Studie prognostiziert 144.000 neue Arbeitsplätze bis 2029 durch steigende Militärausgaben, insgesamt 360.000 Jobs erwartet.
Rüstungsausgaben als Jobmotor in Deutschland

Laut einer Studie der Beratungsgesellschaft EY-Pantheon und der Dekabank könnten steigende Militärausgaben in Deutschland zu einem Jobmotor werden. Wenn die direkten Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten wie geplant 3,5 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen, könnten schätzungsweise 144.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Dies könnte im Jahr 2029 der Fall sein.
Die Studienautoren gehen davon aus, dass insgesamt 360.000 Arbeitsplätze durch die Rüstungsaufträge geschaffen oder gesichert werden, einschließlich bestehender Industriejobs.
Ein beträchtlicher Anteil der Nato-Ausgaben wird voraussichtlich nach Deutschland fließen, da dort Waffenhersteller wie Rheinmetall, KNDS Deutschland und Heckler & Koch ihren Hauptsitz und Produktionsstätten haben. Die höheren Ausgaben werden laut den Autoren dazu führen, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2029 um 0,7 Prozent höher ausfällt als ohne diese zusätzlichen Gelder für Waffen und andere militärische Kosten.
Billionen für ein modernes Militär
Bis 2035 rechnen die Studienautoren mit direkten Verteidigungsinvestitionen der europäischen Nato-Staaten von knapp 2,2 Billionen Euro. Nur so ließen sich die Ausrüstungsziele erreichen und obendrein ein möglicher Wegfall europäischer Systeme kompensieren, sagt Jan Friedrich Kallmorgen von EY-Parthenon. «Da das Gros der Investitionssumme an europäische Unternehmen fließt – lediglich etwa ein Drittel geht nach unserer Analyse an US-Firmen –, wird die europäische Rüstungsindustrie in den kommenden Jahren ein massives Wachstum erleben», sagt der Fachmann.
Matthias Danne von der Dekabank sieht die Entwicklung der Rüstungsbranche ebenfalls positiv für die ganze Wirtschaft. «Für Europa stellt die Verteidigungsindustrie einen wirtschaftlich stabilisierenden Faktor dar, der selbst bei konjunkturellen Schwankungen die europäischen Volkswirtschaften stützt.»
In anderen Branchen geht es personell abwärts
Andere Experten aus verschiedenen Branchen, die nicht an der Studie beteiligt waren, erwarten auch einen klaren Anstieg der Rüstungsausgaben. Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Bochum ist der Ansicht, dass dieser Wachstumsschub bei weitem nicht ausreichen wird, um die großen Arbeitsplatzverluste in anderen Industriebereichen wie der Automobil- und Stahlindustrie auszugleichen. Diese Branchen befinden sich strukturell im Wandel und personell im Rückgang, ein Jobabbau-Programm folgt dem nächsten.
«Den Aderlass an Arbeitskräften in diesen traditionell starken deutschen Branchen kann die Rüstungsbranche nur zum Teil kompensieren», sagt Dudenhöffer. «Um ihn zu stoppen, müssten wir die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland wesentlich verbessern, etwa mit niedrigeren Lohnnebenkosten, weniger Regulierung und niedrigeren Stromkosten.»








