Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Pharmaindustrie in Deutschland auf Wachstumskurs

Export boomt, Arbeitsplätze steigen – US-Zölle als Herausforderung für die Pharmabranche in Europa.

Die deutsche Pharmaindustrie erwartet Wachstum, warnt aber vor US-Zöllen (Archivfoto).
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Die Pharmaindustrie in Deutschland erwartet trotz der Krise einen deutlichen Anstieg des Umsatzes und der Arbeitsplätze. Dies ist auf ein wachsendes Exportgeschäft, eine Stabilisierung des Heimatmarktes und Vorzieheffekte aufgrund drohender US-Zölle zurückzuführen, wie eine Prognose des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) zeigt.

Insbesondere das bedeutende Exportgeschäft habe zu Beginn des Jahres Fahrt aufgenommen, auch aufgrund der von US-Präsident Donald Trump angedrohten Zölle auf Medizinprodukte, wie der VFA in dem vorliegenden Papier der Deutschen Presse-Agentur schreibt. Unternehmen hätten wahrscheinlich ihre Lagerbestände in den USA erhöht, um sich im Falle von Zöllen abzusichern. US-Handelsdaten liefern Hinweise darauf.

Es wird berichtet, dass Pharmakonzerne in letzter Zeit so viele Medikamente wie möglich über den Atlantik verschifft haben, um drohenden Zöllen zu entgehen. Frachtdienstleister wie Lufthansa Cargo und DHL haben einen Anstieg der Nachfrage nach Pharma-Sendungen in die USA festgestellt.

In einem Gastbeitrag für die «Financial Times» forderten die Chefs der Pharmakonzerne Novartis und Sanofi, Vas Narasimhan und Paul Hudson, die EU-Kommission müsse Arzneimittelpreise auf das deutlich höhere Niveau in den USA anheben, um Anreize für Innovationen zu schaffen. Sie warnten, Europa müsse «dringend handeln, sonst setzt ein Niedergang ein und der Wegzug von Unternehmen beschleunigt sich».

Mehr Jobs in Deutschland

Der VFA erwartet in diesem Jahr ein Umsatzplus von 2,5 Prozent und ein Produktionswachstum von 2,9 Prozent. Die Beschäftigung in der Pharmabranche soll um 1.100 auf etwa 132.000 Menschen steigen. Die deutsche Wirtschaft insgesamt wird dagegen voraussichtlich im Jahr 2025 stagnieren.

Mögliche US-Zölle auf Medizinprodukte sind in der Prognose nicht berücksichtigt. Kämen sie, erwartet VFA-Chefvolkswirt Claus Michelsen «kurzfristig deutliche Einschnitte bei den Unternehmen und mittelfristig erhebliche Herausforderungen für die Pharmabranche in Europa». Zölle könnten dort, wo wegen bestehender Verträge keine Preiserhöhungen möglich seien, die Profitabilität der Arzneihersteller empfindlich treffen, so der Verband.

Von Trumps globalem Zollpaket sind Medikamente bisher ausgenommen. Kommen US-Zölle auf Medizinprodukte, würden sie zu «teils zu höheren Preisen für die amerikanische Bevölkerung führen», meint der VFA. Die Nachfrage nach Arzneien der Amerikaner werde wohl wenig reagieren, denn komplexe und patentgeschützte Waren seien nicht ohne Weiteres austauschbar.

Sorgen um Gesundheitsversorgung 

Laut dem Statistischen Bundesamt sind die USA für die deutsche Pharmabranche ein unverzichtbarer Absatzmarkt. Im Jahr 2024 wurden Waren im Wert von 27 Milliarden Euro in die USA exportiert, was fast ein Viertel der deutschen Pharmaexporte ausmacht. Besonders gefragt waren immunologische Erzeugnisse wie Antisera, Impfstoffe und Blut.

Die drohenden US-Zölle sorgen auch hierzulande für Bedenken bezüglich der Gesundheitsversorgung. Im Jahr 2024 importierte Deutschland Pharmazeutika im Wert von 12,1 Milliarden Euro aus den USA, was knapp 17 Prozent der Brancheneinfuhren entspricht, sowie gut 12 Prozent der Vorprodukte, darunter sterile Schläuche für die Arzneiproduktion. Der VFA warnte bereits vor Monaten davor, dass sich Vorprodukte bei einem Handelskrieg stark verteuern oder zeitweise ganz fehlen könnten.

dpa