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Deutschlands Marktanteil schrumpft auf wichtigen Absatzmärkten

China gewinnt an Bedeutung; Deutschland verschläft Trends in der Autobranche. EU-Länder gewinnen auf US-Markt. Zollstreit belastet.

Der Zollstreit mit den USA trifft Deutschlands Exporteure in einer schwierigen Lage. (Archivbild)
Foto: Christian Charisius/dpa

Seit etwa zehn Jahren hat der Marktanteil Deutschlands auf wichtigen Absatzmärkten und in Schlüsselbranchen wie Automobil und Maschinenbau abgenommen. Dies ergibt sich aus einer Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa). Besonders der Aufstieg Chinas und die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump haben zu Veränderungen im Handelsgewicht geführt. Auch eigene Versäumnisse, wie verschlafene Trends in der Autobranche, sind dafür verantwortlich.

China gewinne auf den Weltmärkten immer mehr an Bedeutung – selbst in Kernbereichen der exportstarken deutschen Industrie wie der Autobranche, so die Analyse, über die zuerst der «Spiegel» berichtete. 

Die übrigen EU-Länder könnten sich behaupten und gewannen Anteile auf dem US-Markt, etwa die irische und schweizerische Pharmaindustrie. «China gewinnt in Europa, Europa in den USA – Deutschland hat das Nachsehen», fasst vfa-Chefvolkswirt Claus Michelsen zusammen. Der Zollstreit mit den USA treffe Deutschland nun in einer kritischen Situation.

Laut der Studie ist die Autoindustrie der Hauptgrund für die Verluste der Bundesrepublik, da sie zentrale Zukunftstrends wie die Umstellung auf alternative Antriebe zu spät erkannt hat. Zudem spielen hohe Kosten, die Abhängigkeit von internationalen Zulieferern und mangelnde Flexibilität bei digitalen Geschäftsmodellen, beispielsweise bei vernetzten Fahrzeugen und Softwarelösungen, eine Rolle.

«Deutsche Industrie hat erhebliches Potenzial»

Konkret sanken die Anteile Deutschlands am Welthandel seit 2013 im Schnitt rund 0,11 Prozentpunkte pro Jahr. Dabei stehe die Bundesrepublik nicht schlecht da: «Deutschlands Industrie hat nach wie vor erhebliches Potenzial und ist erfolgreich auf internationalen Märkten positioniert». Jahrelang seien die Exporte gestiegen – nur eben weniger stark als das Welthandelsvolumen. Der schleichende Marktanteilsverlust werde nun immer sichtbarer.

Laut der Studie gewann China von 2013 bis 2024 durchschnittlich rund 0,36 Prozentpunkte pro Jahr auf dem Weltmarkt hinzu. Der Anteil der Volksrepublik stieg vor allem außerhalb der USA, während das Land in Amerika aufgrund hoher Einfuhrzölle in Trumps erster Amtszeit Einbußen hinnehmen musste. Diese führten zu umgeleiteten Handelsströmen. Die Studie basiert auf der Datenbank der Vereinten Nationen, die Handelsdaten von mehr als 170 Ländern umfasst.

Um im Wettbewerb zu bleiben, muss die EU den Binnenmarkt vertiefen, wo immer noch nationale Vorschriften gelten, sagt der vfa. Deutschland benötigt mehr Tempo bei wichtigen Technologien und eine Investitionsoffensive in Infrastruktur, Forschung und Anlagen.

dpa