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Studie: ÖPNV leistet wirtschaftlich viel mehr als er kostet

ÖPNV kostet nicht nur Geld, er ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Das zeigt eine Auftragsstudie der Bahn. Demnach übersteigt der volkswirtschaftliche Nutzen die Kosten deutlich.

Ein gut ausgebauter ÖPNV macht Regionen für Touristen und Arbeitgeber attraktiv - und trägt somit zur Bruttowertschöpfung bei. (Symbolbild)
Foto: Soeren Stache/dpa

Der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV) gilt als chronisch unterfinanziert – dabei zahlt sich jeder investierte Euro in Bus und Bahn wirtschaftlich gleich mehrfach aus, wie eine Studie zeigt. Demnach liegt die volkswirtschaftliche Leistung des ÖPNV pro Jahr im Mittel bei rund 75 Milliarden Euro. «Das entspricht dem Dreifachen seiner jährlichen Kosten», heißt es in der Untersuchung, die das Beratungsunternehmen MCube der TU München im Auftrag der Deutschen Bahn erstellt hat. 

«Die tatsächliche Wertschöpfung dürfte deutlich höher liegen, da einigeEffekte aus methodischen Gründen nicht vollständig berücksichtigtwerden konnten», schreiben die Autorinnen und Autoren. 

Direkte und indirekte Wertschöpfung

Die Studie zielt darauf ab, spezifische volkswirtschaftliche Auswirkungen des ÖPNV zu erkennen und zu quantifizieren. Dabei basiert MCube auf Branchendaten des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), des Statistischen Bundesamts sowie auf bereits durchgeführten Studien zur Bruttowertschöpfung von Verkehrsträgern.

Eine Rolle spielt etwa die direkte und die indirekte Wertschöpfung des Nahverkehrs selbst – also jener Produktionswert der durch den Bus- und Bahnbetrieb und die damit verbundene direkte Beschäftigung generiert wird. «Ein Beispiel für direkte Wertschöpfung ist das kommunale Busunternehmen, das mit seinen Einnahmen aus dem Linienbetrieb sowohl Umsatz als auch direkte Arbeitsplätze schafft.» Die indirekte Wertschöpfung entsteht hingegen in den vorgelagerten Wirtschaftsbereichen, also bei Zugbauern, Energieversorgern oder IT-Dienstleistern. 

Darüber hinaus hat der öffentliche Nahverkehr auch externe wirtschaftliche Auswirkungen. Eine gut ausgebaute Nahverkehrsanbindung erhöht beispielsweise die Attraktivität von Regionen für den Tourismus. Außerdem gewährleistet er, dass Pendlerinnen und Pendler zur Arbeit gelangen. Eine gute Verkehrsanbindung steigert beispielsweise die Attraktivität von Arbeitgebern und wirkt sich somit auch positiv auf die Wirtschaftsleistung aus. Laut der Studie macht allein dieser Pendler-Effekt mehr als ein Viertel der gesamten mittleren Wertschöpfung des öffentlichen Nahverkehrs aus.

Daten haben Schwächen

Die Daten weisen einige Mängel auf. Sie beziehen sich auf das Jahr 2019, um Verzerrungen durch Corona zu vermeiden, und enthalten Schätzungen, da nicht alle Annahmen statistisch belegt sind. Dennoch sind die verwendeten Daten objektiv, fundiert und methodisch abgestimmt. Sie zeigen, dass der ÖPNV nicht nur eine zentrale Rolle für nachhaltige Mobilität und Daseinsfürsorge spielt, sondern auch ein wichtiger wirtschaftlicher Leistungsträger ist.

Der öffentliche Nahverkehr in Deutschland wird zu etwa gleichen Teilen aus den Fahrgasteinnahmen und den Regionalisierungsmitteln des Bundes finanziert. Obwohl die Beträge jedes Jahr steigen, sind sie aus Sicht der Branche nicht mehr ausreichend, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Einige Bundesländer erwägen bereits aufgrund fehlender Mittel eine Reduzierung des Angebots.

dpa