Die irische Billigfluglinie streicht Flüge nach Dortmund, Dresden und Leipzig. In Hamburg wird das Angebot um 60 Prozent reduziert, ohne Stellenabbau.
Ryanair reduziert Angebot in Deutschland drastisch
Die irische Billigfluglinie Ryanair setzt ihre Drohung um und reduziert ihr Angebot in Deutschland deutlich. Laut Fluglinienchef Eddie Wilson in Hamburg werden Dortmund, Dresden und Leipzig im Sommer 2025 nicht mehr angeflogen. Das Angebot in Hamburg wird um 60 Prozent reduziert. Ryanair-Flugzeuge sind an den Standorten nicht stationiert.
Es ist bereits seit August bekannt, dass Ryanair plant, sein Angebot am Hauptstadtflughafen BER zu reduzieren. Berlin soll 20 Prozent weniger Flüge als bisher erhalten.
Wilson erklärte, dass die Entscheidung aufgrund der hohen Kosten in Deutschland getroffen wurde. Er bat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die Bundesregierung darum, die Luftverkehrssteuer abzuschaffen und die Flugsicherungsgebühren zu senken.
Wilson betonte, dass die Entscheidung endgültig sei. Wenn die Bundesregierung jedoch reagieren würde, würde auch Ryanair dies tun. Im August hatte Ryanair bereits damit gedroht, das Angebot in Deutschland zu reduzieren, falls die Regierung die erhöhte Luftverkehrssteuer nicht zurücknehmen würde.
Wilson: Politik der Regierung «irrational»
Die Luftverkehrssteuer in Deutschland wurde im Mai erhöht. Die Steuer variiert je nach Reiseziel zwischen 15,53 und 70,83 Euro pro Ticket, wobei die Kosten in der Regel an die Passagiere weitergegeben werden. Die Flugsicherungsgebühr dient unter anderem zur Finanzierung der Deutschen Flugsicherung. Laut dem Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften (BDF) aus Berlin zählt die Gebühr zu den höchsten in Europa.
Wilson bezeichnete die Politik der Bundesregierung als «irrational». Die Regierung nehme an, der Markt für Luftverkehr in Deutschland könne wachsen, obwohl dieser immer weniger konkurrenzfähig sei.
Mehrere standortabhängige Kosten
Der BDF gibt an, dass es für Fluggesellschaften verschiedene kosten gibt, die standortabhängig und wesentlich sind. Neben der Luftverkehrssteuer und der Flugsicherungsgebühr weist der Verband auch auf die Luftsicherheitsgebühr hin, die bei den Durchsuchungen von Passagieren und deren Gepäck anfällt. Ihre maximale Höhe soll bis 2025 von zehn auf 15 Euro steigen. Außerdem erwähnt der BDF Flughafenentgelte, die die Betreiber von den Gesellschaften verlangen.
Verbände äußern Kritik an Wettbewerbsbedingungen
Der BDF teilte mit, der Verband sei von der Ankündigung Ryanairs wenig überrascht. «Das war ein Rückzug mit Ansage und zeigt die negative Dynamik, in der sich der Luftverkehrsstandort Deutschland insgesamt derzeit befindet», sagte Geschäftsführer Michael Engel.
Der BDF erwartet, dass es weitere Negativnachrichten dieser Art geben wird – insbesondere aus Hamburg. Dort plant der Flughafenbetreiber im nächsten Jahr eine Erhöhung der Entgelte.
Der Flughafenverband ADV aus Berlin warnte in einer Stellungnahme davor, dass Deutschland im Luftverkehr den Anschluss verliere. Die Ryanair-Ankündigung zeige, der Standort Deutschland sei zu teuer, sagte Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel. «Wir sind nicht mehr wettbewerbsfähig.»
Strecken sollen wegfallen, Ryanair-Arbeitsplätze nicht
Wie von Ryanair angekündigt, wird das gesamte Angebot in Deutschland im nächsten Sommer um zwölf Prozent im Vergleich zum diesjährigen Sommer reduziert. 22 Strecken werden gestrichen. Wilson betonte, dass es aufgrund der Kürzungen bei Ryanair nicht zu einem Stellenabbau komme. Dennoch geht er davon aus, dass Arbeitsplätze verloren gehen werden. Dies betrifft beispielsweise Taxiunternehmen oder Restaurants.