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Spareifer lässt Geldvermögen weiter steigen

Die privaten Haushalte in Deutschland sind so reich wie nie. Doch die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges gehen an den Geldvermögen nicht spurlos vorbei. Die Aussichten für 2023 sind gemischt.

Die Geldvermögen der privaten Haushalte sind laut einer Analyse der DZ Bank nur langsam gestiegen.
Foto: Arne Dedert/dpa

Mit enormen Sparbemühungen haben die Menschen in Deutschland ihre rekordhohen Geldvermögen im vergangenen Jahr in Summe weiter gemehrt. Allerdings fiel das Plus bei den Geldvermögen der privaten Haushalte mit knapp zwei Prozent auf fast acht Billionen Euro nach Berechnungen der genossenschaftlichen DZ Bank, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, deutlich geringer aus als in den von der Corona-Pandemie geprägten Vorjahren.

In den Jahren 2020 (plus 6,7 Prozent) und 2021 (plus 8,5 Prozent) hatten die privaten Geldvermögen hierzulande deutlich kräftiger zugelegt. Das lag zum großen Teil daran, dass viele Menschen während der Pandemie mehr Geld übrig hatten als in normalen Zeiten, zum Beispiel weil Urlaubsreisen ausfielen und Freizeiteinrichtungen zeitweise geschlossen waren.

Sparen wie die Weltmeister

Im Jahr 2022 konnte ein Abschmelzen der Geldvermögen nur deshalb verhindert werden, weil viele Menschen in Deutschland erneut sparten wie die Weltmeister, wie die DZ Bank analysiert. Denn Verluste an den Aktienmärkten nach Ausbruch des Ukraine-Krieges konnten im Verlauf des vergangenen Jahres vielfach nicht vollständig aufgeholt werden.

«Mit der voraussichtlich im Frühjahr einsetzenden wirtschaftlichen Erholung und dem Abklingen der energiepreisgetriebenen Inflation hellen sich die Perspektiven 2023 aber wieder auf», ordnete DZ-Ökonom Michael Stappel ein. «Das dürfte sich positiv an den Aktienbörsen niederschlagen und den Vermögenszuwachs unterstützen».

Zudem helfen die gestiegenen Sparzinsen tendenziell, obwohl die nach wie vor hohe Inflation diese gleich wieder auffrisst. Der Realzins – also der Zins abzüglich der Inflation – dürfte nach Einschätzung der DZ Bank auch 2023 zunächst im negativen Bereich bleiben. Dennoch rechnet Stappel insgesamt damit, dass die Geldvermögen 2023 «wieder spürbar kräftiger wachsen» werden.

Auch die Sparquote könnte nach Einschätzung Stappels im laufenden Jahr wieder zulegen. 2022 dürfte die Sparquote nach Einschätzung der DZ Bank mit gut 11 Prozent etwas höher ausgefallen sein als im Vorkrisenjahr 2019 (10,8 Prozent). Die Menschen in Deutschland hätten damit je 100 Euro verfügbarem Einkommen 11 Euro zurückgelegt, obwohl es vielen Haushalten wegen hoher Energie- und Lebensmittelpreise schwerfällt, Geld auf die hohe Kante zu legen.

Im Jahr 2020 hatte die Sparquote in Deutschland nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit 16,4 Prozent des verfügbaren Einkommens einen Rekordwert erreicht. 2021 war die Sparquote mit 15,1 Prozent ebenfalls vergleichsweise hoch.

Post-Corona-Konsum fällt weitgehend flach

Volkswirte waren zunächst davon ausgegangen, dass die Sparquote 2022 nach Aufhebung von Corona-Beschränkungen noch deutlicher zurückgehen würde, weil viele Menschen aufgeschobenen Konsum nachholen. Der Bankenverband BVR zum Beispiel hatte Ende September die Prognose abgegeben, die Sparquote in Deutschland könnte 2022 erstmals seit 2014 wieder in den einstelligen Bereich absinken.

Doch der russische Angriff auf die Ukraine und die damit verbundenen Preissteigerungen ließen das Konsumklima einbrechen. «Der für die Zeit im Anschluss an die Corona-Krise erhoffte kräftige Post-Corona-Konsum, mit dem die privaten Haushalte ihre Entbehrungen während der Pandemie nachholen, fällt also erst einmal flach», heißt es in der DZ-Bank-Analyse.

Neueste offizielle Zahlen zur Entwicklung der Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland werden im Frühjahr von der Deutschen Bundesbank erwartet. Sowohl die Bundesbank als auch die DZ Bank berücksichtigen in ihren Auswertungen Bargeld und Bankeinlagen, Wertpapiere wie Aktien und Fonds sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen. Keine Angaben gibt es jeweils über die Verteilung der Vermögen.

dpa