Eine Untersuchung zeigt: Schon in der Schule wissen Mädchen weniger über Geld als Jungen. Die Forscherinnen warnen vor den Folgen.
Studie: Mädchen wissen weniger über Wirtschaft als Jungen
Die Verwaltung des Taschengelds, das Verständnis für Zinsen und der Vergleich von Preisen: Laut einer Studie zeigen sich bereits in der Schule deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen beim Wirtschaftswissen. Eine umfangreiche Studie der Universität Tübingen mit fast 2.000 Schülerinnen und Schülern der zehnten Klasse zeigt: Mädchen schneiden in ökonomischen Wissenstests schlechter ab – im Durchschnitt um 13 Prozent. Dies entspricht einem Rückstand von fast drei Vierteln eines Schuljahres, wie die Studienverantwortliche Lucy Haag erklärte.
Die Schüler beantworteten im Durchschnitt mehr als acht von zwölf Wissensfragen zu Themen wie Inflation oder Zinsberechnung richtig, während die Schülerinnen dagegen weniger als sieben richtig beantworteten. Als Hauptgründe nennen die Forscher geringere mathematische Fähigkeiten und weniger Interesse an wirtschaftlichen Themen bei den Mädchen.
Expertin: Wissensabstand früh entgegenwirken
Die Folgen können weitreichend sein. Wer weniger über Geld versteht, spart seltener, investiert später weniger und sorgt schlechter fürs Alter vor. «Die Unterschiede zeigen sich schon in jungen Jahren – genau dort müssen wir gegensteuern», sagte Studienleiterin Taiga Brahm.
«Die Schülerinnen sind im Schnitt 15,5 Jahre alt und schon in diesem Alter schneiden die Jungs signifikant besser ab.» Die Jungen seien selbstbewusster beim Thema Wirtschaft und Finanzen und würden sich mehr zutrauen. «Wenn wir es schaffen würden, dass Mädchen und Jungen mit dem gleichen Wissensstand aus der Schule gehen und Wirtschaft weiterhin ein Thema bleibt, mit dem sich auch Frauen beschäftigen im Leben, dann hätte das einen Einfluss.»
Die Forschenden empfehlen daher spezifische Maßnahmen im Unterricht: Rollenspiele, praxisnahe Projekte oder die Verwendung von weiblichen Vorbildern in Schulbüchern und im Unterricht könnten dazu beitragen, Mädchen stärker zu motivieren und ihr Selbstvertrauen zu stärken.
Für die Studie wurden Schülerinnen und Schüler an 92 Gymnasien sowie Gemeinschafts- und Realschulen in Baden-Württemberg befragt und getestet, die das Fach Wirtschaft belegen.