Die deutsche Automobilindustrie steckt in einer umfassenden Krise. Autokonzerne werden massiv an der Kostenschraube drehen, was zu deutlichen Einschnitten bei der Beschäftigung führen wird.
Autoindustrie in Deutschland: Massiver Stellenabbau und Produktionsverlagerungen drohen

Die Krise der Autoindustrie in Deutschland hat auch bei den Beschäftigten Spuren hinterlassen. Laut einer aktuellen Analyse von EY gingen im vergangenen Jahr fast 19.000 Stellen verloren. Ende des vergangenen Jahres waren noch etwas mehr als 761.000 Menschen in der deutschen Autoindustrie beschäftigt. Ein Jahr zuvor waren es noch rund 780.000.
Laut EY wurden für die Studie aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts und der Agentur für Arbeit analysiert. Es wurden Betriebe in Deutschland mit mindestens 50 Mitarbeitern untersucht.
«Die deutsche Automobilindustrie steckt in einer massiven und umfassenden Krise», sagte der EY-Autoexperte Constantin Gall laut Mitteilung. Die Probleme reichten von einer schwachen Nachfrage aufgrund der anhaltenden Konjunkturkrise über zu hohe Kosten bis hin zum teuren Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos. Insbesondere die Investitionen in Elektromobilität hätten hohe Summen verschlungen, ohne dass sich die gewünschten Markterfolge eingestellt hätten. Hinzu komme der wegbrechende chinesische Markt.
«Massiv an der Kostenschraube drehen»
Die Hersteller hätten es gerade mit einer Vielzahl an Herausforderungen zu tun und nur einige dieser Probleme könnten sie aus eigener Kraft lösen. «Daher werden wir in diesem Jahr sehen, dass die Autokonzerne massiv an der Kostenschraube drehen werden, um ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Das wird unweigerlich zu deutlichen Einschnitten bei der Beschäftigung führen», sagte Gall. Der verhältnismäßig geringe Stellenabbau im vergangenen Jahr sei nur der Anfang eines schmerzhaften, aber unabwendbaren Schrumpfungsprozesses.
Produktionsverlagerungen in größerem Ausmaß in die USA oder nach China seien angesichts der jüngsten geopolitischen Entwicklungen durchaus wahrscheinlich. «Das würde den Stellenabbau hierzulande nochmals deutlich beschleunigen», sagte Branchenexperte Gall.
Die Probleme in den Unternehmen seien mittlerweile klar erkannt worden. Es bestehe Hoffnung, dass die Autohersteller mittelfristig wieder höhere Margen erzielen könnten. Mit Kostensenkungsmaßnahmen allein sei es jedoch nicht getan.
«Für viele Zulieferer wird die Luft immer dünner»
Mit Blick auf die zuletzt sehr schwache Entwicklung der Zulieferer rechnete der Experte mit einem weiteren kräftigen Stellenabbau. «Für viele Zulieferer wird die Luft immer dünner, gerade der stockende Hochlauf der Elektromobilität belastet die Marge erheblich», so Gall.
Laut der Studie sanken die Umsätze der deutschen Autoindustrie im letzten Jahr um fünf Prozent, nachdem sie in den drei Jahren zuvor kontinuierlich gewachsen waren. Im Jahr 2024 betrug der Umsatz demnach 536 Milliarden Euro.
In letzter Zeit haben viele bekannte deutsche Hersteller und Zulieferer Sparprogramme angekündigt. In den kommenden Jahren sollen insgesamt Zigtausende Stellen gestrichen werden – sei es bei Herstellern wie Mercedes-Benz, Porsche oder der Volkswagen-Kernmarke VW. Oder bei Zulieferern wie Bosch, ZF, Schaeffler oder Continental.