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Europäische Fahrradbranche vor Absatzrückgang und Rabattschlacht

Hersteller sitzen auf Lagerbeständen, Händler müssen Risiko eingehen, Absatzrückgang erwartet, E-Bike-Markt wächst weiterhin.

Mehr Fahrräder als Kunden: Handel und Hersteller sitzen auf hohen Beständen.
Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Die europäische Fahrradindustrie sieht sich weiterhin mit starkem Gegenwind konfrontiert, während die Kunden auf hohe Rabatte hoffen können. Gemäß einer Studie der Beratungsgesellschaft Roland Berger werden die Verkaufszahlen neuer Fahrräder auch in den nächsten beiden Jahren deutlich unter dem Niveau des Rekordjahres 2021 bleiben, in dem aufgrund der Corona-Pandemie in ganz Europa 22,1 Millionen Fahrräder verkauft und ein Umsatz von 21,2 Milliarden Euro erzielt wurde.

Trotz des E-Bike-Booms steigt der Durchschnittspreis pro Fahrrad deutlich an, aber die Autoren erwarten, dass die Erlöse im Jahr 2026 mit rund 20 Milliarden Euro immer noch unter dem Rekord liegen werden. Dafür müssen dann 15,9 Millionen Räder verkauft werden. Laut Prognose werden es im laufenden Jahr 15,3 Millionen Räder sein, die einen Umsatz von 17,5 Milliarden Euro generieren.

Große Bestände überall

Die Produzenten haben große Bestände an bereits montierten Rädern und teuer eingekauften Komponenten, während die Händler kaum nachbestellen, da sie zunächst ihre eigenen Lagerbestände abbauen müssen. Laut einer Marktstudie, für die 40 Brancheninsider qualitativ befragt wurden, wird frühestens mit der Saison 2026 eine Erholung eintreten.

In den Geschäften sind Räder oft nur mit hohen Rabatten verkäuflich. «Die momentanen Margen für mich als Händler sind aufgrund der laufenden Rabattaktionen so niedrig, dass es deutlich risikoreicher ist, Ware bei meinen Fahrradmarken zu bestellen als auf den Zusatzumsatz zu verzichten», wird der Geschäftsführer einer Handelskette zitiert. 

Weil der Handel auch auf der Frankfurter Leitmesse «Eurobike» sehr viel weniger bestellt hat als erwartet, gehen die Studienteilnehmer mehrheitlich von weiteren Absatzrückgängen aus. Ein großer E-Bike-Hersteller plant nach eigenen Angaben für 2025 einen Mengenrückgang von 15 Prozent.

E-Bikes könnten im Schnitt billiger werden

Die Studie, an der auch der Pressedienst Fahrrad beteiligt war, sieht den übergeordneten Mega-Trend zur CO2-freien Mobilität in Europas Städten weiterhin intakt. Das Umsatzwachstum wird durch den zunehmenden Anteil von E-Bikes realisiert, die bereits mehr als die Hälfte aller Verkäufe auf dem deutschen Markt ausmachen. In anderen europäischen Märkten liegt der Anteil von E-Bikes teilweise erst bei 30 Prozent, was zusätzliche Absatzmöglichkeiten bietet. Die Durchschnittspreise für E-Bikes dürften sich durch einfachere Technik auf einem etwas niedrigeren Niveau einpendeln. In Deutschland hat das weit verbreitete Dienstrad-Leasing bisher vor allem teurere Fahrräder begünstigt.

dpa