Porsche steckt in der Krise: Gleich zwei Vorstände sollen gehen. Mit ihnen werden Gespräche über eine Vertragsauflösung geführt.
Sportwagenbauer Porsche plant Umbau des Vorstands
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Die VW-Tochter Porsche plant, sich von Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebsvorstand Detlev von Platen zu trennen. Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche wurde beauftragt, mit den beiden Vorständen Gespräche über ein einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden aus dem Vorstand zu führen, wie der Sportwagenbauer aus Stuttgart in einer Pflichtmitteilung für die Börse bekanntgab.
Meschke ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstandsmitglied für Finanzen und IT, von Platen ist Vorstandsmitglied für Vertrieb und Marketing. Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung darüber berichtet. Eine Begründung für den geplanten Schritt wurde in der Mitteilung nicht genannt. Eine Sprecherin des Autobauers wollte ebenfalls keine Details nennen. Porsches Aktienkurs hatte in der Vergangenheit stark nachgegeben. Der Sportwagenbauer kämpft unter anderem mit schwachen Geschäften in China.
Wollte Meschke Vorstandschef Blume bei Porsche beerben?
Hintergrund für die geplante Vertragsauflösung beim Finanzvorstand sind demnach laut «Bild» angebliche Ambitionen Meschkes auf den Vorstandsvorsitz bei Porsche. Das Verhältnis zwischen dem 58-Jährigen und Vorstandschef Oliver Blume scheint schon länger angespannt zu sein. Vor allem seit Blume zugleich Chef bei Europas größtem Autobauer Volkswagen ist.
Es wird berichtet, dass der Finanzvorstand laut Aufsichtsratskreisen nun auch den Rückhalt der beiden Eigentümer-Familien Porsche und Piëch verloren hat. Meschke ist seit 2009 Vorstandsmitglied. Im Jahr 2015 wurde der Betriebswirt zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt. Gleichzeitig ist er Vorstandsmitglied der Porsche Automobil Holding SE mit Verantwortung für das Beteiligungsmanagement.
Die Porsche SE besitzt die Mehrheit der Stimmrechte am Volkswagen-Konzern und ist auch direkt am Sportwagenhersteller Porsche AG beteiligt. Ein Sprecher der Porsche SE wollte keine Stellungnahme zu den Vorgängen beim Sportwagenhersteller und den möglichen Auswirkungen auf die Beteiligungsgesellschaft abgeben.
Prognose im Sommer gekappt
Der 61-jährige Vertriebschef von Platen ist seit 2015 Vorstandsmitglied. Er stand bereits seit einiger Zeit aufgrund des China-Geschäfts unter Druck. Der Sportwagenbauer, der größtenteils zum VW-Konzern gehört, verkaufte im vergangenen Jahr weniger Autos als 2023. Die weltweiten Auslieferungen sanken um drei Prozent auf rund 310.700 Fahrzeuge. In China gab es laut Angaben ein starkes Minus von 28 Prozent.
Im vergangenen Jahr sank der Umsatz in den ersten neun Monaten um 5,2 Prozent auf 28,56 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis fiel um 26,7 Prozent auf 4,04 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite lag bei nur 14,1 Prozent. Im Vorjahreszeitraum betrug sie noch 18,3 Prozent.
Im Sommer musste Porsche aufgrund von Überschwemmungsschäden bei einem Aluminiumzulieferer überraschend seine Prognose für 2024 senken und erwartet jetzt eine Marge von 14 bis 15 Prozent. Zuvor lag der Zielkorridor bei 15 bis 17 Prozent. Der Konzern hatte für das Jahr 2024 bereits vorsichtige Ziele gesetzt – unter anderem aufgrund mehrerer Modellwechsel, die anfangs hohe Kosten verursachen.