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Streit um Kaffeepreise: Tchibo verliert gegen Aldi Süd

Wie günstig dürfen Lebensmittel im Supermarkt sein? Der Kaffeekonzern Tchibo findet, dass Aldi Süd seinen Kunden den Kaffee zu günstig angeboten hat. Die Richter haben nun darüber entschieden.

Tchibo beklagt, dass Aldi Süd seinen Kaffee zu günstig anbietet.
Foto: Andreas Arnold/ Oliver Berg/dpa

Im Streit um die Kaffeepreise mit Aldi Süd hat Tchibo vor dem Landgericht Düsseldorf eine Niederlage erlitten. Das Gericht wies die Unterlassungsklage des Unternehmens gegen den Discounter ab (Az.: 14 d O 14/24). Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Kaffeeröster beschuldigte Aldi Süd, seit Ende 2023 regelmäßig Kaffees seiner Eigenmarke Barissimo unter dem Einstandspreis und somit zu günstig anzubieten. Dies beeinträchtige den Wettbewerb und die Verbraucher, Aldi verstoße gegen das Gesetz, hieß es. Tchibo plante, gerichtlich zu erwirken, dass der Discounter den Kaffee nicht so günstig verkaufen darf.

Aus Sicht der Richter war die Klage nicht begründet. Das Vorgehen von Aldi Süd sei kaufmännisch vertretbar, sagte eine Gerichtssprecherin. In dem Fall liege keine Gefahr vor, dass der Wettbewerb beeinträchtigt werde. Auch sei keine Absicht erkennbar, andere Unternehmen vom Markt zu verdrängen. Aldi Süd begrüßte die Entscheidung. Tchibo will das Urteil prüfen. «Wir werden unsere Position im Zweifelsfall durch mehrere Instanzen verteidigen», sagte ein Sprecher.

Discounter lässt Kaffee selbst produzieren

Der Einstandspreis beinhaltet den Einkaufspreis einer Ware sowie alle zusätzlichen Kosten wie Verpackung, Versicherung und Fracht. Aldi Süd hatte zwischenzeitlich die 1-Kilo-Packung für weniger als vier Euro verkauft. Der Discounter lässt seinen Kaffee von seinem Tochterunternehmen New Coffee herstellen. Die Kaffeesteuer beträgt für Röstkaffee 2,19 Euro je Kilogramm.

Im Lebensmitteleinzelhandel arbeiten Händler mit Mischkalkulationen. “Bei einigen Artikeln sind die Margen höher, andere sind gering kalkuliert.” Dies geschieht, um mehr Kunden in die Märkte zu locken und die Verkaufsmenge zu steigern. Besonders bei sogenannten Eckpreisartikeln wie Kaffee, Milch oder Butter ist die Preiswahrnehmung der Kunden besonders wichtig.

Preisanstieg beim Kaffee erwartet

Der Düsseldorfer Kartellrechtler Johannes Brück findet es «seltsam», dass Rohkaffee auf dem Weltmarkt teurer ist als die Bohnen von Aldi. Der Discounter nehme offensichtlich Verluste in Kauf, das sei nicht grundsätzlich verboten. «Einen Einstandspreis hat Aldi bei seinen Eigenmarken gar nicht, weil Aldi diese selbst herstellt oder für sich in Lohnproduktion herstellen lässt». Die Geschädigten seien die Erzeuger. Bei derartigen Preisen sei es nicht möglich, faire Anbaubedingungen und Löhne in den Herkunftsländern sicherzustellen.

Kaffeehändler und -röster stehen vor schwierigen Zeiten. Im letzten Jahr stiegen die Rohkaffeepreise um etwa 70 Prozent. Dies ist Experten zufolge hauptsächlich auf schlechte Ernten im wichtigsten Anbauland Brasilien zurückzuführen. Es wird erwartet, dass Verbraucher bald mehr für Kaffee bezahlen müssen. Tchibo hat bereits angekündigt, dass weitere Preiserhöhungen unvermeidlich sind.

dpa