurden im Auftrag des Handelsverbandes Deutschland (HDE) und des City-Management-Verbandes Ost (CMVO) fast 5.050 Menschen vom Beratungsunternehmen Cima repräsentativ befragt.

Daher ist das Einkaufen in beiden Landesteilen das häufigste Motiv, warum Verbraucher die Innenstädte besuchen. Trotzdem gibt es Unterschiede: Im Westen werden gastronomische Angebote und Arztbesuche häufiger als Gründe für Besuche genannt. Im Osten hingegen sind öffentliche Einrichtungen, Bibliotheken, Feste, berufliche Anlässe, Bildung und Kulturangebote wie Theater oder Kino wichtiger.

Gemeinsame Probleme: Verkehr und Stadtbild

Aus Sicht von CMVO-Vizepräsidentin Susann Liepe verfügen die Stadtzentren in ostdeutschen Bundesländern über eine «ausgewogenere Mischung» als im Westen. «Im Osten sind mehr öffentliche Einrichtungen, Arbeitsplätze, Bildungsinstitutionen und Dienstleistungen in den Zentren angesiedelt.» Das bringe mehr Menschen in die Innenstädte. Dies sei auch darauf zurückzuführen, dass Nutzungsmotive stärker gekoppelt würden.

Laut Umfrage besteht in Innenstädten in Ost- und Westdeutschland vor allem Handlungsbedarf in Bezug auf Stadtbild, Aufenthaltsqualität, Mobilität, Verkehr und Parken. Die Befragten in Westdeutschland sehen einen höheren Bedarf an Investitionen. Die Autoren der Studie erklären dies damit, dass in den ostdeutschen Städten nach der Wende bereits zahlreiche aufwendige Sanierungen durchgeführt wurden.

Berlin, München, Hamburg und Dresden am beliebtesten

Die Umfrage zeigt auch: Ostdeutsche interessieren sich mehr für Innenstädte im gesamten Bundesgebiet, während Westdeutsche vor allem die im Westen bevorzugen. Keine ostdeutsche Stadt außer Berlin schafft es bei den Befragten aus den alten Bundesländern in die Top 10.

«Es scheint so, als ob viele Westdeutsche auch fast 45 Jahre nach der Wende den Osten noch nicht für sich entdeckt haben», sagte Liepe. Bei Befragten aus den neuen Bundesländern führen Berlin, Dresden und Leipzig das Ranking der attraktivsten Innenstädte an. Im Westen liegen München, Hamburg und Köln vorn. Die Hauptstadt schafft es lediglich auf den fünften Rang.

Ost und West stehen jedoch vor ähnlichen Herausforderungen. Sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland geben viele Menschen an, dass sie ihre Innenstädte nicht mehr so häufig besuchen wie vor 2022. Es ist möglich, dass die Besucherzahlen weiter sinken. Im Westen planen über 30 Prozent, die Stadtzentren zukünftig seltener zu besuchen, im Osten sind es 28 Prozent. Nur jeweils etwas mehr als 10 Prozent möchten hingegen öfter kommen.

dpa