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Rheinmetall einig mit Lürssen über Kauf der Marinesparte

Die Liste der Rüstungsgüter, die Rheinmetall herstellt, ist lang: Panzer, Artillerie, Munition, Flugabwehr, Militär-Lkw. Schiffe sind nicht auf der Liste. Aber das ändert sich wohl bald.

Mit dem Kauf des Marine-Spezialisten NVL will Rheinmetall sein Geschäftsfeld erweitern. (Archivbild)
Foto: Christian Charisius/dpa

Rheinmetall, Deutschlands größter Rüstungskonzern, plant die Übernahme der Marinesparte der Bremer Werftengruppe Lürssen. Nach Angaben von Rheinmetall in Düsseldorf hat man sich mit Lürssen auf die wesentlichen Bedingungen geeinigt und wird die Transaktion kurzfristig formal abschließen. Die Übernahme der Naval Vessels Lürssen (NVL) könnte Anfang 2026 abgeschlossen werden, sofern die Kartellbehörden zustimmen.

Zum Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Angesichts der Milliardenumsätze beider Firmen dürfte aber eine gewaltige Summe an die Lürssen-Eigner fließen. NVL hat den Angaben zufolge rund 2100 Beschäftigte, 2024 betrug der Umsatz rund eine Milliarde Euro. Neben dem Hauptsitz in Bremen gibt es Werften in Wilhelmshaven (Niedersachsen), Hamburg sowie Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern). Hinzu kommen Standorte in Bulgarien, Kroatien, Ägypten und Brunei. NVL baut Schiffe für Deutschlands Marine und die Marine anderer Staaten sowie für Behörden.

Laut eigenen Angaben hat Rheinmetall rund 40.000 Mitarbeiter an 174 Standorten. Im Jahr 2024 betrug der Umsatz 9,8 Milliarden Euro.

Waffenschmiede sticht in See

Der Düsseldorfer Konzern produziert bisher keine Schiffe, sondern hauptsächlich Rüstungsgüter für die Landstreitkräfte, wie Panzer, Artillerie oder Flugabwehr. Als Zulieferer ist das Unternehmen auch am Bau des US-Kampfjets F35 beteiligt, außerdem stellt die Waffenschmiede Drohnen her und wird bald auch militärische Satelliten produzieren. Nun begibt sich der Rüstungskonzern, der aufgrund des Ukraine-Krieges auf einem starken Wachstumskurs liegt und von einem Rekordwert zum nächsten eilt, gewissermaßen auf See.

Die Marine nutzt bereits Schiffsgeschütze und Lasermodule von Rheinmetall, künftig werden es auch Schiffe sein – vorausgesetzt, der Deal geht wie erwartet über die Bühne. «Künftig werden wir zu Lande, zu Wasser, in der Luft und im Weltraum ein relevanter Akteur sein», sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger. «Rheinmetall entwickelt sich damit zum Domänen-übergreifenden Systemhaus.» 

Zudem treibe man die Konsolidierung der deutschen Verteidigungsindustrie voran. «In Verbindung mit den Rheinmetall-Kompetenzen schaffen wir ein vitales deutsches Kraftzentrum für hochmoderne Überwasserschiffe – ein Powerhouse», sagte Papperger. Auch im maritimen Bereich komme es immer mehr auf militärische Durchsetzungsfähigkeit an.

Bei Lürssen verbleibt eine Firma, die Jachten baut. Dieses Unternehmen hat rund 2000 Beschäftigte. Der Chef der Beteiligungsgesellschaft, Friedrich Lürßen, sagte: «Wir freuen uns, mit Rheinmetall einen vertrauensvollen und starken Partner gefunden zu haben, der NVL und ihren Mitarbeitenden eine erfolgreiche Zukunft sichern kann.» Man wolle den Weg für die politisch seit langem gewünschte Konsolidierung in der deutschen Verteidigungsindustrie ebnen. Diese Konsolidierung sei vor dem Hintergrund der verschärften Bedrohungslage notwendig und sinnvoll. «Nur so lässt sich eine schnelle Wehrfähigkeit unseres Landes sicherstellen.»

dpa