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Einigung bei Ford Deutschland: Stellenabbau entschärft

Tarifpartner einigen sich auf Abfindungen, Altersteilzeit und finanziellen Schutzschirm für Rentner nach monatelangem Streit

Der Andrang ist groß bei der Betriebsversammlung beim Kölner Autobauer Ford Deutschland.
Foto: Henning Kaiser/dpa

Der Konflikt über den massiven Stellenabbau beim Autobauer Ford Deutschland wurde entschärft. Wie Ford und die IG Metall mitteilten, haben sich die Tarifpartner auf Abfindungen, Altersteilzeit und einen finanziellen Schutzschirm für Rentner geeinigt. Ford beschäftigt etwa 11.500 Mitarbeiter in Köln, bis Ende 2027 sollen es 2.900 weniger sein.

Die Übereinkunft wurde während Betriebsversammlungen vor mehreren Tausend Angestellten vorgestellt. Sie besagt, dass im Falle einer bisher nur theoretisch möglichen Insolvenz der Ford Deutschlandtochter die Ford-Rentner Geld vom US-Mutterkonzern erhalten würden – das war bisher nicht der Fall.

Die IG Metall hatte vor einem solchen Negativszenario gewarnt, aber ihre Sorgenfalten dürften sich jetzt etwas glätten. Der Streit über den Stellenabbau hatte sich monatelang hingezogen und im Mai zum ersten Streik bei Ford Köln geführt, an einem Tag ruhte die Arbeit in den Werken.

Gewerkschaft gibt Faustpfand auf

In den Verhandlungen hat die Gewerkschaft dem Management etwas entgegenkommen. Bislang sind betriebsbedingte Kündigungen bei Ford in Köln bis 2032 ausgeschlossen, was die Position der Arbeitnehmerseite stärkte. Jedoch wäre diese Garantie im Falle einer möglichen Firmenpleite wertlos, weshalb sich dieses Faustpfand der Gewerkschaft in den Verhandlungen relativierte.

Laut Unternehmensangaben sieht die neue Vereinbarung vor, dass betriebsbedingte Kündigungen möglich sind, wenn alle sozialverträglichen Maßnahmen ausgeschöpft sind. Falls nicht ausreichend Arbeitnehmer freiwillig ausscheiden, könnte das Unternehmen letztendlich dennoch auf betriebsbedingte Kündigungen zurückgreifen.

Damit die Vereinbarung gültig wird, fehlt noch die Zustimmung der IG-Metall-Mitglieder bei Ford – diese soll in einer Urabstimmung eingeholt werden. «Wir haben jetzt ein echtes Sicherheitsnetz, das den Beschäftigten die existenziellen Ängste nimmt», sagte der IG-Metall-Sprecher bei Ford Köln, David Lüdtke, und wertete das Verhandlungsergebnis positiv.

«Der Stellenabbau setzt vor allem auf freiwilliges Ausscheiden», sagte Betriebsrat Benjamin Gruschka. «Die Abfindungen sind großzügig und deutlich besser als üblich in der Automobilbranche.»

Unternehmen ist unter Druck

Ford Deutschland steckt in einer herausfordernden Situation. Der Autobauer hat sich in Köln von der Herstellung von Verbrennerautos verabschiedet, im Jahr 2023 wurde der letzte Kleinwagen Ford Fiesta produziert.

Der Umbau des Standorts für die Herstellung von Elektroautos kostete knapp zwei Milliarden Euro, aber bisher haben sich diese Investitionen noch nicht rentiert – die zwei neuen Elektroauto-Modelle sind noch keine Verkaufsschlager.

Ihr Verkauf zieht jedoch Schritt für Schritt an, wie die Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) belegen. Dank einer bereits seit langem bekannten milliardenschweren Finanzspritze der US-Mutter wird der Schuldenberg der Deutschlandtochter weitgehend abgebaut.

Der Geschäftsführer der Ford-Werke, Marcus Wassenberg, nannte die Vereinbarung mit der Gewerkschaft eine gute Nachricht für Ford und seine Mitarbeitenden, denn sie sei ein wichtiger Schritt zum Aufbau eines nachhaltig profitablen Geschäfts in Europa. «Die Vereinbarung ist eine wichtige Grundlage, um Fords Führungsposition im Nutzfahrzeugsegment auszubauen und ein profitables, stark differenziertes und wettbewerbsfähiges Pkw-Geschäft aufzubauen.»

dpa