Kunden zahlen beim Friseur mehr als vor einigen Jahren. Warum eigentlich? Was kostet ein Haarschnitt im Schnitt? Und wie reagiert die Branche auf die wachsende Konkurrenz durch Barbershops?
Preise für Friseur-Besuch deutlich gestiegen

Beim Friseurbesuch müssen Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland heutzutage deutlich mehr bezahlen als noch vor ein paar Jahren. Laut Statistischem Bundesamt stiegen die Preise für Frauen im September um rund 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, für Männer und Kinder jeweils um knapp 31 Prozent. Woran liegt das? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was kostet ein Haarschnitt?
Die Preisspanne ist laut Branchenangaben groß – und sie wächst weiter. Frauen zahlen im Durchschnitt gut 54 Euro für Waschen, Schneiden und Föhnen, Männer 33 Euro. Dies ergab eine Umfrage des Friseur- und Kosmetikverbands NRW unter Betrieben. Ein einfacher Haarschnitt ist günstiger. Besonders stark angestiegen sind die Preise für Strähnen und Färben. Barbershops waren nicht an der Befragung beteiligt.
Laut einer YouGov-Umfrage zahlen 28 Prozent der Deutschen normalerweise zwischen 15 und 29 Euro beim Friseur. 20 Prozent geben hingegen 30 bis 49 Euro aus, was einem Anstieg von 14 Prozent entspricht. 8 Prozent geben weniger als 15 Euro aus, während 26 Prozent überhaupt kein Geld für einen Haarschnitt ausgeben. Männer zahlen im Vergleich zu Frauen deutlich weniger. Ende Oktober wurden knapp 2.900 Erwachsene von dem Meinungsforschungsinstitut zu diesem Thema befragt.
Warum sind die Preise gestiegen?
Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, Holger Stein, erklärt, dass die höheren Preise hauptsächlich auf gestiegene Personalkosten, teurere Energie und Materialien sowie auf die allgemeine Inflation zurückzuführen sind. Der anhaltende Fachkräftemangel bereitet vielen Betrieben ebenfalls Probleme. Laut Stein entfallen rund 55 bis 60 Prozent der Gesamtkosten in der Branche auf das Personal.
Wie ist die Stimmung in der Branche?
Nicht gut. Viele Friseurbetriebe spüren die Preissensibilität der Verbraucher. «Kundinnen und Kunden halten sich weiterhin mit Ausgaben zurück, was die Auslastung vieler Salons drückt», sagt Verbandsvertreter Stein. Der Umsatz sei zuletzt nur noch gestiegen, weil die Preise angehoben wurden. Im vergangenen Jahr lagen die Gesamterlöse des Friseurhandwerks laut einer Prognose bei 7,67 Milliarden Euro. 2025 dürfte es Stein zufolge etwas weniger sein. Die Betriebe erwarten weniger Kundschaft und Aufträge.
Auch die Folgen der Corona-Pandemie sind Stein zufolge weiter zu spüren. Viele Menschen gehen demnach seltener zum Friseur, «weil sie es sich nicht mehr leisten können oder wollen».
Während der Pandemie mussten Friseursalons zeitweise schließen. Laut Thilo Heyder vom Marktforschungsunternehmen NIQ haben viele Haushalte in dieser Zeit Haarschneider gekauft. Zwischen Oktober 2019 und September 2020 stieg die Anzahl der verkauften Geräte um 12 Prozent, im folgenden Jahr sogar um 27 Prozent auf 2,4 Millionen Geräte. Danach ging der Verkauf zurück – vermutlich auch, weil viele Menschen mittlerweile bereits einen Haarschneider besitzen.
Wie viele Friseure gibt es in Deutschland?
Laut Verbandsangaben sinkt die Anzahl der Friseurbetriebe seit Jahren. Im Jahr 2024 waren 80.363 registriert. Etwa ein Fünftel davon seien Barbershops, schätzt Stein. Im Jahr zuvor arbeiteten in der gesamten Branche knapp 150.000 Menschen – etwa 300 weniger als 2023.
Stein sagt, dass das Friseurhandwerk von der schwierigen Wirtschaftslage bedroht sei. Eine Erholung werde erst eintreten, wenn sich die Situation deutlich verbessert.
Welche Themen beschäftigen die Branche?
Klassische Friseursalons erhalten zunehmend Konkurrenz von Barbershops. Sie haben sich vor allem im urbanen Raum etabliert und bieten Haarschnitte oft günstiger an. «10 Euro, 12 Euro: Die würfeln ihre Preise, glaube ich manchmal», sagt Mike Engels, Vorstandsmitglied beim Friseur- und Kosmetikverband NRW. «An vielen Orten, an denen klassische Salons schließen, öffnet danach ein Barbershop.» Barbershops sind eigentlich auf Haarschnitte und Bartpflege für Männer spezialisiert. Immer mehr weiten ihr Angebot jedoch aus und bedienen inzwischen auch Kundinnen.
Stein beobachtet den Boom bei Barbershops mit Skepsis: «Barber ist nicht gleich Barber, aber wir sehen hier verstärkt Dumping-Preise. Das ist ein unfairer Wettbewerb. Damit kann ein Betrieb nicht kostendeckend arbeiten.» Wie qualifiziert die Mitarbeiter in diesen Salons seien, spiele oft keine Rolle. Mit einer normalen Friseurausbildung sei dies nicht vergleichbar. Insbesondere beim Einsatz von Chemie, etwa im Bereich Haarfärbung oder Dauerwelle, fehle es an Fachwissen.
Die Herausforderungen der Gesamtbranche spiegeln sich auch im Nachwuchs wider: Zwischen 2014 und 2023 ist die Anzahl der Auszubildenden von 23.540 auf 13.509 gesunken. Immerhin gab es zuletzt erstmals seit mehr als zehn Jahren wieder einen leichten Anstieg. Auffällig ist zudem: Immer mehr Männer entscheiden sich für den Beruf – ihr Anteil lag 2024 bei gut einem Drittel.








