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Schwierige Zeiten für Zeitarbeiter in Deutschland

Die Rezession trifft die Zeitarbeitsbranche hart, wie eine Analyse zeigt. Die Industrie baut demnach zunächst vor allem externes Personal ab, bevor es die Stammbelegschaft trifft.

Die Zeitarbeitsfirmen sehen zurzeit besonders unter Druck, wie die Untersuchung von Creditreform zeigt. (Symbolbild)
Foto: Robert Michael/dpa/dpa-tmn

Laut einer aktuellen Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Zeitarbeitsbranche besonders stark von der schwierigen Wirtschaftslage in Deutschland betroffen.

«Die Industrie als einer der Hauptkunden der Zeitarbeit steckt im Krisenmodus und reduziert den Personalbestand. Das trifft die Personaldienstleister unmittelbar», sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Zunächst werde bevorzugt externes Personal wie Leiharbeiter abgebaut, weniger die Stammbelegschaft. Die Branche gehöre deshalb zu den Verlierern der Rezession und stehe stark unter Druck.

Die Folgen sind bereits klar erkennbar. Im zweiten Quartal 2025 ist der Umsatz der Leiharbeitsfirmen in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,4 Prozent gesunken, wie Creditreform berichtet. Bereits im ersten Quartal waren die Erlöse um 11 Prozent niedriger. Hantzsch bezeichnet die wirtschaftliche Entwicklung der Branche als Frühindikator für konjunkturelle Veränderungen.

Außerordentlich hohe Insolvenzquote

In letzter Zeit ist die Anzahl der Insolvenzen bereits gestiegen, insbesondere kleine und mittlere Leiharbeitsfirmen sind betroffen. Laut Studie stellten im vergangenen Jahr 120 Unternehmen einen Insolvenzantrag, im ersten Halbjahr 2025 weitere 63.

Die Branche weist Hantzsch zufolge damit eine überdurchschnittlich hohe Insolvenzquote auf. «Für Investoren, Kreditgeber und Lieferanten ist das ein Warnsignal.» Geschäftspartner sollten deshalb die Bonität regelmäßig prüfen. Die finanzielle Lage vieler Unternehmen ist angespannt. Bei mehr als einem Viertel (28 Prozent) der Betriebe liegt die Eigenkapitalquote bei weniger als 10 Prozent. Nur jede zweite Firma erreicht mindestens 30 Prozent.

Gemäß einem Bericht der Bundesagentur für Arbeit ist die Anzahl der Leiharbeiter in Deutschland in den meisten Berufssektoren zuletzt gesunken. Im Juni 2024 gab es insgesamt etwa 675.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Leiharbeitnehmer, wobei gut 70 Prozent männlich waren. Der hohe Anteil ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass Produktionsberufe einen großen Teil der Zeitarbeit ausmachen. Die Bundesagentur berichtete, dass es im Juni 2024 rund 40.000 Verleihbetriebe in Deutschland gab.

dpa