Die Gewerkschaft will ein Ausbluten der deutschen Schlüsselindustrie verhindern und geht ohne konkrete Lohnforderung in die Verhandlungen.
IG Metall fordert Sicherung von Arbeitsplätzen und Reallöhnen in der Stahlindustrie

In der kriselnden Stahl- und Eisenindustrie stehen die Tarifverhandlungen für bundesweit 82.000 Beschäftigte bevor. Die IG Metall fordert von den Arbeitgebern, Arbeitsplätze und Reallöhne zu sichern, wie die Gewerkschaft in Frankfurt mitteilte. Sie und die Politik stünden in der Verantwortung, den Standort nicht zu gefährden, sagte IG Metall-Tarifvorständin Nadine Boguslawski. «Wir wollen ein Ausbluten der deutschen Schlüsselindustrie und ihrer Beschäftigten auf jeder Ebene verhindern.»
Die erste Tarifverhandlung für die Gebiete «Nordwest» und «Ost», wo allein 68.000 Beschäftigte betroffen sind, findet am 16. September in Düsseldorf statt. Die Friedenspflicht endet am 30. September; danach seien Warnstreiks möglich, so die IG Metall. Die Stahl-Tarifrunde für das Saarland beginnt Mitte November.
Die IG Metall geht ohne konkrete Lohnforderung in die Verhandlungen, betont aber, dass die Inflation ausgeglichen werden müsse. Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland lag zuletzt knapp über der Marke von zwei Prozent. Eine Nullrunde für die Beschäftigten dürfe kein Thema sein, sagte Boguslawski. «Ihr Lebensstandard darf sich nicht verschlechtern.»
Teure Energie und hohe US-Zölle
Die deutsche Stahlindustrie wird durch erhöhte Energiepreise und den Wettbewerb aus China belastet. Hinzu kommen die hohen Zölle auf Stahlimporte in die USA, die Präsident Donald Trump auf 50 Prozent erhöht hat. Große Unternehmen der Branche wie Thyssenkrupp bauen Tausende Stellen ab.
Der Arbeitgeberverband Stahl wies die Forderung nach Lohnsteigerungen zurück. «Auch wenn anzuerkennen ist, dass die Gewerkschaft sich der dramatischen Lage der deutschen Stahlindustrie offenbar bewusst ist, übersteigt die Forderung nach einer Entgelterhöhung die Möglichkeiten unserer Industrie in der aktuellen wirtschaftlichen Lage», hieß es.