Zollkonflikte, Kriege, Klimawandel: Das Umfeld für die Notenbank ist komplex, Prognosen für Inflation und Konjunktur sind schwierig. Mit einem Strategiecheck rüstet sich die EZB für unsichere Zeiten.
Strategiecheck: EZB setzt auf Flexibilität gegen Inflation
Die Europäische Zentralbank hält sich nach einer Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie alle Optionen im Kampf gegen die Inflation offen. Sie behält ihr Inflationsziel von zwei Prozent bei und betont zugleich ihre Flexibilität, wie die EZB in Frankfurt mitteilte. «Symmetrie bedingt eine angemessen kraftvolle oder lang anhaltende geldpolitische Reaktion auf starke, dauerhafte Abweichungen der Inflationsrate vom Zielwert in beide Richtungen», erklärte die Notenbank. Das Inflationsumfeld werde unsicherer.
Alle geldpolitischen Instrumente, die der EZB-Rat habe, blieben erhalten, so die Notenbank: «Durch eine ausreichende Flexibilität» beim Einsatz werde es möglich sein, «agil auf Veränderungen im Inflationsumfeld zu reagieren».
Regelmäßiges Feilen an Strategie
Die EZB überprüft in regelmäßigen Abständen ihre geldpolitische Strategie. 2021 hatte sie ihr Inflationsziel neu formuliert und sich dabei mehr Flexibilität gewährt. Seither strebt die EZB für den Euroraum eine jährliche Inflationsrate von zwei Prozent an, zuvor sprach sie von Preisstabilität von «unter, aber nahe zwei Prozent». Damit muss die Notenbank nicht bei jeder Abweichung der Inflation von ihrem Ziel unmittelbar reagieren.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte, die Notenbank habe nach dem abgeschlossenen Strategiecheck eine «noch solidere Grundlage», um in einem immer unsichereren Umfeld ihr Mandat zu Preisstabilität zu erfüllen. «Wir sind für alle Umstände gerüstet.» Die nächste Überprüfung der Strategie stehe 2030 an.
EZB-Forum beginnt
Das Hauptziel der EZB ist ein stabiler Euro. Dies wird von der Notenbank als erreicht angesehen, wenn die Preise nicht zu stark steigen: Hohe Inflationsraten verringern die Kaufkraft der Verbraucher. Nach einer Reihe von Zinssenkungen lag die Inflation im Euroraum im Mai bei 1,9 Prozent, Ökonomen erwarten eine Zinspause bei der nächsten Entscheidung der EZB am 24. Juli.
Die Inflation in Deutschland hat sich zuletzt abgeschwächt. Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes lagen die Verbraucherpreise im Juni um 2,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.
Die EZB gab bekannt, dass sie ihre Strategie im Rahmen des Forums in Sintra, Portugal, überprüft. Notenbanker und Ökonomen treffen sich dort ab diesem Montag. Ein prominenter Gast ist der Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, der wiederholt Verbalattacken von Präsident Donald Trump und dessen Forderungen nach Zinssenkungen ausgesetzt ist.