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Streit um Butterpreis: Händler wehren sich gegen Vorwürfe

Der Bayerische Bauernverband beklagt «Dumpingpreise» für Butter und schaltet das Kartellamt ein. So reagieren Aldi, Lidl, Rewe und Edeka auf die Kritik.

Butter kostet deutlich weniger als noch vor einem Jahr. (Archivbild)
Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Der Bayerische Bauernverband möchte vom Bundeskartellamt prüfen lassen, ob Butter in Supermärkten und Discountern möglicherweise zu günstig angeboten wird. Die deutschen Lebensmittelhändler lehnen die Vorwürfe jedoch ab.

Die Preissenkung sei eine notwendige Reaktion auf die Ausnahmesituation am Rohstoffmarkt und ein Überangebot an Rohmilch, teilte der Discounter Lidl mit. «Wenn diese Mengen nicht abfließen, droht möglicherweise ein noch stärkerer Preisverfall.» Bei der Preisgestaltung halte man sich strikt an geltendes Recht und die kartellrechtlichen Leitplanken. Die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft sei Lidl wichtig.

Butter ist derzeit so preiswert wie schon lange nicht mehr. Die Einzelhändler haben kürzlich erneut die Preise gesenkt. Ein 250-Gramm-Paket deutscher Markenbutter der Eigenmarke kostet jetzt 99 Cent. Der Grund dafür ist der niedrigere Weltmarktpreis für Milch. In den Molkereien wurde zuletzt mehr Milch geliefert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, außerdem ist der Fettgehalt gestiegen.

Handelsverband: Beschwerde aussichtslos

Der Bayerische Bauernverband beklagt, dass der Preisverfall nicht nur verantwortungslos, sondern möglicherweise auch unzulässig sei. Bei einem Verbraucherpreis von 0,99 Euro seien die Produktionskosten in der Lebensmittelkette nicht gedeckt – weder bei Molkereien noch bei Landwirten.

«Was wir hier sehen, ist ein Wettbewerb um das Image des Billigsten und genau das falsche Signal», sagte Milchpräsident Peter Köninger. Das Kartellamt bestätigte den Eingang eines Schreibens, äußerte sich darüber hinaus aber nicht. 

Der Handelsverband Deutschland (HDE) weist die Kritik als unbegründet zurück. «Da aktuell zu viel Ware auf dem Markt ist, sinkt der Preis», sagte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Die Entwicklung zeige, dass der Wettbewerb funktioniere. Der Handel gebe sinkende Preise direkt an Verbraucher weiter. Eine Beschwerde beim Kartellamt sei aussichtslos, da sich die Händler an geltendes Recht hielten. Genth betonte, der Handel kaufe über Molkereien und habe daher wenig Einfluss auf die Einkommen der Landwirte. Die Vorwürfe seien Ausdruck der angespannten Lage vieler Milchbauern.

Auch die Supermarktkette Rewe meldete sich zu Wort. «Wir beobachten die aktuelle Preisspirale in einzelnen Produktkategorien mit großer Sorge», sagte ein Sprecher. Der anhaltende Kostendruck stelle die gesamte Wertschöpfungskette vor große Herausforderungen – insbesondere die landwirtschaftlichen Betriebe. Es bleibe eine Herausforderung, Verbraucherpreise, Einkommen der Landwirte, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen.

Butterpreis für Milchbauern «wirtschaftliches Desaster»

Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd teilten mit, eng mit ihren Lieferanten zusammenzuarbeiten. Die Unternehmen bekennen sich zur deutschen Landwirtschaft. Edeka wollte sich auf Nachfrage nicht äußern. Der Milchindustrie-Verband, der die Interessen der Molkereien vertritt, blieb zurückhaltend. «Wir beobachten die Anrufung des Bundeskartellamtes aufmerksam und werden die Reaktionen mit Interesse verfolgen.»

Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte zu den Butterpreisen: «So kann man kein hochwertiges Lebensmittel verramschen, auch wenn man das als Lockangebot vor Weihnachten nutzen will.»

Zuletzt hatte es bereits Kritik aus der Branche gegeben. «Für uns bedeuten solche Preise ein wirtschaftliches Desaster», sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer. Der Verband stellte aber klar: Die Ursache der Milchkrise liege nicht beim Lebensmitteleinzelhandel, sondern in den Übermengen auf dem Markt, die den Milchpreis unter Druck setzten.

dpa