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Tesla-Auslieferungen fallen um 13 Prozent im Jahresvergleich

Schlechtere Zahlen als erwartet – Analysten überrascht, Aktie verliert über vier Prozent vorbörslich.

Der Rückgang zeichnete sich bereits mit nach schwächeren Zahlen aus mehreren Märkten ab. (Archivbild)
Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Lieferungen von Tesla sind im letzten Quartal nach einem Modellwechsel und Kontroversen um Firmenchef Elon Musk im Vergleich zum Vorjahr um etwa 13 Prozent gesunken. Der von Tech-Milliardär Elon Musk geleitete Elektroautohersteller hat zwischen Januar und Ende März 336.681 Fahrzeuge an die Kunden ausgeliefert. Die Zahlen waren deutlich schlechter als von Analysten erwartet. Die Tesla-Aktie fiel in einer ersten Reaktion im vorbörslichen US-Handel um mehr als vier Prozent.

Die schwachen Zahlen waren bereits erkennbar. So fielen die Neuzulassungen von Tesla in der Europäischen Union in den ersten beiden Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 49 Prozent auf etwa 19.000 Fahrzeuge. In Deutschland sanken die Neuzulassungen im Februar im Vergleich zum Vorjahr von 6038 auf nur noch 1429 Fahrzeuge. In China gab es im März laut vorläufigen Zahlen ein Minus von über elf Prozent. Tesla selbst gibt keine Informationen zu den Ergebnissen in einzelnen Regionen bekannt.

Generationswechsel beim Model Y

Es ist schwierig zu bestimmen, wie stark einzelne Gründe zum Rückgang beigetragen haben. Ein Faktor könnte der Wechsel zu einer aktualisierten Generation des Bestsellers Model Y sein.

Tesla hat zu Beginn des Jahres die Produktionslinien umgerüstet. Dies führte dazu, dass die Fertigung für einige Wochen pausierte. Gleichzeitig war das Interesse der Käufer an der vorherigen Y-Variante geringer. Bryn Talkington von Requisite Capital Management schätzt, dass es noch zwei Quartale dauern könnte, bis dieser Effekt überwunden ist.

Tesla baute im letzten Quartal 362.615 Autos aller Modelle, was einem Rückgang von gut 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Kontroversen um Musk

In den letzten Monaten hat die Kritik an der politischen Rolle und den Ansichten von Musk zugenommen. Es gab Boykottaufrufe und am vergangenen Wochenende Protestaktionen an Tesla-Standorten in verschiedenen Ländern.

Der Tech-Milliardär wurde letztes Jahr zu einem engen Verbündeten von Donald Trump, dem er mehr als 250 Millionen Dollar für den Wahlkampf um das Weiße Haus spendete. Als Präsident beauftragte Trump ihn mit der Senkung der Regierungsausgaben.

Politische Spaltung trifft Marke

In dieser Rolle löste Musk zahlreiche Kontroversen aus. Kritiker werfen ihm rücksichtslose Kürzungen vor. Er prahlte etwa damit, die Entwicklungshilfe-Behörde USAID «in den Holzhäcksler» zu werfen – und spricht ständig von angeblich entdeckten Milliardenbetrügereien, ohne dafür Belege zu liefern.

Auch einige potenzielle Tesla-Käufer werden durch Musks politische Ansichten abgeschreckt. Vor der Bundestagswahl in Deutschland unterstützte der Tech-Milliardär die AfD und war zeitweise auch in die britische Politik involviert.

Er beklagt angeblichen Rassismus gegen Weiße und behauptet, die US-Demokraten schleusten Ausländer ins Land, um Wahlen zu ihren Gunsten zu drehen. Bei einer Veranstaltung zur Amtseinführung von Trump schockierte Musk Zuschauer mit einer Hitlergruß-ähnlichen Geste. Kritik daran tat er als «schmutzige Tricks» seiner Gegner ab.

Tesla-Kaufshow am Weißen Haus

Musk galt über Jahre als die wichtigste treibende Kraft für Teslas Erfolg. Doch werden seine politischen Aktionen nun zu einer Belastung für den E-Autobauer? Bei Demonstrationen werden Teslas als «Nazi-Autos» beschimpft. Fahrzeuge wurden an Tesla-Auslieferungszentren angezündet und mit Parolen beschmiert.

Die US-Regierung stärkt Trumps Vertrautem Musk demonstrativ den Rücken. US-Justizministerin Pam Bondi drohte, Vandalismus gegen Tesla als inländischen Terrorismus einzustufen. Handelsminister Howard Lutnick rief dazu auf, Tesla-Aktien zu kaufen. Trump selbst ließ mehrere Teslas vor dem Weißen Haus auffahren und suchte sich davon ein rotes Model S zum Kauf aus. «Ich liebe Tesla!», verkündete der US-Präsident in einer ungewöhnlichen Werbeaktion.

Musk hofft auf Robotaxis und Roboter

Selbst beim Musk und Tesla wohlgesonnenen Branchenanalysten Dan Ives klingeln die Alarmglocken. Jetzt sei ein «Moment der Wahrheit» für Musk, sagte der Experte der Investmentfirma Wedbush jüngst im US-Wirtschaftssender CNBC. Musk müsse seine Kostensenker-Rolle und den Job als Tesla-Chef ins Gleichgewicht bringen – und dafür vielleicht im Weißen Haus etwas kürzertreten, legte ihm Ives nahe. 

Teslas Fahrzeuge sehen sich zunehmend mehr Konkurrenz gegenüber – vor allem auf dem wichtigen chinesischen Markt. Musk behauptet, dass autonomes Fahren und humanoide Roboter Tesla zum bei weitem wertvollsten Unternehmen der Welt machen würden. Allerdings konnte das Unternehmen bisher nicht nachweisen, dass es zuverlässig fahrende Autos ohne menschliches Eingreifen bauen kann.

Aktienkurs auf Tauchfahrt

Die Unsicherheiten und Zweifel an den Geschäftsaussichten beeinträchtigen auch den Grundpfeiler von Musks Einfluss: den Tesla-Aktienkurs. Es ist hauptsächlich sein Anteil an dem Elektroautobauer, der ihn zum bisher reichsten Menschen der Welt macht – zumindest auf dem Papier. Nach Trumps Wahlsieg im November hatte sich der Tesla-Kurs zeitweise verdoppelt. Jetzt liegt der Aktienkurs wieder auf dem Niveau von Oktober.

dpa