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Schaeffler kündigt massive Personaleinschnitte an

Schaeffler plant den Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa, davon 2.800 in Deutschland, trotz vergleichsweise guter wirtschaftlicher Lage.

Von dem geplanten Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa entfallen 2.800 Stellen auf Standorte in Deutschland. (Archivbild)
Foto: Daniel Karmann/dpa

Die Automobilkrise in Deutschland fordert neue Opfer: Nach den düsteren Spar-Ankündigungen von Volkswagen und anderen Unternehmen der Branche kündigt nun auch der Zulieferer Schaeffler massive Personaleinschnitte an – obwohl es dem stark von der Eigentümerfamilie geprägten Unternehmen vergleichsweise gut geht. «Wenn man strukturelle Anpassungen verschleppt – das sieht man bei anderen – ist man später gezwungen, radikale Maßnahmen zu ergreifen», sagt Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld der Deutschen Presse-Agentur.

Schaeffler hat angekündigt, 4.700 Arbeitsplätze in Europa abzubauen, davon 2.800 in Deutschland. Dies entspricht etwa 3,1 Prozent des gesamten Personalbestandes. Allerdings werden auch einige Stellen innerhalb Europas oder ins nicht europäische Ausland verlagert, sodass Schaeffler von einem Nettoabbau im Volumen von 3.700 Stellen spricht. Die Arbeitnehmervertreter reagieren verärgert und fordern, Alternativen auszuloten. Vorstandschef Rosenfeld sagt: Es gibt keine Alternativen.

Harter Wettbewerb mit Chinesen

Hinter den Plänen stehen drei Hauptgründe: Das Geschäft mit Lagern etwa für Windräder lahmt – wegen der Konkurrenz aus China. «Im Windbereich greifen die Chinesen an», sagt Rosenfeld. Die Transformation der Autobranche hin zur E-Mobilität geht langsamer vonstatten als geplant. «Der Abbau von rund 600 Stellen geht auf Kostensynergien aus der Fusion mit Vitesco zurück», sagt Rosenfeld. Schaeffler hatte erst vor wenigen Wochen den Elektroantriebs-Spezialisten aus Regensburg geschluckt und war damit zu einem der weltweit zehn größten Unternehmen der Zulieferbranche mit insgesamt rund 120.000 Mitarbeitern aufgestiegen. 

Das Unternehmen teilte am Hauptsitz in Herzogenaurach in Franken mit, dass zehn Standorte in Deutschland und fünf weitere in Europa von dem Abbau betroffen seien. Zwei der europäischen Standorte sollen komplett geschlossen werden. Besonders betroffen seien die großen Standorte Herzogenaurach, Schweinfurt, Regensburg und Homburg (Saar) in Deutschland. In Schweinfurt könnten laut Betriebsrat – zusammen mit bereits angekündigten, aber noch nicht umgesetzten Maßnahmen – etwa 700 Stellen wegfallen, da ein Werk in ein anderes integriert werden soll. Ein Werk in China soll komplett geschlossen werden, während der Standort Hameln möglicherweise bald verkauft wird.

Schaeffler will sozialverträglich vorgehen

Das Maßnahmenpaket wird in den Jahren 2025 bis 2027 umgesetzt. Ab 2029 sollen jährlich 290 Millionen Euro eingespart werden. Davon entfallen 75 Millionen Euro auf die Fusion mit Vitesco. Rosenfeld hatte bereits vor Wochen öffentlich spekuliert, ob das Unternehmen möglicherweise noch zwei Hauptquartiere benötige – Vitesco hatte seinen Sitz in Regensburg.

«Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler-Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen», sagte Rosenfeld. Die «aktuelle Umfeldlage» in der Automobilbranche bringt beinahe täglich Hiobsbotschaften – die Krise bei Volkswagen ist die prominenteste davon. Aber auch Zulieferer wie ZF Friedrichshafen, Continental oder Brose denken über Personalabbau noch. Zuletzt hatte der französische Reifenhersteller Michelin die Schließung zweier Werke in Frankreich angekündigt, in Deutschland wurde schon vor einigen Monaten das Aus für mehrere Standorte bekanntgegeben.

Wirtschaftliche Lage relativ gut

In den ersten neun Monaten verlief die wirtschaftliche Lage von Schaeffler – noch ohne Vitesco – relativ gut. Die Umsätze stiegen währungsbereinigt um ein Prozent auf 12,233 Milliarden Euro. Auch in der Autosparte gab es einen währungsbereinigten Anstieg um 0,2 Prozent – hauptsächlich aufgrund weiterer Auftragseingänge im Bereich der E-Mobilität. Vor Sondereffekten, Zinsen und Steuern wurde ein Gewinn von 713 Millionen Euro für die ersten neun Monate verbucht, verglichen mit 964 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.

Rosenfeld sieht sein Unternehmen auch deshalb eigentlich in der Spur. Die Doppelstrategie, sowohl auf Komponenten für Verbrenner-Motoren als auch auf E-Mobilität zu setzen, habe sich als richtig erwiesen. Bei den Aufträgen für E-Antriebe liege man mit einem Volumen von 4,4 Milliarden Euro sogar über Plan. 2024 war wegen der Fusion mit Vitesco ohnehin von vornherein zum Übergangsjahr ernannt worden. «Ich gehe nicht davon aus, dass 2025 besser wird», sagt Rosenfeld.

dpa