In Australien sind soziale Netzwerke künftig für alle unter 16 Jahren tabu. Das gilt als bisher weltweit einzigartig. Werden Eltern bestraft, wenn die Kinder doch auf Tiktok und Co. aktiv sind?
Social-Media-Gesetz in Australien abgesegnet
Australien wird Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugang zu sozialen Medien verbieten. Das umstrittene Gesetz, das als weltweit erstes dieser Art gilt, hat nun die letzte Hürde im Parlament genommen: Nach einer hitzigen Debatte stimmte der Senat mit großer Mehrheit und nur 19 Gegenstimmen dem Entwurf zu. Das Repräsentantenhaus hatte ihn bereits am Mittwoch genehmigt.
Nahezu alle bedeutenden Parteien befürworteten die Initiative von Premier Anthony Albanese. Dagegen bezeichneten mehrere Oppositionspolitiker und fraktionslose Abgeordnete das Gesetz als überstürzt und fehlerhaft.
Es drohen saftige Strafen
Australien führt das Mindestalter für den Zugang zu sozialen Netzwerken allerdings erst in einem Jahr ein. Die Plattformen sollen zwölf Monate Zeit bekommen, um die neue Altersbeschränkung umzusetzen. Falls die Konzerne keine «angemessenen Maßnahmen» ergreifen, drohen Strafen von bis zu 50 Millionen australischen Dollar (30,8 Millionen Euro), wie der australische Sender ABC berichtete. Kritiker warnen, dass das Gesetz Kinder und Jugendliche isolieren könnte und sie zudem von den positiven Aspekten sozialer Medien ausschließe.
Albanese hatte die Pläne im September publik gemacht und die Wirkung von Online-Netzwerken wie Instagram, Tiktok und Snapchat auf Kinder als «Geißel» bezeichnet. Er wolle, dass Kinder eine Kindheit haben, sagte er. Soziale Medien würden sie hingegen oft «von echten Freunden und echten Erfahrungen fernhalten».
Es war noch nicht klar, wie der Zugang technisch kontrolliert werden soll. Die Verantwortung, das Mindestalter der Nutzer zu überprüfen, soll nicht bei den Eltern liegen, sondern bei den Tech-Konzernen und Internetplattformen. Es sind keine Strafen für die Nutzer vorgesehen. Plattformen wie YouTube, die keine Anmeldung erfordern, sind gemäß ABC von den Regeln ausgenommen.
Diskussionen auch in anderen Ländern
Die britische Regierung denkt auch darüber nach, ein Mindestalter von 16 Jahren für die Nutzung von sozialen Medien festzulegen. “Eine Altersbeschränkung wie in Australien werde in Betracht gezogen”, sagte der britische Minister für Technologie, Peter Kyle, zuletzt.
Social-Media-Plattformen müssen in ihren Nutzungsbedingungen Altersbeschränkungen festlegen, die jedoch fast immer unter 16 Jahren liegen – und meistens sogar bei 13 Jahren. Die Überprüfung ist außerdem sehr schwierig.
In Deutschland existiert kein allgemeines gesetzlich festgelegtes Mindestalter für die Nutzung von sozialen Medien. Theoretisch müssten die Eltern von Jugendlichen unter 16 Jahren der Nutzung zustimmen – jedoch wird dies nur selten überprüft, außerdem können Geburtsdaten bei der Registrierung leicht manipuliert werden.