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Solaranlagenbesitzer warten teils monatelang auf ihr Geld

Mit dem Strom vom eigenen Dach Geld verdienen? Klingt verlockend, führt aber bundesweit zu Ärger. Das sind die Gründe.

Bei der Abrechnung von privaten Solaranlagen gibt es vielerorts Probleme. (Archivbild)
Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Besitzer von privaten Solaranlagen müssen manchmal monatelang auf ihre Einspeisevergütung warten. Verbraucherschützer und Netzbetreiber mehrerer Bundesländer berichteten in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur von teilweise erheblichen Problemen.

«Über ein Jahr Verzögerung ist keine Seltenheit. Die Leute kommen nicht an ihr Geld», sagte etwa Energieexpertin Claudia Kreft von der Verbraucherzentrale Thüringen. Als Grund werden oft die hohen Zahlen an neuen Anlagen der vergangenen Jahre, aber auch technische Probleme bei Netzbetreibern genannt. 

Eine Sprecherin der Bundesnetzagentur sagte, dass die Auszahlung in den meisten Fällen gut und reibungslos verläuft. Es gibt jedoch gelegentlich Verzögerungen aufgrund der vielen neuen Anlagen in den letzten Jahren. Die Bundesnetzagentur steht im Kontakt mit den betroffenen Netzbetreibern.

Ab August sinkt die Einspeisevergütung

Ab August wird die staatliche Einspeisevergütung für neu installierte Solaranlagen um ein Prozent gesenkt. Derzeit beträgt sie 7,94 Cent pro Kilowattstunde für kleine Anlagen, wenn nur ein Teil des erzeugten Stroms ins Netz eingespeist wird. Bei Volleinspeisung sind es 12,60 Cent. Die Bundesnetzagentur wird die endgültigen neuen Werte am 1. August bekannt geben.

Generell haben Betreiber von Solaranlagen laut Bundesnetzagentur Anspruch auf Abschlagszahlungen bei der Einspeisevergütung bis zum 15. jedes Monats. Sollte ein Netzbetreiber in Verzug geraten, können Verzugszinsen geltend gemacht werden. Bei Beschwerden sollten sich die Betreiber zunächst an die Netzbetreiber wenden. Im Falle eines Streits können die Ansprüche auch vor Gericht durchgesetzt werden.

Verfahren gegen Netzbetreiber Westnetz

Laut Bundesnetzagentur kommt es bei der Westnetz GmbH aufgrund einer größeren IT-Umstellung zu verstärkten Beschwerden über Verzögerungen. Eine Sprecherin sagte, dass inzwischen ein Aufsichtsverfahren gegen den Betreiber eingeleitet wurde. Westnetz ist eine Tochtergesellschaft von Westenergie und gehört zu Eon. Mit einer Leitungslänge von rund 175.000 Kilometern ist es Deutschlands größter Verteilnetzbetreiber. Das Netzgebiet erstreckt sich über Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen.

Eine Sprecherin von Westnetz erwähnte, dass es längere Bearbeitungszeiten für einige Kunden gebe. Dies sei auf den Anstieg bei erneuerbaren Energien zurückzuführen, aber auch auf Schwierigkeiten bei der digitalen Umstellung der Kundensysteme. Man plane, die Situation so schnell wie möglich zu verbessern, unter anderem durch die Aufstockung des Personals.

Haushalte warten seit 2021 auf ihr Geld

Die Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen hat seit Jahresbeginn rund 65 Beschwerden gemeldet. Die meisten davon betrafen Westnetz. Einige Haushalte warten seit 2021 auf ihr Geld. Kritisiert wurde vor allem die unzureichende Kommunikation. Auch in Rheinland-Pfalz gibt es einen deutlichen Anstieg der Beschwerden, wie Verbraucherschützer berichten.

Die Verbraucherzentralen in Thüringen, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Hessen und dem Saarland haben auch immer wieder von Beschwerden berichtet. Verschiedene Netzbetreiber sind betroffen.

Laut Verbraucherschützern gibt es in Sachsen und Sachsen-Anhalt größere Verzögerungen beim Betreiber Mitnetz. Ein Unternehmenssprecher verwies auf Nachwehen einer IT-Umstellung. Die meisten Fälle sollen in den kommenden Monaten abgearbeitet sein. Die Vergütung werde rückwirkend ausgezahlt.

dpa