Mit Turbo-Zertifikaten können Kleinsparer gehebelt auf steigende Kurse setzen. Doch viele Produkte sind komplex und bescheren Privatanlegern hohe Verluste, kritisiert die Bafin – und interveniert.
Riskante Wetten: Aufsicht greift bei Turbo-Zertifikaten ein
Die Bafin plant, Privatanleger vor Verlusten bei riskanten Turbo-Zertifikaten zu schützen, indem sie strengere Regeln einführt. Die Vermarktung, der Vertrieb und der Verkauf dieser Wertpapiere sollen eingeschränkt werden, so die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Viele Anleger hatten bereits Tausende Euro mit Turbo-Zertifikaten verloren, die durch einen Hebel Kursschwankungen verstärken.
Im Rahmen einer Produktinterventionsmaßnahme, die Mitte Juni 2026 in Kraft tritt, sind Anbieter von Turbo-Zertifikaten verpflichtet, Kunden standardmäßig vor dem Risiko von Verlusten zu warnen, so die Bafin. Zudem muss sichergestellt werden, dass interessierte Kleinanleger über ausreichende Kenntnisse für den Handel mit diesen Wertpapieren verfügen. Anreize wie Neukundenboni oder reduzierte Ordergebühren sind beim Verkauf dieser Produkte nicht erlaubt.
«Mit dieser Maßnahme stellen wir sicher, dass Kleinanleger sich über die besonderen Risiken von Turbo-Zertifikaten im Klaren sind, bevor sie investieren», sagt Thorsten Pötzsch, Exekutivdirektor Wertpapieraufsicht und Asset-Management bei der Bafin. «Turbo-Zertifikate können erhebliche Verluste verursachen – umso wichtiger ist es, Transparenz herzustellen und das Risikobewusstsein der Anleger zu schärfen.»
Im Schnitt mehr als 6.000 Euro Verlust
Turbo-Zertifikate gehören zu den strukturierten Wertpapieren. Sie sind an Basiswerte wie Aktien oder Rohstoffe gebunden und ermöglichen Anlegern überdurchschnittliche Gewinne, indem sie gehebelt auf Kursanstiege setzen können. Allerdings besteht auch das Risiko überdurchschnittlicher Verluste bis hin zum Totalausfall.
Laut einer Untersuchung der Bafin über einen Zeitraum von fünf Jahren erlitten fast 75 Prozent der Privatkunden in Deutschland Verluste beim Handel mit Turbo-Zertifikaten. Im Durchschnitt verloren sie dabei jeweils 6.358 Euro. Insgesamt beliefen sich ihre Verluste auf über 3,4 Milliarden Euro.
Die Bafin hatte im Mai bereits schärfere Regeln für den Handel mit Turbo-Zertifikaten angekündigt, jedoch kein Totalverbot. Nach einer öffentlichen Anhörung gewährt sie den Banken nun eine verlängerte Umsetzungsfrist. Laut Exekutivdirektor Pötzsch gibt es in Deutschland 20 Anbieter von Turbo-Zertifikaten, hauptsächlich Tochtergesellschaften ausländischer Unternehmen.