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Neue Regeln für Biotonnen in Deutschland

Mit maximal 1% Plastik im Biomüll steigt Druck auf Müllabfuhren für bessere Bioabfall-Qualität.

Biotonnen sind wichtig, um organisches Material zu sammeln und Kompost herzustellen - aber was, wenn der Inhalt weniger organisch ist als gedacht? (Archivbild)
Foto: Marijan Murat/dpa

Ab dem 1. Mai müssen in den Biotonnen Deutschlands nur noch sehr geringe Mengen Plastik enthalten sein, um den organischen Abfall effektiv zu Kompost verarbeiten zu können. Gemäß staatlicher Vorschriften dürfen Kunststoffe im Biomüll nicht mehr als ein Prozent des Gewichts ausmachen.

Obwohl konventionelle Plastiktüten und Plastikboxen bereits jetzt im Biomüll verboten sind, befolgen Verbraucher und Gewerbetreibende an einigen Orten dies nicht. Die neuen Regeln erhöhen den Druck auf die Müllabfuhren, eine bessere Qualität bei den Bioabfallanlagen zu gewährleisten.

Der Fremdstoffanteil insgesamt – einschließlich Plastik, Steine, Glas, Keramik und Blechdosen – darf nicht mehr als drei Prozent des Gewichts betragen. Normalerweise wird dies mit bloßem Auge überprüft, aber es werden zunehmend Sensoren und Anwendungen künstlicher Intelligenz eingesetzt.

Abfallbranche sieht neue Regeln als Fortschritt

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) wertet die neuen Regeln positiv. Sie seien «ein wichtiger erster Schritt, um den Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt zu verringern», sagt Verbandsvize Uwe Feige.

Aus Sicht des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung (bvse) ist besonders ein in dem Regelwerk enthaltenes «Rückweisungsrecht» wichtig, auf deren Grundlage Anlagenbetreiber die Annahme von stark verunreinigtem Bioabfall verweigern können. Dann drohen dem Lieferanten hohe Kosten, wenn er den schon abgeladenen Müll wieder einladen und woanders hintransportieren muss. 

«Der eigentliche Qualitätssprung liegt in der Möglichkeit, minderwertiges Material gar nicht erst in den Verwertungsprozess zu bringen», sagt der bvse-Experte Andreas Habel. Ist die Qualität von Biomüll zu schlecht, muss er verbrannt werden – und aus der erhofften Nutzung als Kompost oder Biogas wird nichts.

Welche Folgen gibt es für Verbraucherinnen und Verbraucher?

Für die Verbraucherinnen und Verbraucher ändert sich durch die neuen Regeln zunächst nichts, indirekt könnten sie aber die Folgen zu spüren bekommen: Die städtischen Müllabfuhren könnten ihre Anstrengungen erhöhen, damit sich die Qualität des von ihnen eingesammelten Biomülls besser wird. «Die neuen Grenzwerte richten sich primär an die Kommunen, die durch Abfallsatzungen Anreize für bessere Mülltrennung schaffen können – etwa durch Öffentlichkeitsarbeit, Gebührenmodelle oder Sanktionen bei Fehlwürfen», sagt Anja Siegesmund vom Branchenverband BDE. 

Die Expertin aus der Branche ist auch verärgert darüber, dass nach wie vor zu viele organische Abfälle im Restmüll landen und nicht in der braunen Tonne. Die Kommunen sind aufgefordert, Analysen durchzuführen und Maßnahmen zu ergreifen, damit mehr Biomüll in der braunen Tonne landet.

dpa