Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Was passiert mit den bestehenden Gasnetzen, welche Folgen hat das für Kunden? Der Stadtwerke-Verband VKU warnt vor unübersichtlichen Regeln.
Stadtwerke: Gaskunden bei Rückbaukosten für Netze entlasten

Gaskunden dürfen aus Sicht des Stadtwerkeverbands VKU im Zuge der Stilllegung von Netzen nicht überfordert werden. «Je näher das Jahr 2045 mit dem Ende der Erdgasversorgung rückt, desto größer ist die Gefahr eines Flickenteppichs und erheblichen Verunsicherungen bei den Verbrauchern», sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. «Die Bundesregierung kann das verhindern, indem sie klare Regeln für einen geordneten Ausstieg aus dem Erdgas aufstellt.» Konkret fordert der VKU einen «Umstellbonus».
Damit sollten Eigentümer eines Hauses beziehungsweise die Eigentümereigenschaft eines Mehrfamilienhauses gefördert werden, wenn das Haus vom Gasnetz getrennt wird. Weiter schlägt der VKU vor, der Staat sollte den Netzbetreibern einen Teil der Kosten, die Stilllegungen und verkürzte Abschreibungszeiträume verursachen und deshalb über die Netzentgelte auf die Kunden umgelegt werden müssten, über ein «Kompensationskonto» ausgleichen. Gaskundinnen und Gaskunden sollten von den sehr hohen Kosten für den Rückbau verschont werden.
Umbruch bei Netzen
Gemäß einer VKU-Umfrage plant fast jedes fünfte Stadtwerk in Deutschland laut aktuellen Planungen, sein Gasnetz stillzulegen. Diese Stadtwerke wollen stattdessen auf Fernwärme und Wärmepumpen setzen. Für 46 Prozent der Stadtwerke und kommunalen Energieversorger ist noch unklar, was mit ihrem Gasnetz geschehen wird. 23 Prozent planen eine Kombination aus Stilllegung und Umrüstung auf grüne Gase wie Wasserstoff oder Biomethan – jedoch eher für mittelständische Unternehmen. Wasserstoff ist derzeit jedoch noch sehr teuer und nicht ausreichend verfügbar.
Die Ankündigung, das Gasnetz stillzulegen, hat in Mannheim für Unruhe gesorgt. Der Energieversorger MVV hatte im November angekündigt, bis 2035 sein Gasnetz abschalten zu wollen. Eine Bürgerinitiative lehnt dies ab. Nicht alle Haushalte könnten auf Fernwärme umsteigen. Stattdessen müssten sie eine kostspielige Wärmepumpe installieren lassen.
Auf dem Weg zu mehr Klimaschutz
Bis 2045 strebt Deutschland an, klimaneutral zu werden und anstelle von Öl und Erdgas mit Fernwärme, Wärmepumpen oder grünen Gasen zu heizen. Laut VKU müssen Stadtwerke und kommunale Energieversorger nun prüfen, welche Teile ihres Gasnetzes auf grüne Gase umgestellt werden sollen und welche stillgelegt werden müssen. Bisher fehlen jedoch klare gesetzliche Regelungen für Stilllegung und Rückbau, so der VKU. Die Mehrheit der Stadtwerke, zusammen mit vielen Bürgern sowie vor allem mittelständischen Industrie- und Gewerbekunden, befinden sich derzeit in einer unklaren Situation.
Die kommunale Wärmeplanung spielt auch eine wichtige Rolle. Hausbesitzer sollen dann die Entscheidung treffen können, ob sie sich beispielsweise an ein Wärmenetz anschließen lassen oder eine Wärmepumpe oder eine andere umweltfreundlichere Heizung installieren, wenn eine neue Heizung benötigt wird. Die kommunale Wärmeplanung soll ab Mitte 2026 in Kommunen mit über 100.000 Einwohnern und ab Mitte 2028 in den übrigen Kommunen vorliegen.








