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Mit Auto, Rad oder zu Fuß: So bewegt sich Deutschland

Welche Verkehrsmittel nutzen Bürgerinnen und Bürger am häufigsten, welche Trends gibt es? Darum geht es in einer großen Mobilitäts-Studie.

Eine Fahrt über die Autobahn - nicht für jeden erstrebenswert. (Illustration)
Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Jeder von uns verbringt durchschnittlich 84 Minuten pro Tag unterwegs, wobei freitags am längsten und sonntags am kürzesten. Im Sommer sind wir öfter unterwegs als im Winter. Eine große Mobilitätsstudie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums liefert Antworten darauf, mit welchen Verkehrsmitteln wir von A nach B kommen und welche Veränderungen es gibt. Zentrale Ergebnisse zeigen, dass Bürgerinnen und Bürger häufiger zu Fuß gehen und längere Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen. Das Deutschlandticket wirkt sich positiv auf den Nahverkehr aus. Das Auto wird häufiger stehen gelassen, bleibt aber vor allem auf dem Land unverzichtbar.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) sagte, die Studie sei eine wichtige Entscheidungsgrundlage auf dem Weg in eine «attraktive Mobilität» der Zukunft. Er betonte, die Bundesregierung wolle Mobilität in Stadt und Land «nach den Bedürfnissen» der Menschen ermöglichen. 

  

Anteile der Verkehrsmittel 

Einer der wichtigsten Kennwerte der Studie «Mobilität in Deutschland 2023» (MiD) ist der «Modal Split». Er drückt die prozentualen Anteile der Verkehrsmittel am gesamten Verkehrsaufkommen und damit an allen zurückgelegten Wegen aus. Auch wenn Verkehr durch Routinen geprägt sei, wie es in der Studie heißt: Es gibt Veränderungen. Der Autoverkehr bleibt zwar mit Abstand das zentrale Verkehrsmittel, der Anteil liegt bei 53 Prozent aller Wege. Das betrifft Fahrer und Mitfahrende. Aber der Anteil sinkt im Vergleich zur MiD-Studie 2017 um vier Prozentpunkte. 

Der Anteil des Fahrrads bleibt konstant bei bundesweit 11 Prozent – wobei davon mittlerweile gut 2 Prozentpunkte auf das E-Bike entfallen. Der öffentliche Verkehr steigt leicht auf 11 Prozent. Gewinner ist der Fußverkehr: Der Anteil ausschließlich zu Fuß zurückgelegter Wege steigt deutlich von 22 Prozent im Jahr 2017 auf 26 Prozent sechs Jahre später.

Der Anteil des Autoverkehrs an den gefahrenen Kilometern beträgt 73 Prozent, da vor allem längere Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden. Danach folgt der öffentliche Verkehr, hauptsächlich Busse und Bahnen, mit knapp einem Fünftel, gefolgt vom Fahrrad und reinen Fußwegen.

Autos stehen häufiger rum

Laut der Studie ist der Anteil der Haushalte ohne Auto knapp unter ein Fünftel gesunken, während Haushalte mit mehreren Autos nun fast 30 Prozent ausmachen. In Großstädten leben mehr Haushalte ohne Auto als in Kleinstädten und ländlichen Regionen. Allerdings werden fast die Hälfte der Autos an einem durchschnittlichen Tag nicht bewegt, während 2008 nur ein Drittel der Autos am Tag stillstand. Die mittlere Fahrleistung beträgt jetzt etwa 26 Kilometer.

Die durchschnittliche Fahrzeit pro Fahrzeug pro Tag reduziert sich auf 42 Minuten. Die Parkzeiten zu Hause stiegen auf etwa 21 Stunden. Eine Erklärung: der Trend zum Homeoffice. Der Anteil des klassischen Berufsverkehrs mit Wegen von oder zur Arbeit geht laut Studie zurück.

