Trotz der zunehmenden Proteste gegen Massentourismus empfängt Spanien immer mehr Besucher aus dem Ausland. Die Zahlen klettern rapide, und zwar in noch nie dagewesene Höhen.
Spanien meldet erneut Besucher-Rekord
Die Anzahl der ausländischen Besucher in Spanien wächst stetig. Laut dem Statistikamt INE in Madrid wurde in den ersten acht Monaten des Jahres ein Rekord von 64,3 Millionen erreicht. Ein Anstieg um 11,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wurde verzeichnet. Die Ausgaben der Touristen und Geschäftsreisenden stiegen sogar um fast 18 Prozent auf rund 86,5 Milliarden Euro.
Im August besuchten fast elf Millionen Touristen und Geschäftsreisende Spanien. Dies entspricht einer Steigerung von 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Sie haben 15,3 Milliarden Euro im Land ausgegeben, was etwa 13 Prozent mehr ist als im August 2023. Auch die Pro-Kopf-Ausgaben stiegen im August um 5,3 Prozent auf rund 1.400 Euro.
Deutsche belegen Platz drei hinter Briten und Franzosen
Die Briten führen die Rangliste mit großem Abstand an, insgesamt rund 12,7 Millionen Besuchern zwischen dem 1. Januar und dem 31. August (plus 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Auf den Plätzen dahinter liegen die Franzosen mit etwa 9,2 Millionen (10,1 Prozent) und Deutschland mit gut acht Millionen Besuchern und einem Plus von 9,3 Prozent.
Katalonien war im Jahr 2018 mit fast 13,8 Millionen Einreisen die Region mit den meisten Besuchern. Auf Platz zwei liegen die Balearen mit der Mittelmeerinsel Mallorca, die knapp 11,2 Millionen Besucher verzeichneten. Die Kanaren folgen dahinter mit knapp 9,9 Millionen und Andalusien mit gut 9,3 Millionen.
Der Unmut wächst – aber der Minister feiert die Rekorde
Die Besucherzahlen waren in Spanien schon seit vielen Jahren rapide gestiegen, bevor die Corona-Pandemie für eine Pause gesorgt hatte. Seit 2022 jagt aber wieder ein Rekord den nächsten. Die Proteste, bei denen Touristen unter anderem beschimpft und mit Wasserpistolen «beschossen» wurden, beeinträchtigt diese Entwicklung nicht.
In Urlauberhochburgen wie Mallorca, Barcelona, Málaga oder den Kanaren sowie in kleineren Ortschaften fanden dieses Jahr Demonstrationen statt. Die Einheimischen sind vor allem durch die stark zunehmende Wohnungsnot verärgert, die auch auf die steigende Anzahl an Ferienwohnungen zurückgeführt wird. Auch Staus, Lärm und Schmutz spielen eine Rolle. Spaniens Tourismusminister Jordi Hereu hingegen freute sich über die neuen Rekorde und hob hervor, dass im August die Zahl der Beschäftigten im Sektor mit 2,9 Millionen rund 5,5 Prozent höher war als im Vorjahresmonat.
Der Tourismus trägt in Spanien fast 14 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. In einigen Regionen ist dieser Anteil jedoch wesentlich höher. Auf Mallorca und den anderen Balearen-Inseln beträgt er etwa rund 35 Prozent.