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Energiekosten sinken ab Januar: Bundesregierung plant Entlastungen

Sinkende Kosten für Strom und Gas erwartet, Netzentgelte und Gasspeicherumlage werden gesenkt. Verbraucher profitieren von niedrigeren Preisen.

Wie stark die Entlastung tatsächlich bei den einzelnen Verbrauchern ankommt, hängt laut dem Branchenverband BDEW von mehreren Faktoren ab und fällt regional unterschiedlich aus. (Symbolbild)
Foto: Sina Schuldt/dpa

Die Bundesregierung plant ab Januar, mit Milliardengeldern Entlastungen bei Strom- und Gaskosten zu schaffen. Es wird eine Senkung der Netzentgelte für Strom und die Abschaffung der Gasspeicherumlage für Gas angestrebt. Wie werden sich diese Maßnahmen auswirken?

Generell rechnen Branchenexperten mit sinkenden Kosten: «Aufgrund gesunkener Großhandelspreise, sinkender Stromnetzgebühren im Bereich Strom und der Abschaffung der Gasspeicherumlage für Erdgas werden die durchschnittlichen Strom- und Gaspreise für Haushalte im kommenden Jahr leicht sinken», sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. Die Strom- und Gaskosten individueller Haushalte hingen jedoch vom Tarif ab.

Netzentgelte

Durch einen Beitrag des Bundes in Höhe von 6,5 Milliarden Euro zur Deckung der Übertragungsnetzkosten sollen die Belastungen der Stromkunden, die an die Verteilernetze angeschlossen sind, reduziert werden. Die Netzentgelte finanzieren unter anderem den kostspieligen Ausbau der Stromnetze, der etwa ein Viertel der Stromrechnung ausmacht und deutlich angestiegen ist.

Dämpfende Wirkung

Die Senkung der Übertragungsnetzentgelte durch den Bundeszuschuss führe grundsätzlich zu einer Entlastung der Verbraucherinnen und Verbraucher bei den Stromkosten, sagte Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). «Durch den Zuschuss sinken die vorgelagerten Netzkosten der Verteilnetzbetreiber, was grundsätzlich dämpfend auf die von ihnen erhobenen Netzentgelte wirkt und sich damit auch auf die Stromrechnung der Kundinnen und Kunden auswirkt. Ohne den Bundeszuschuss wären die Netzentgelte und damit die Stromkosten für alle Verbraucherinnen und Verbraucher spürbar höher.»

Niedrigere Stromnetzgebühren kämen aber nicht automatisch bei den Verbrauchern an, heißt es beim Vergleichsportal Verivox. Zuerst müsse der Stromversorger eine Preissenkung ankündigen. Bisher habe rund die Hälfte der regionalen Stromversorger in Deutschland niedrigere Tarife für das kommende Jahr angekündigt. «Bei der anderen Hälfte werden die Preise entweder nicht oder erst in den kommenden Monaten gesenkt.» 

Die Stromnetzgebühren für Haushalte werden ab 2026 rein rechnerisch um durchschnittlich etwa 15 Prozent sinken. Das bedeutet für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden eine Entlastung von 77 Euro brutto.

Die Energieversorger seien nicht verpflichtet, niedrigere Strom- und Gasnetzgebühren in bestehenden Tarifen unmittelbar zu berücksichtigen. «Die Energieversorger haben dann zwar niedrigere Belieferungskosten, doch nicht alle Unternehmen senken dann auch direkt Ihre Tarife», sagte Storck. «Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten daher prüfen, ob ihr Energieversorger eventuelle Netzentgeltnachlässe auch weitergibt. Ist das nicht der Fall, können sie einen anderen Tarif eines Energieversorgers wählen, der die niedrigeren Netzkosten einkalkuliert hat und günstiger ist.»

Regionale Unterschiede

Laut Andreae hängt die tatsächliche Entlastung der einzelnen Verbraucher von verschiedenen Faktoren ab und variiert regional. Es sei entscheidend, wie viel Strom im jeweiligen Verteilnetz aus dem Übertragungsnetz entnommen werde und wie die Kundenstruktur im Netzgebiet aussehe.

Erhöhte Mehrkosten der Netzbetreiber könnten im jeweiligen Netzgebiet dazu führen, dass der Kostendämpfungseffekt geringer ausfällt. «In vielen Netzgebieten sind derzeit erhebliche Investitionen in den Ausbau, die Modernisierung und die Digitalisierung der Netze erforderlich, etwa für neue Anschlüsse von Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur, erneuerbaren Energien oder Rechenzentren», sagte Andreae. «Diese Investitionen erhöhen die Netzkosten, können aber durch eine steigende Zahl von Netznutzern teilweise kompensiert werden. Ob und in welchem Umfang dies erfolgt, variiert von Region zu Region.» 

Verivox hat angekündigt, dass die Stadtstaaten Berlin und Hamburg die stärksten Entlastungen erhalten. Die Stromnetzentgelte werden hier zum Jahreswechsel um durchschnittlich 23 Prozent bzw. 17 Prozent reduziert, was bei einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden insgesamt 120 Euro brutto in Berlin und 115 Euro in Hamburg entspricht. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sinken die Stromnetzgebühren um jeweils 21 Prozent, was einer Entlastung von 98 Euro bzw. 93 Euro entspricht. Die geringsten Rückgänge der Stromnetzgebühren sind in Bremen (-29 Euro) und Sachsen (-51 Euro) zu verzeichnen.

Gas

Gaskunden werden von der Gasspeicherumlage befreit. Der Bund übernimmt Kosten von 3,4 Milliarden Euro. Die Umlage betrug bisher 0,289 Cent pro Kilowattstunde und finanzierte die staatlich angeordnete Befüllung der Speicher nach der Energiekrise 2022.

Laut BDEW würde der Wegfall des Gaspreises des jeweiligen Kunden nur minimalen Einfluss haben, da die Entlastung im Vergleich zum Gesamtpreis relativ gering sei.

Gemäß Verivox reduzieren sich die jährlichen Gaskosten für eine Familie mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden um durchschnittlich 69 Euro brutto. Gleichzeitig wird jedoch die Nutzung der Gasnetze im kommenden Jahr teurer. Im Schnitt steigen die Gasnetzentgelte um etwa 11 Prozent, wie Verivox berichtet. Dies gleicht die Entlastung durch den Wegfall der Gasspeicherumlage aus. Aufgrund niedrigerer Beschaffungskosten haben bisher etwa ein Drittel der regionalen Gas-Grundversorger Preissenkungen für das kommende Jahr angekündigt.

Elektroautos

In Regionen mit signifikanten Senkungen der Stromnetzgebühren könnten auch niedrigere Tarife für Ladestrom angeboten werden, so Verivox – zumindest, wenn das Auto zu Hause mit einem eigenen Autostromtarif aufgeladen wird. Auch gemäß BDEW hat die Senkung der Netzentgelte grundsätzlich Auswirkungen auf den Ladestrom für Elektroautos.

In welchem Umfang sich die Entlastung an die Nutzerinnen und Nutzer von Ladesäulen weitergeben lasse, sei jedoch derzeit schwer abzuschätzen. «Die Höhe der Netzentgelte variiert je nach Standort, und viele Ladesäulenbetreiber betreiben ihre Anlagen deutschlandweit in unterschiedlichen Netzgebieten.»

dpa