Elektromobilität

Bei der Nutzung von Elektroautos und anderen Autos gibt es laut Studie seit 2017 eine deutliche Angleichung. Laut Studie 2017 wurden Elektroautos überwiegend für kurze Strecken genutzt – ein Hinweis, dass Reichweitenbedenken vorherrschten. Das habe sich geändert. Der Anteil für längere Strecken ab 30 Kilometern liege annähernd gleichauf mit den Weglängen, die mit Verbrennerfahrzeugen zurückgelegt werden. Nach wie vor seien aber nur etwa ein gutes Viertel der Elektroautos das einzige Auto eines Haushaltes. «Elektromobilität ist also weiterhin vor allem ein Phänomen von Haushalten mit mehreren Autos.» Die E-Mobilität soll eine Schlüsselrolle dabei spielen für mehr Klimaschutz im Verkehr. 

Deutschlandticket

Laut einer Studie hat sich der öffentliche Verkehr dank des Deutschlandtickets im Nah- und Regionalverkehr von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt. Das deutschlandweit gültige Ticket wurde im Mai 2023 eingeführt und hat das Tarifangebot deutlich vereinfacht. Mit einem Preis von derzeit 58 Euro pro Monat ist es günstiger als die vorherigen Abos. Während des Zeitraums der Studie zwischen Mai 2023 und Juni 2024 besaßen 16 Prozent der Befragten ein Deutschlandticket.

Das Ticket ist beliebt vor allem in großen Städten mit einem gut ausgebauten ÖPNV. Die Studienautoren aber heben hervor, dass das Ticket auch im ländlichen Raum «nicht der oft erwartete Ladenhüter» ist. Immerhin ein knappes Zehntel der Bevölkerung entscheide sich auch dort für dieses Angebot. Das Deutschlandticket wird auch nicht nur für den Weg zur Arbeit genutzt – fast ein Drittel der Fahrten sind Freizeitwege.

Laut Studie gibt es jedoch große Hindernisse bei der Nutzung des ÖPNV insgesamt. Für mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind fehlende oder unzureichende Verbindungen ein Hindernis für die Nutzung – insbesondere auf dem Land gibt es häufig ein unzureichendes Angebot.

Ticket abgesichert

Beim Deutschlandticket besteht bis 2030 finanzielle Planungssicherheit. Der Bundestag und der Bundesrat haben einer Gesetzesänderung zugestimmt, die vorsieht, dass der Bund bis 2030 jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Kompensation von Einnahmeausfällen bei Verkehrsanbietern bereitstellt. Die Länder werden ebenfalls insgesamt 1,5 Milliarden Euro beisteuern. Ab Januar 2026 wird der Preis für das Ticket 63 Euro pro Monat betragen. Ab 2027 soll der Preis anhand eines noch genau festzulegenden Index berechnet werden.

Fußverkehr

Laut der Studie ist eine der deutlichsten Veränderungen in der Alltagsmobilität in Deutschland seit 2017 die Zunahme des Fußverkehrs. Es gibt wenige Arbeits- und viele Freizeitwege. Warum gehen die Menschen mehr zu Fuß? Studienautor Robert Follmer vom infas Institut sprach von einem vielfältigen Mix aus Gründen. Es gibt mehr Hunde, die ausgeführt werden. Zudem ist das Gesundheitsbewusstsein gestiegen, viele Leute zählen ihre Schritte. Bereits bei der Studie 2028 gab es jedoch einen hohen Anteil an Fußgängern.

Roland Stimpel vom Fußgängerverband FUSS sagte: «Die Menschen in Deutschland gehen immer mehr, weil es gesund, einfach, kostengünstig und umweltfreundlich ist. Aber viele Menschen brauchen mehr Sicherheit und bessere Wege. Das muss der Bund viel stärker fördern.»

Große Studie

Laut Ministerium beruht die Studie auf einer landesweiten Umfrage unter Haushalten in über 1.000 Städten und Gemeinden zu ihrem täglichen Verkehrsverhalten. Zwischen Mai 2023 und Juni 2024 wurden mehr als 218.000 Haushalte und etwa 421.000 Personen befragt. Die Studie wurde bereits in den Jahren 2002, 2008 und 2017 durchgeführt.

dpa