Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Preisanstieg beim Kaffee erwartet

Rohkaffee wird an den Rohstoffbörsen zu Höchstpreisen gehandelt. Für Kaffeetrinker in Deutschland dürfte sich das nach Einschätzung von Experten erst in einigen Monaten spürbar auswirken.

Rohkaffee wird in diesen Tagen zu Rekordpreisen an den Rohstoffbörsen gehandelt.
Foto: Fabian Sommer/dpa

Verbraucher in Deutschland werden im kommenden Jahr voraussichtlich mehr Geld für Kaffee bezahlen müssen. «Die Kaffeepreise werden steigen», sagte Agrarmarkt-Experte Carlos Mera von der Rabobank in London. Bei Kaffee der unteren Preisklasse in Großpackungen sei mit einem Anstieg von mindestens 30 Prozent zu rechnen. Weniger stark betroffen seien kleinere Packungen, starke Marken und Kapseln.

Der Preis für Arabica-Bohnen, der an der Rohstoffbörse ICE in New York gehandelt wird, ist in dieser Woche auf über 320 US-Cent pro US-Pfund (454 Gramm) gestiegen. Dies ist der höchste Preis seit 1977, sagte Mera, ohne die Inflation zu berücksichtigen. Im Laufe dieses Jahres sind die Rohkaffeepreise um etwa 70 Prozent gestiegen. Die Auswirkungen werden sich erst in 6 bis 9 Monaten für Endverbraucher bemerkbar machen, so Mera.

Der Börsenpreis dient als Grundlage für den globalen Kaffeepreis. Nur ein Teil der weltweiten Bestände wird direkt an der Rohstoffbörse gehandelt. Die meisten sogenannten Terminkontrakte werden nicht physisch geliefert. Für Hersteller und Weiterverarbeiter dienen sie oft als Absicherung gegen Preisschwankungen und Liefermengen.

«Wir als Kaffeeröster werden handeln müssen.»

Auch Marktführer Tchibo hält weitere Preiserhöhungen für unumgänglich. «Wir als Kaffeeröster werden handeln müssen. Wann und wie kann man jetzt noch nicht genau sagen. Die Preisdramatik, die wir sehen, geht nicht so schnell weg», sagte ein Sprecher. Die Kaffeelager seien weltweit leer. Es gebe daher kein Puffer, um das auszugleichen. Tchibo hatte erst im April angekündigt, die Preise wegen steigender Kosten zu erhöhen. 

Hauptgrund für den Preisanstieg ist die Situation im wichtigsten Erzeugerland Brasilien. «Wegen großer Trockenheit in diesem Jahr sind die Produktionserwartungen für Arabica-Kaffee rückläufig. Die Bäume tragen in erster Linie Blätter und keine Kirschen», sagte Experte Mera. Die Ernte werde voraussichtlich noch schlechter ausfallen als die letzte, die ebenfalls enttäuschend verlaufen sei. 

Weitere Ursachen sind daher die wachsende weltweite Nachfrage und längere Transportzeiten rund um das Rote Meer. Auch die Unsicherheit bezüglich des verschobenen EU-Waldschutzgesetzes sowie potenzielle Zölle in den USA spielen laut Mera eine Rolle. Er prognostiziert, dass sich die Situation an der Börse Anfang 2025 wieder etwas beruhigen wird. Der Deutsche Kaffeeverband sowie die Kaffeeröster Melitta und Dallmayr haben sich nicht geäußert.

Menschen in Deutschland trinken im Schnitt 164 Liter pro Kopf

Kaffeetrinker mussten zuletzt bereits tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für Pads und Kapseln stiegen zwischen 2020 und 2023 um 25 Prozent, Bohnenkaffee war gut 20 Prozent teurer. Wie viele Branchen haben auch die Kaffeeerzeuger mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Laut einer 2022 veröffentlichten Studie von Schweizer Wissenschaftlern könnten die Anbauflächen, die am besten für Arabica-Kaffee geeignet sind, bis 2050 etwa um die Hälfte zurückgehen.

Laut dem Deutschen Kaffeeverband machen Arabica und Robusta fast 99 Prozent der weltweiten Kaffeeproduktion aus. Arabica ist die am meisten verbreitete Sorte. 60 Prozent des nach Deutschland importierten und konsumierten Kaffees stammen aus Brasilien und Vietnam. In Deutschland trinkt jeder durchschnittlich 164 Liter Kaffee pro Jahr.

dpa