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Deutschland und die EU könnten Wasserstoffziele verfehlen

Experten warnen vor deutlichem Rückstand bei Elektrolysekapazität und Bau von Windrädern. Die EU ist weit entfernt von den geplanten 120 GW Kapazität.

Deutschland und die EU laufen nach einer kürzlich veröffentlichten Studie Gefahr, ihre eigenen Wasserstoffziele zu verfehlen. Sauberer Wasserstoff als Energieträger sei zum Erreichen der globalen Klimaziele unverzichtbar.
Foto: Nicolas Armer/dpa

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy& besteht die Gefahr, dass Deutschland und die EU ihre eigenen Wasserstoffziele verfehlen könnten. Sauberer Wasserstoff als Energieträger ist entscheidend für das Erreichen der globalen Klimaziele.

«Deutschland hinkt seinen Plänen deutlich hinterher», schrieben die Branchenexperten. Bis 2030 sei eine Elektrolysekapazität von 10 Gigawatt (GW) geplant. In Betrieb seien heute nicht einmal 0,1 GW, finanziert seien Projekte mit 0,55 GW. Um das Ziel noch zu erreichen, müsste Deutschland jedes Jahr Elektrolyseanlagen mit 1 bis 2 GW und 200 bis 400 Windräder bauen. In den vergangenen zwei Jahren wurden jedoch nur 0,25 GW Zubau finanziert.

Weltweit Beschleunigungsbedarf

Die EU will laut PwC 2030 mindestens 20 Millionen Tonnen sauberen Wasserstoff nutzen und die Hälfte davon in Europa selbst produzieren. Davon «ist die EU allerdings weit entfernt». Denn dafür müsse sie 120 GW Kapazität aufbauen. Aktuell sind aber erst Anlagen mit 0,2 GW in Betrieb, Anlagen mit 3 GW Leistung sind in Bau oder finanziert. Mit Blick auf die eigenen Ziele müsste die EU jedes Jahr Anlagen mit 20 GW Leistung aufbauen.

In der Studie wird festgestellt, dass weltweit eine große Diskrepanz zwischen den Ankündigungen und der Umsetzung besteht: Während Projekte mit einer Kapazität von 840 GW angekündigt wurden, sind nur 15 GW finanziert oder im Bau, und lediglich 1 GW sind tatsächlich in Betrieb.

Bei den Plänen sei Europa auf Platz 1 vor Afrika und Lateinamerika – bei der Umsetzung seien China, Südkorea und Japan Spitzenreiter. Das asiatische Trio hat laut PwC «bereits jetzt doppelt so viel Produktionskapazität in Betrieb, finanziert oder in Bau wie Europa». Die USA setzen vor allem auf günstigeren Wasserstoff, der mit Abscheiden und Speichern von CO2 hergestellt wird.

Niemeier sieht Politik in der Pflicht

«Der kapitalintensive Wasserstoffmarkt steckt weiterhin in den Kinderschuhen und hatte zuletzt auch noch mit hohen Zinsen und Inflation bei den Materialpreisen zu kämpfen», sagte Co-Autor Dirk Niemeier. Hier sei die Politik in der Pflicht: «Die größte Barriere ist das Fehlen großvolumiger Abnahmeverträge, was die Finanzierung und damit Fertigstellung der Produktionsprojekte verhindert.

Für solche Abnahmeverträge ist es erforderlich, dass eine Förderung vorhanden ist, die ähnlich wie bei erneuerbarem Strom die anfänglichen Mehrkosten im Vergleich zu fossilen Alternativen ausgleicht. „Darüber hinaus ist erneuerbare Energie für sauberen Wasserstoff notwendig, aber knapp.“

dpa