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Rettungsplan für Automobilzulieferer Webasto steht, Umschwung bis 2028 geplant

Große Hersteller leisten Hilfe, Kunden zahlen mehr, Personalabbau treibt Umschwung, Verluste sollen bald enden.

Mehrere ungünstige Entwicklungen trieben Webasto in die Krise. (Archivbild)
Foto: Lino Mirgeler/dpa

Der Rettungsplan für den Automobilzulieferer Webasto ist abgeschlossen. Alle Vereinbarungen sind mittlerweile unterzeichnet, um die Finanzierung des in die Krise geratenen Unternehmens bis 2028 zu sichern, so Konzernchef Jörg Buchheim.

Insgesamt geht es dabei um die Verlängerung von Krediten in Höhe von 1,2 Milliarden Euro und neue Kredite von rund 200 Millionen Euro als «frisches Geld». Zudem haben auch große Hersteller Hilfe zugesagt. 

Webasto ist laut eigenen Angaben der Weltmarktführer bei Dachsystemen und auch für seine Standheizungen bekannt. Der Konzern war zuletzt aufgrund mehrerer Entwicklungen in eine tiefe Krise geraten, trotz eines Jahresumsatzes von 4,3 Milliarden Euro: Ein Expansionsplan, der das Unternehmen auf 8 Milliarden Umsatz bringen sollte, scheiterte – unter anderem aufgrund der langsameren Entwicklung der Elektromobilität als erwartet. Die Corona-Pandemie führte zu Liquiditätsengpässen und Problemen mit einem Produkt in den USA verursachten Verluste in Höhe von mehreren hundert Millionen.

Bis 2028 plant Webasto eine Neuausrichtung. Neben dem angekündigten Abbau von etwa 1.000 Arbeitsplätzen in Deutschland wird auch im Ausland ein weiterer Stellenabbau durchgeführt, über dessen Details jedoch noch keine Informationen vorliegen. Im Jahr 2024 hatte Webasto weltweit 15.300 Mitarbeiter, davon 3.700 in Deutschland. Ein Bestandteil des Plans ist, dass die Eigentümerfamilien einen Großteil ihrer Anteile an einen Treuhänder übertragen.

Kunden helfen mit hunderten Millionen

Auch die Kunden von Webasto – zahlreiche große Automobilhersteller – tragen dazu bei. Unter anderem, indem sie bis 2028 teilweise höhere Preise für die Produkte des Unternehmens zahlen. Hintergrund sind gestiegene Kosten aufgrund hoher Energiepreise sowie niedrigerer Stückzahlen, die auch die Kosten für Webasto erhöhen. Bis Ende 2028 geht es um 2,5 Prozent des Umsatzes, was einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag entspricht. Dies sei bedeutend, so Buchheim. Aus diesem Grund habe es länger als erwartet gedauert, die Vereinbarungen zu verhandeln.

Im laufenden Geschäftsjahr wird Webasto Verlust erzielen, 2026 soll bereits wieder eine «rote Null» erreicht werden. 2027 ist dann die Rückkehr in die Gewinnzone geplant. Buchheim ist zuversichtlich, dass dies gelingt. Aktuell sei man «vor der Welle» – die Zahlen seien deutlich besser als im Plan hinterlegt. Wichtigster Treiber des geplanten Umschwungs ist dabei der Personalabbau. Dort will man 150 Millionen Euro pro Jahr einsparen.

Keine weiteren Stellenstreichungen in Deutschland geplant

Verkäufe von Unternehmensbereichen sind zwar nicht Teil des Sanierungskonzepts, aber auch nicht ausgeschlossen. „Alle Optionen sind auf dem Tisch“, sagt Buchheim. Das Dachgeschäft bleibt jedoch der Kernbereich des Unternehmens. Dort sollen auch die Hauptinvestitionen fließen.

Das Management betonte, dass der Hauptstandort in Stockdorf bei München nicht zur Debatte stehe. Von den momentan etwa 2.800 Arbeitsplätzen in Bayern würden mehr als 2.000 erhalten bleiben. Das Unternehmen, das stark von Familien geprägt ist, fühle sich sehr mit der Heimat verbunden. Es sind derzeit keine weiteren Stellenstreichungen in Deutschland geplant.

dpa