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Studie: Europas Top-Unternehmen unterliegen im Weltvergleich

Europas Top-Konzerne können bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung nicht mit den Schwergewichten aus den USA und Asien mithalten. Deutsche Unternehmen schneiden besonders schlecht ab.

Europas Wirtschaft gerät im globalen Vergleich unter Druck, wie eine neue Studie zeigt. (Symbolbild)
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Laut einer Studie von EY haben die größten Konzerne aus den USA und Asien im vergangenen Jahr Europas Top-Unternehmen in Bezug auf Umsatz und Gewinn übertroffen. Die Top-Unternehmen aus den Vereinigten Staaten verzeichneten im Jahr 2024 im Durchschnitt ein Umsatzwachstum von 4,5 Prozent, während diejenigen aus Asien um 3,2 Prozent wuchsen. Europas Großunternehmen hingegen mussten einen Rückgang von 1,1 Prozent verzeichnen.

Der Gewinnrückstand ist noch deutlicher: Asiatische Unternehmen erhöhten ihr operatives Ergebnis um fast ein Fünftel (19,5 Prozent), während US-Unternehmen um 8,2 Prozent stiegen. In Europa sanken die Gewinne der Top-Player im Durchschnitt um 6,5 Prozent. Deutsche Konzerne schnitten besonders schlecht ab: Ihr Umsatz ging um 3,1 Prozent zurück, der Gewinn sank um 8,5 Prozent.

Die USA dominieren die Gruppe der 1.000 umsatzstärksten Börsenunternehmen. Sie stellen 317 Unternehmen. China folgt mit 137 und Japan mit 110. Deutschland landet auf dem vierten Platz mit 43 Konzernen.

EY-Experte: «Die Lage ist ernst»

Europas Top-Konzerne geraten laut EY-Experte Jan Brorhilker im weltweiten Wettbewerb damit weiter unter Druck – nicht zuletzt durch die schwächelnde Industriebranchen, geopolitische Spannungen und Zollbelastungen. «Die Lage ist wirklich ernst und spitzt sich aktuell weiter zu: Während die Top-US-Konzerne zuletzt kräftig wuchsen und ihre Gewinne steigern konnten, sehen sich Europas Unternehmen zunehmend in der Defensive», teilte er mit.

Die aktuelle Situation zeigt, dass die besondere Stärke Europas im industriellen Bereich eine große Herausforderung darstellt. Denn traditionelle Industrien wie die Autobranche befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel. In dieser Gemengelage kommt die chaotische US-Zollpolitik zur absoluten Unzeit. Diese führt zu weiteren finanziellen Belastungen und zu einer enormen Verunsicherung.

Digitale Übermacht: Europa fehlt der Anschluss

Die US-Techkonzerne dominieren gleichzeitig. Keines der zehn profitabelsten Börsenunternehmen der Welt stammt aus Europa. Sieben stammen hingegen aus den USA – darunter Apple, der Google-Konzern Alphabet, der Software-Riese Microsoft und der Chipkonzern Nvidia. Europa habe laut Brorhilker wenig Möglichkeiten, dieser Marktmacht etwas entgegenzusetzen. Nur sehr wenige europäische Unternehmen seien im Technologiesektor in der Spitzenliga vertreten.

Die schwache Aufstellung erweise sich als zusätzlicher Hemmschuh: «Während Industrieunternehmen massiv unter Zöllen und Handelsbeschränkungen und gestörten Lieferketten leiden, verzeichnen Digitalkonzerne Rekordgewinne und können Milliarden in Innovationen investieren», so Brorhilker. 

Kein europäisches Unternehmen in Gewinn-Top-10

Das Börsenunternehmen mit dem höchsten Gewinn weltweit war Saudi Aramco. Die Saudis erzielten einen operativen Gewinn von etwa 191 Milliarden US-Dollar. Das profitabelste europäische Unternehmen war Shell, ein Öl- und Gaskonzern. Die Briten belegten den 13. Platz. Das erste deutsche Unternehmen in der globalen Gewinnrangliste war die Deutsche Telekom mit einem Gewinn von rund 26 Milliarden Euro (Platz 19).

Die Börsenunternehmen mit dem höchsten Umsatz im Jahr 2024 waren die Handelsriesen Walmart und Amazon sowie Saudi Aramco. Die führenden deutschen Unternehmen in der Umsatzliste waren Volkswagen (9), Mercedes-Benz (35) und BMW (36) sowie die Deutsche Telekom (50).

dpa