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Langsamer Digitalisierungsfortschritt in Deutschland nach Ende der Pandemie

Studie von Cisco zeigt: Fortschritte in einigen Bereichen, aber auch Digital-Müdigkeit und ungenutzte Möglichkeiten.

Bankgeschäfte am heimischen Laptop gehören zu den wenigen Gewinnern der Corona-Pandemie. (Archivfoto)
Foto: Fabian Sommer/dpa

Die Digitalisierung schreitet in Deutschland nach dem Ende der Corona-Pandemie nur noch langsam voran. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Netzwerkausrüsters Cisco, die fünf Jahre nach Beginn der Pandemie durchgeführt wurde. Obwohl Homeoffice, Videokonferenzen und kontaktloses Bezahlen ab 2020 zunächst einen Aufschwung erlebten, gibt es mittlerweile in vielen Bereichen kaum noch Fortschritte.

«Wir sehen in vielen Bereichen wirklich signifikanten Fortschritt», sagt Uwe Peter, Chef von Cisco in Deutschland. Etwa beim Ausbau von schnellen Gigabit-Internetanschlüssen, die inzwischen für drei Viertel der Haushalte verfügbar wären. «In anderen Bereichen sehen wir aber auch eine gewisse Digital-Müdigkeit.»

Schnelles Internet kaum gefragt

Die Anzahl der Beschäftigten, die von zu Hause aus arbeiten, hat sich von 2019 bis 2021 fast verdoppelt, von 13 auf 25 Prozent, ist jedoch seitdem leicht zurückgegangen, zuletzt auf 23 Prozent. Die Nutzung von Online-Angeboten der Behörden ist nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2020 kaum noch gestiegen. Auch die Nutzung des schnellen Internets bleibt weit hinter den Möglichkeiten zurück: Obwohl Gigabit-Anschlüsse inzwischen für drei Viertel der Haushalte verfügbar sind, ist nur jeder neunte tatsächlich angeschlossen. Es ist unklar, ob dies aus Bequemlichkeit oder aus Kostengründen geschieht.

Für die Studie wurden Daten von verschiedenen Quellen wie Statistikämtern und Verbänden von Cisco ausgewertet. Darüber hinaus führte das Institut YouGov im Dezember im Auftrag von Cisco eine repräsentative Umfrage unter 2000 Personen aus ganz Deutschland durch. Ergebnis: Lediglich 41 Prozent der Befragten stellten eine Verbesserung bei der Digitalisierung im Vergleich zu 2019 fest, 39 Prozent bemerkten keinen Unterschied und elf Prozent sogar eine Verschlechterung.

Videosprechstunde fällt bei Patienten durch

In der Umfrage ist die Videosprechstunde beim Arzt der klare Verlierer: Zwei Drittel der Befragten haben sie noch nie benutzt. Bei den digitalen Angeboten der Verwaltung gab immerhin ein Drittel der Befragten an, diese häufiger zu nutzen als vor fünf Jahren. Mehr als jeder Fünfte hat sie dagegen noch nie genutzt.

Grund ist nach Einschätzung Peters auch die oft mangelnde Nutzerfreundlichkeit und das nach wie vor geringe Angebot an Behördengängen, die digital erledigt werden können. «Es ist für viele Deutsche einfach normal, den Personalausweis im Bürgeramt zu bestellen, ohne es größer zu hinterfragen.»

Kontaktlos Bezahlen statt mit Bargeld

Der Zahlungsverkehr hat sich nachhaltig verändert. 41 Prozent der Befragten geben an, dass sie jetzt häufiger kontaktlos bezahlen. Lediglich jeder Neunte hat dies bisher noch nicht ausprobiert. Laut der Studie nutzen mittlerweile 84 Prozent der Bürger Online-Banking, im Vergleich zu 52 Prozent vor fünf Jahren.

«Da, wo es wirklich Vorteile bringt, sind die Leute auch dabei», sagt Peter. Und Bargeld ist nur noch mit ganz knappem Vorsprung das beliebteste Zahlungsmittel: Der Anteil am Zahlungsverkehr sank seit 2019 von 84 auf 51 Prozent. Das, so Peter, liege wohl auch an der größeren Akzeptanz von Kartenzahlungen im Einzelhandel. Inzwischen könne man damit fast überall bezahlen. «Das war vor fünf Jahren noch ganz anders.»

dpa