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Anstieg der Firmenpleiten in Deutschland, höchster Stand seit 2015

Die Insolvenzen erreichen den höchsten Stand seit 2015, mit einem geschätzten Schaden von 33,4 Milliarden Euro und 141.000 betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.

Es gab deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen als im ersten Halbjahr 2024. (Symbolbild)
Foto: Martin Schutt/dpa-Zentralbild/dpa

Die Anzahl der Firmenpleiten in Deutschland steigt sprunghaft an: Laut Schätzungen der Auskunftei Creditreform werden bis zum Ende des ersten Halbjahres 11.900 Unternehmen Insolvenz angemeldet haben. Dies entspricht einem Anstieg von 9,4 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2024.

Der Anstieg hat zwar deutlich nachgelassen – der Wert des ersten Halbjahres 2024 lag um 28,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum -, dennoch erreicht die Zahl der Unternehmensinsolvenzen den höchsten Stand seit 2015. Damals zählte Creditreform von Januar bis Ende Juni 11.530 Firmenpleiten.

«Unternehmen kämpfen mit schwacher Nachfrage, steigenden Kosten und anhaltender Unsicherheit», erklärt der Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. «Besonders die finanziellen Reserven schwinden, Kredite werden teils nicht mehr verlängert und immer mehr Betriebe geraten in ernsthafte Schwierigkeiten.»

Besonders viele Pleiten in der Dienstleistungsbranche

Die Auskunftei hat im ersten Halbjahr einen deutlichen Anstieg der Firmenpleiten im verarbeitenden Gewerbe (plus 17,5 Prozent auf 940 Fälle) und im Handel (plus 13,8 Prozent auf 2.220 Fälle) verzeichnet. Die Industrie leidet unter gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten, während der Einzelhandel die Kaufzurückhaltung vieler Verbraucher aufgrund der Dauerkrisen und der Online-Konkurrenz spürt.

Der Dienstleistungsbereich verzeichnet den größten Anteil der Insolvenzen mit fast 7.000 Fällen, zu dem auch die Gastronomie gehört.

Die Schäden durch Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2025 beliefen sich auf geschätzte 33,4 Milliarden Euro – im Vergleich zu 29,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch die Anzahl der gefährdeten Arbeitsplätze ist aufgrund von Großinsolvenzen gestiegen: 141.000 Arbeitnehmer sind betroffen, im ersten Halbjahr 2024 waren es noch 133.000.

Auch Verbraucherinsolvenzen steigen deutlich

Auch Privathaushalte geraten mehr in finanzielle Not: Die Verbraucherinsolvenzen kletterten um 6,6 Prozent auf 37.700 Fälle im ersten Halbjahr. «Das anhaltend hohe Insolvenzgeschehen löst zunehmend Kettenreaktionen aus. Seit drei Jahren steigen die Fallzahlen bei Privatpersonen kontinuierlich», ordnet Hantzsch ein. «Die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten sowie Arbeitsplatzverluste, insbesondere in der Industrie, setzen viele Haushalte massiv unter Druck.»

Experten erwarten für das Gesamtjahr steigende Pleitezahlen

Die Amtsgerichte meldeten für das erste Quartal 2025 nach endgültigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes 5.891 beantragte Unternehmensinsolvenzen, was einem Anstieg von 13,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Verschiedene Auskunfteien prognostizieren für das Gesamtjahr eine höhere Anzahl an Firmenpleiten als 2024. Im Vorjahr wurde laut offiziellen Zahlen ein Höchststand seit 2015 mit 21.812 Fällen verzeichnet. Der Anstieg war erwartet worden, da die staatliche Unterstützung im Zuge der Corona-Pandemie ausgelaufen war. Zusätzlich belasten hohe Energiepreise, Bürokratie und politische Unsicherheit die Unternehmen.

Die aktuellen Daten der Wiesbadener Statistiker geben zumindest Anlass zur Hoffnung, dass die Pleitewelle möglicherweise gebrochen ist: Erstmals seit März 2023 wurden im Mai weniger Insolvenzverfahren angemeldet als im Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten mitteilte.

dpa