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Reisekonzern FTI meldet Insolvenz an

Europas drittgrößtem Reisekonzern geht das Geld aus. Für Urlauber ist das bitter. Helfen soll ihnen in solchen Fällen der Reisesicherungsfonds der Branche.

Die FTI Group mit etwa 11.000 Beschäftigten war in der Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten.
Foto: Rene Ruprecht/dpa

Europas drittgrößter Reisekonzern FTI ist bankrott gegangen. Die FTI Touristik GmbH, Muttergesellschaft der FTI Group, hat heute beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, wie das Unternehmen mitteilte.

«Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können». Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab morgigen Dienstag (4. Juni) nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können. 

Laut Angaben ist zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik unmittelbar vom Insolvenzantrag betroffen. Danach werden jedoch auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt.

Die Zukunft des Unternehmens schien eigentlich gesichert zu sein, da es in der Corona-Krise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestors Certares plante, die FTI Group für einen Euro zu übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen zu investieren. Die Genehmigung des Deals durch die Wettbewerbshüter stand noch aus.

Den Angaben zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. «Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte», teilte FTI mit. Dem «Handelsblatt» zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Der Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt.

Reisesicherungsfonds soll sich um Urlauber kümmern

Nun ist der Deutsche Reisesicherungsfonds, der im Jahr 2021 gestartet wurde, gefragt. Im Falle einer Insolvenz eines Reiseveranstalters soll er sich um die Rückerstattung der Vorauszahlungen der Kunden, gegebenenfalls den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport kümmern.

Der Fonds, der von der deutschen Tourismusindustrie organisiert und vom Bundesjustizministerium überwacht wird, wurde nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019 ins Leben gerufen. Aufgrund einer Haftungsbeschränkung hatte die Versicherung damals nur einen kleinen Teil der Kosten erstattet, woraufhin der Staat mit Millionen einsprang.

Die FTI Group mit rund 11.000 Mitarbeitern geriet während der Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Schwierigkeiten. Zuletzt sah sich der drittgrößte europäische Reisekonzern nach Tui und DER Touristik dank gestiegener Nachfrage wieder auf Kurs. Im Geschäftsjahr 2022/2023 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzzuwachs von 10 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro und erzielte einen zweistelligen Millionenbetrag an Gewinn. Das Unternehmen gab keine näheren Details zum Ergebnis bekannt. Der Hauptgesellschafter war zuletzt die ägyptische Investoren-Familie Sawiris.

dpa