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Dexit würde Deutschland schweren wirtschaftlichen Schaden zufügen

Forscher warnen vor 5,6% BIP-Verlust und 2,5 Mio. Arbeitsplatzverlust bei einem Austritt aus der EU.

Wissenschaftler hben die möglichen wirtschaftlichen Folgen eines Dexits aus der EU für Deutschland berechnet.
Foto: Philipp von Ditfurth/dpa

Ein Austritt aus der Europäischen Union würde Deutschland nach Analysen von Wissenschaftlern schweren wirtschaftlichen Schaden zufügen. «Ein Dexit würde bewusst eine schwere ökonomische Krise und einen nachhaltigen Wohlstandsverlust der Bevölkerung in Deutschland auslösen», schreiben Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Die Studie liegt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor. 

Die AfD strebt an, die europäische Integration teilweise umzukehren. Aus ihrer Sicht sollte die EU lediglich eine lose verbundene Wirtschafts- und Interessengemeinschaft von Einzelstaaten sein.

Die Forscher gehen davon aus, dass in fünf Jahren voraussichtlich ein Verlust von etwa 5,6 Prozent des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) oder rund 690 Milliarden Euro zu erwarten ist. Etwa 2,5 Millionen Arbeitsplätze könnten im fünften Jahr verloren gehen. Dies entspricht in etwa den wirtschaftlichen Verlusten der Corona-Pandemie und der Energiekostenkrise nach dem russischen Überfall auf die Ukraine.

Berechnungen eines fiktiven Szenarios

Die genannten Zahlen beziehen sich auf ein vergangenes Szenario. Die Experten gehen davon aus, dass die Kosten eines ähnlichen Szenarios in der Zukunft ebenso hoch wären. Sie haben analysiert, was passiert wäre, wenn Deutschland zeitgleich mit Großbritannien die EU verlassen hätte. Dazu haben sie die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits in Großbritannien von 2016 bis 2021 untersucht und diese dann auf Deutschland übertragen, wobei die Unterschiede zwischen den beiden Ländern berücksichtigt wurden.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Auswirkungen eines tatsächlichen Dexits wohl höher anzusetzen wären, da Deutschland enger mit anderen EU-Staaten verflochten ist und Mitglied im Euro ist.

Unsicherheiten schwächten Großbritanniens Wirtschaft

Die Wissenschaftler schreiben über Großbritannien, dass die Entscheidung für den EU-Austritt bereits vor dem Vollzug zum 31. Januar 2020 zu Wachstumsverlusten geführt habe. Das Pfund habe gegenüber dem Euro an Wert verloren, was Importe teurer machte.

Die Investitionen wurden durch die Unsicherheit über die zukünftigen Beziehungen zur EU negativ beeinflusst. Darüber hinaus hat Großbritannien aufgrund des Brexits den Handelsboom innerhalb der EU verpasst. Obwohl die Regierung in London neue Freihandelsabkommen mit anderen Ländern abgeschlossen hat, handelt es sich im Wesentlichen um Reproduktionen der Abkommen der EU mit diesen Staaten. Es wurden also keine neuen Marktzugangsmöglichkeiten erschlossen.

Zwar wurden zwei neue Abkommen mit Australien und Neuseeland geschlossen. Die britische Regierung gehe aber von einem nur sehr geringen längerfristigen Schub für die Wirtschaftsleistung aus: 0,08 Prozent BIP-Zuwachs durch das Abkommen mit Australien und 0,03 Prozent durch jenes mit Neuseeland, jeweils bis zum Jahr 2035. «Gegenüber den geschätzten Einbußen des Brexits in Höhe von 5 bis 10 Prozent der Wirtschaftsleistung sind diese Vorteile verschwindend gering», schreiben die Autoren der Studie. 

dpa