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Chinas Automarkt im Fokus: Kampf um Marktanteile und Innovationen

Deutsche Autobauer müssen sich in China behaupten, da einheimische Hersteller dominieren und Technologieunternehmen den Markt aufmischen.

China ist der größte Automarkt der Welt, was die Messe besonders wichtig macht. (Archivbild)
Foto: Wang Xiang/XinHua/dpa

Um erfolgreich Autos zu bauen, müssen deutsche Autobauer in China bestehen. Lange Zeit hatten sie dort gute Geschäfte gemacht, bis die Chinesen aufholten und sie in einigen Bereichen überholten. Bei der kommenden Autoshow in Shanghai wird sich zeigen, wer die Nase vorn hat.

Denn nur Bekanntheit und guter Ruf sind nicht ausreichend, um erfolgreich zu sein. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, den Markt und seine Käufer zu verstehen. Diese Fragen und Antworten erläutern, wie der Automarkt in China funktioniert und warum es sich auch in Deutschland lohnt, die Messe in Fernost zu besuchen.

Wie ist die Lage auf dem chinesischen Automarkt?

China bleibt weiterhin der größte Automarkt der Welt, mit rund 31 Millionen verkauften Autos im vergangenen Jahr. Trotzdem wird der Wettbewerb immer intensiver. Einheimische Hersteller haben ihren Vorsprung bei Elektroautos, die in China besonders beliebt sind, weiter ausgebaut. Branchenführer BYD beherrscht dieses Segment. Neue Modelle werden mit High-Tech-Features und Assistenzsystemen auf den Markt gebracht, oft ohne zusätzliche Kosten.

Zugleich drängen Technologieunternehmen wie Xiaomi und Huawei in den Markt. Sie bringen ihre Expertise bei Software, Sensorik und Nutzererlebnis ein und machen vernetzte Fahrzeuge zu «Smartphones auf Räder». Die Folgen: ein immer rasanterer Innovationszyklus, sinkende Preise, massive Überkapazitäten.

«Durch die Überkapazitäten auf dem chinesischen Markt besteht ein großer Druck auf Herstellern und Zulieferern, global zu expandieren und zu exportieren», sagt Autoexperte Philipp Seidel von der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Dieser Expansionsdruck werde in den kommenden Jahren noch stärker in Europa zu spüren sein – vor allem, wenn die USA sich als Zielmarkt weiter abschotteten, erklärte er. 

Wie geht es deutschen Autoherstellern aktuell in China?

Seit Jahren verlieren die deutschen Hersteller an Boden: Volkswagen sowie die deutschen Premiummarken wie Mercedes, BMW und Porsche haben mit Problemen zu kämpfen, da einheimische Elektro-Newcomer aggressiv Marktanteile gewinnen. Die deutschen Marken versuchen, sich mit Anpassungen dagegenzustemmen: Sie investieren verstärkt vor Ort und bringen Modelle auf den Markt, die speziell auf chinesische Kunden zugeschnitten sind. Die VW-Tochter Audi geht sogar so weit, eine eigene neue Marke einzuführen mit dem Namen in Großbuchstaben und ohne die vier Ringe.

Trotzdem setzte sich der Abwärtstrend im ersten Quartal fort: Die BMW Group verzeichnete in China einen Absatzrückgang von gut 17 Prozent, die Pkw-Sparte von Mercedes-Benz von rund 10 Prozent und Volkswagen auf Konzernebene von gut 7 Prozent. Alle drei sind stark von China abhängig. Der chinesische Markt machte bei Volkswagen auf Konzernebene mit 644.000 Autos etwa 30 Prozent der Auslieferungen aus, bei Mercedes waren es im Pkw-Bereich 34 Prozent und bei BMW auf Konzernebene mit 155.000 trotz des deutlichen Rückgangs immer noch gut 26 Prozent.

Warum sind E-Autos in China so beliebt?

Elektroautos sind in China weitaus verbreiteter als in Deutschland. China unterstützt die Elektromobilität seit Jahren mit staatlichen Subventionen, Steuererleichterungen und Zulassungsvorteilen, wodurch der Anteil von Elektrofahrzeugen an den Neuwagenverkäufen im vergangenen Sommer erstmals über 50 Prozent stieg. Zudem bieten chinesische Hersteller eine Vielzahl günstiger Modelle an, die teilweise weniger als 10.000 Euro kosten. Im Gegensatz dazu sind Elektroautos in Deutschland oft teurer, und der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie politische Maßnahmen verlaufen langsamer oder werden nicht konsequent umgesetzt.

Welche Rolle spielen Zölle im Handel zwischen China und Europa?

Derzeit gibt es Spannungen im Autohandel zwischen China und Europa aufgrund von Zöllen. Ende 2024 hat die EU hohe Strafzölle auf E-Autos aus China verhängt, die auf vermeintliche chinesische Staatshilfen zurückzuführen sind. Peking bezeichnete dies als protektionistisch und drohte mit Gegenschritten. Deutsche Hersteller und Verbände sehen die EU-Zölle kritisch: Der deutsche VDA bezeichnete die Abgaben als Fehler und fordert Verhandlungen. Es werden Gespräche über Alternativen geführt, wie zum Beispiel Mindestpreise für chinesische E-Autos.

Bisher spielen chinesische Marken auf dem deutschen Automarkt praktisch keine Rolle. Im Jahr 2024 erreichten chinesische Marken, abgesehen von Volvo, Polestar und Smart, einen Marktanteil von 1,0 Prozent an den Neuzulassungen in Deutschland. MG Roewe war dabei die dominierende Marke. Selbst BYD konnte nur rund 2.900 Neuzulassungen oder 0,1 Prozent Marktanteil verzeichnen.

Weshalb ist die Messe für deutsche Verbraucher interessant?

Die Messe Auto Shanghai 2025 ist ein Schaufenster der globalen Automobil-Zukunft – und damit auch für deutsches Publikum spannend. Über 100 neue Modelle, so berichten chinesische Staatsmedien, werden in Shanghai ihr Debüt feiern. Darunter sind auch einige Weltpremieren deutscher Marken. Experte Seidel verweist auf Volkswagens neue Produktoffensive: «Diese sind zwar zunächst für den chinesischen Markt vorgesehen, können aber auch Hinweise auf die kommende globale Produktstrategie geben – und somit auch auf Fahrzeuge und Funktionen, die wir bald auch in Europa sehen könnten», sagt er.

Auch deutsche Hersteller wie Bosch werden ihre neuen Produkte vorstellen. Das Thema autonomes Fahren dürfte in diesem Jahr besonders wichtig sein. Chinesische Hersteller streben auch hier danach, wie zuvor bei Elektroautos, an die Spitze zu gelangen.

dpa