Frauen leisten Großteil der Care-Arbeit, tradierte Rollenbilder beeinflussen Karrierepräferenzen, Rahmenbedingungen müssen verbessert werden.
Start-up-Gründung in Deutschland: Frauenanteil nur bei 19 Prozent

Laut einer Studie, die im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt wurde, sind in Deutschland in gut vier von fünf Fällen Männer diejenigen, die ein Start-up gründen. Der Anteil der Frauen unter den Gründern von Start-ups beträgt nur 19 Prozent und ist im letzten Jahr sogar leicht gesunken. Dies ergibt sich aus einer Befragung des Startup-Verbands unter 1.800 Start-up-Unternehmern und 1.000 Studierenden.
Hürden, Hemmnisse und Wurzeln in früher Lebensphase
Die Analyse identifiziert einige Ursachen für den geringen Frauenanteil bereits in frühen Lebensphasen. Frauen werden durch fehlende Vorbilder und Stereotypen gehemmt. Für viele sind Familie und Unternehmertum schwer vereinbar. Frauen leisten nach wie vor den Großteil der Care-Arbeit – und Familiengründung und Unternehmensgründung fallen zeitlich zusammen.
Laut dem Text hat der sogenannte Gender-Gap auch mit tradierten Rollenbildern zu tun, die die Karrierepräferenzen junger Menschen beeinflussen. Etwa zwei Drittel der männlichen Start-up-Gründer haben ihren Gründungsplan bereits als Jugendliche oder während des Studiums entwickelt. Bei Frauen geschieht dies in der Regel erst später, da ihre Prioritäten zunächst anders sind.
Rund 60 Prozent der Studentinnen streben demnach einen sicheren Arbeitsplatz an, was für weniger als ein Drittel der männlichen Studierenden eine wichtige Rolle spiele. «Das zeigt, wie gesellschaftliche Erwartungen das Risikobewusstsein von Frauen und Männern unterschiedlich prägen.» Folglich gingen Frauen nur selten schon in frühen Jahren in Richtung Start-up. Der Blick ändere sich dann später: Ein Drittel der Gründerinnen fasse den Entschluss in den ersten Jahren der Berufstätigkeit, ein weiteres Viertel noch später.
Deutschland kann auf weibliches Potenzial nicht verzichten
Weibliches Unternehmertum scheitere nicht an fehlendem Interesse, sondern an den Rahmenbedingungen, die für Frauen besser werden müssten, bilanziert die Stiftung. «Deutschland kann es sich nicht leisten, auf das Potenzial von Frauen zu verzichten», mahnt der Startup-Verband. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation brauche das Land alle, um die Wirtschaft voranzubringen. Start-ups bedeuteten neue Impulse, mehr Dynamik und Innovation.