2025 gibt es in deutschen Geschäften etwa 38.650 Selbstbedienungskassen. Kunden schätzen die Schnelligkeit und Flexibilität, trotz einiger Nachteile.
Selbstbedienungskassen im Trend: Warum sie immer beliebter werden

Zuerst die Milch, dann den Kaffee und die Tiefkühlpizza: scannen, zahlen, einpacken und gehen. Ob im Supermarkt oder in der Drogerie – für viele Kunden ist das bereits zur Routine geworden. Von den rund 710.000 Kassen im deutschen Einzelhandel ist mittlerweile jede 18. eine Selbstbedienungskasse. Und ihre Anzahl nimmt weiter zu – trotz einiger Nachteile. Warum? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wie viele SB-Kassen gibt es?
Im Jahr 2025 werden in deutschen Geschäften laut einer aktuellen Studie des Handelsforschungsinstituts EHI etwa 38.650 Selbstbedienungskassen vorhanden sein. Die Anzahl ist in den letzten Jahren signifikant gestiegen. Im Vergleich dazu gab es 2023 etwa 16.000 und 2021 weniger als 7.300. Zwei Drittel der Kassen befinden sich im Lebensmittelhandel. Mehr als 10.300 Geschäfte in Deutschland haben mittlerweile SB-Kassen – mehr als doppelt so viele wie 2023. Für die Analyse wurden mehr als 100 Unternehmen und Unternehmensgruppen vom EHI befragt, darunter alle großen.
Wie viele Menschen nutzen sie?
«Bei Kunden gibt es eine sehr hohe Akzeptanz. Der Anteil derer, die SB-Kassen nutzen, nimmt zu», sagt EHI-Experte Frank Horst. Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur nutzen knapp zwei Drittel der Menschen in Deutschland SB-Kassen – 19 Prozent immer, wenn sie können, 43 Prozent manchmal. 24 Prozent wollen sie gar nicht verwenden, 13 Prozent haben sie noch nie ausprobiert, können es sich aber vorstellen. Befragt wurden über 2.000 Erwachsene zwischen dem 29. und 31. Oktober.
Was hält Kunden davon ab, die Kassen zu nutzen?
Laut der Umfrage bevorzugt jeder Zweite, der noch nie an einer SB-Kasse gescannt hat, den persönlichen Kontakt an der Kasse (54 Prozent). 42 Prozent zahlen lieber bar, was an einigen SB-Kassen nicht möglich ist. Für knapp jeden Dritten ist es zu mühsam und unkomfortabel (31 Prozent). Etwa jeder Vierte findet den Vorgang zu kompliziert und befürchtet, Fehler zu machen (27 Prozent). Es waren mehrere Antworten auf die Frage nach den Gründen möglich.
Was sind die Vorteile der Kassen?
Oft muss man nicht so lange warten. «Wenn Kunden sehen, dass es an SB-Kassen schneller geht, probieren sie es beim nächsten Mal selbst aus.» Nach der Einführung der Kassen gebe es meist Vorbehalte, sagt Horst, aber die legten sich rasch. Viele nutzen SB-Kassen bevorzugt, wenn sie nur wenige Produkte kaufen. Ideal sind laut Horst Einkäufe mit bis zu 10 Artikeln, da die Ablageflächen begrenzt sind.
Was sind Nachteile?
Ein SB-Kassen wird oft gestohlen. Laut EHI-Experte Horst steigt das Diebstahlrisiko mit der zunehmenden Verbreitung und Nutzung. Händler setzen technische Hilfsmittel ein, um die Gefahr zu reduzieren – wie Ausgangsschleusen und Kameraüberwachung. Dabei wird auch Software mit künstlicher Intelligenz eingesetzt, die bei verdächtigem Kundenverhalten Alarm schlägt.
Die Zahl der Ladendiebstähle im Einzelhandel ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Laut Horst liegt das nicht nur an SB-Kassen. Deren Anteil an allen Kassen sei noch zu gering. Die Unternehmen äußern sich zum Thema nur zurückhaltend. «Wir sehen keinen signifikanten Einfluss von Selbstbedienungskassen auf die Diebstahlquote», sagt ein Sprecher der Handelskette Rewe.
Horst, der Experte, ist überzeugt davon, dass es wahrscheinlich keinen Rückbau der Selbstbedienungskassen mehr geben wird.
Warum bauen die Händler die Zahl ihrer SB-Kassen aus?
Vor allem, weil Personal fehlt. Die Einführung von SB-Kassen entlaste die Mitarbeiter und mache die Personalplanung flexibler, sagt Horst. Der Vorwurf, dadurch würden Jobs abgebaut, stimme nicht. «Durch SB-Kassen fallen keine Arbeitsplätze weg. Wenn der Handel ausreichend Personal finden würde, gäbe es nicht so einen großen Boom bei SB-Kassen.»
Die Baumarktkette Obi hat nach eigenen Angaben bereits die meisten ihrer Märkte mit SB-Kassen ausgestattet. Lidl will bis zum Frühjahr jede zweite Filiale ausrüsten. Der Discounter hatte erst 2023 und damit verhältnismäßig spät damit begonnen, die Kassen einzuführen. «Einige Unternehmen wie dm, Rossmann, Aldi Süd und Lidl, die sich früher zurückgehalten haben, investieren jetzt stark», sagt Horst.
Ikea verwendet seit 2008 SB-Kassen. In den Filialen in Düsseldorf und Ludwigsburg gibt es keine klassischen, bedienten Kassen mehr.
Gibt es künftig mehr Geschäfte ohne klassische Kassen?
Experte Horst kann sich das vorstellen. Vor allem im Lebensmittelhandel erwartet er eine starke Zunahme von Geschäften, die nur noch SB-Kassen anbieten. Einige Händler wie Aldi Süd antworten gar nicht auf die Frage, andere nur zurückhaltend. «Auch künftig wird es in unseren Filialen weiterhin Bedienkassen geben», sagt ein Sprecher von Lidl. Von dm heißt es: «In der Regel ist mindestens eine Kasse mit einem dm-Mitarbeitenden besetzt.»
Laut der Umfrage sind viele Kunden nicht begeistert von der Idee, dass es nur noch SB-Kassen gibt. 31 Prozent finden es gut, 30 Prozent eher nicht. 20 Prozent würden in solchen Geschäften nicht einkaufen. 17 Prozent ist es egal. Horst sagt, dass es bereits heute immer mehr Geschäfte gibt, in denen zeitweise nur noch SB-Kassen geöffnet sind.
Was gibt es außer Selbstbedienungskassen noch?
In einigen Geschäften können Kunden Produkte schon während des Einkaufs mobil scannen – per Handscanner, Einkaufswagen oder Handy-App. Das Auspacken und erneute Registrieren an der Kasse entfällt. In mehr als 3.600 Geschäften war dies laut EHI zuletzt möglich. Die Zahl dieser Angebote ist ebenfalls gewachsen, aber nicht so stark wie bei SB-Kassen. Mehrere namhafte Ketten sind Horst zufolge ausgestiegen. «Die Kundennutzung entsprach offenbar nicht den Erwartungen.»








