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Stromautobahn Suedlink: Grünes Licht für weiteren Bauabschnitt in Baden-Württemberg

Suedlink soll grünen Strom vom Norden in den Süden transportieren und zehn Millionen Haushalte versorgen. Der Bau hat sich verzögert, aber die Inbetriebnahme ist für Ende 2028 geplant.

Die Stromautobahn Suedlink soll ab 2028 grünen Strom in den Süden Deutschlands bringen. (Archivbild)
Foto: Marijan Murat/dpa

Es handelt sich um ein großes Infrastrukturprojekt, das die Energiewende fördern soll: Die Stromautobahn Suedlink soll grünen Strom vom Norden in den Süden Deutschlands transportieren. Der Bau eines weiteren rund 80 Kilometer langen Streckenabschnitts hat nun in Baden-Württemberg begonnen. Gemäß Angaben des Übertragungsnetzbetreibers TransnetBW hat die Bundesnetzagentur Mitte September grünes Licht gegeben.

Auch an anderen Standorten in Deutschland hat der Bau bereits begonnen. Was genau ist bei Suedlink geplant? Und was hat das für Stromkundinnen und Stromkunden zu bedeuten? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Was ist Suedlink?

Suedlink ist eine der geplanten Stromautobahnen in Deutschland. Die Strecke wird voraussichtlich etwa 700 Kilometer lang sein und soll zehn Millionen Haushalte mit Ökostrom versorgen. Zwei Stromleitungen sollen entlang des Großteils der Route parallel verlegt und betrieben werden. Laut den Übertragungsnetzbetreibern Tennet und TransnetBW belaufen sich die Kosten auf ungefähr zehn Milliarden Euro.

Wo verläuft die neue Stromtrasse?

Die Stromtrasse verläuft durch sechs Bundesländer: von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Hessen und Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Eine der Leitungen beginnt in Brunsbüttel und endet in Leingarten in Baden-Württemberg, die andere Verbindung führt von Wilster nach Bergrheinfeld in Unterfranken. Bei Glückstadt in der Nähe von Hamburg wird sogar ein eigener Elbtunnel gebaut, ein weiteres Teilstück wird 200 Meter unter der Erde in einem Salzbergwerk bei Heilbronn verlegt.

Warum wird überhaupt gebaut?

Der Strom soll mit Suedlink dorthin geleitet werden, wo er benötigt wird: vom windreichen Norden in den Süden Deutschlands. Der Korridor endet in Bayern und Baden-Württemberg – zwei Bundesländer, die nach der Abschaltung der Atomkraftwerke und dem Kohleausstieg vermehrt auf Windkraft aus Norddeutschland angewiesen sind. Die neue Trasse soll eine stabile Stromversorgung sicherstellen.

Wann soll Suedlink in Betrieb gehen?

Der Bau hat in den letzten Jahren mehrmals Verzögerungen erfahren. Ursprünglich war geplant, dass die Nord-Süd-Trasse bereits 2022 fertig sein sollte. Zuerst wurde der Termin auf 2026 verschoben. Aktuell ist die Inbetriebnahme für Ende 2028 geplant. Tennet ist für die Planung und den Bau im Norden des Landes zuständig, während TransnetBW Mittel- und Süddeutschland verantwortet.

Warum dauert der Bau so lange?

Die Verzögerungen wurden laut Unternehmensangaben hauptsächlich durch langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren verursacht. Die Stromkabel verlaufen zum Beispiel über Grundstücke und Felder. Auch die Bauarbeiten sind anspruchsvoll: Um die Leitungen unter der Erde zu verlegen, müssen teilweise Flüsse, Autobahnen und Infrastruktur überquert werden. Eine weitere Herausforderung besteht darin, dass ein Meter Kabel etwa 42 Kilogramm wiegt. Nicht alle Straßen sind für ein solches Gewicht ausgelegt und müssen gegebenenfalls verstärkt werden.

Welche Vor- und Nachteile hat Suedlink?

Bei der Verlegung von Erdkabeln wird im Allgemeinen weniger in das Landschaftsbild eingegriffen als bei Strommasten. Zudem ist es das Ziel von Suedlink, Gleichstrom zu transportieren. Dadurch geht beim Transport weniger Energie verloren als bei der Übertragung von Wechselstrom. Die Konverter an den Endpunkten der Stromtrasse wandeln den Gleichstrom in Wechselstrom um. Sowohl die Verlegung von Erdkabeln als auch die Verwendung von Gleichstromkabeln stellen jedoch die teurere Option dar.

Wird der Strompreis für Verbraucher jetzt steigen?

Die Auswirkungen der zukünftigen Inbetriebnahme von Suedlink auf die Strompreise sind ungewiss. Es ist jedoch klar, dass die Kosten des Projekts über viele Jahre auf die Netzentgelte umgelegt werden und somit von den Verbrauchern getragen werden. Gleichzeitig soll die neue Trasse dazu beitragen, Engpässe in der Stromversorgung zu vermeiden – was Kosten spart. Im Idealfall muss weder zusätzlicher Strom eingekauft werden, noch müssen zusätzliche Kraftwerke hochgefahren werden. Weniger Engpässe bedeuten somit eine geringere Belastung für den Geldbeutel.

Gibt es auch Kritik?

In der Vergangenheit haben Bürgerinitiativen und Aktionsbündnisse wiederholt Bedenken gegen das Megaprojekt geäußert und mit Klagen gedroht. Sie befürchteten unter anderem negative Auswirkungen auf Landwirtschaft und Umwelt. Auch die bayerische Landesregierung hatte scharfe Kritik geäußert. Energieexperten halten den Ausbau des Stromnetzes im Zuge der Energiewende für unerlässlich.

dpa