Turbulentes Jahr endet positiv, trotz Produktionsausfällen und Protesten. Expansion vorerst gestoppt, aber Genehmigungen für Ausbau vorhanden.
Tesla in Grünheide: Optimistischer Ausblick trotz E-Auto-Krise
Der US-Elektroautobauer Tesla in Grünheide blickt trotz der deutschen E-Auto-Krise optimistisch in die Zukunft und geht von einem positiven Jahr aus. «Der deutsche E-Auto-Markt ist rückläufig, aber insgesamt konnten wir das mehr als ausgleichen», sagte Werksleiter André Thierig der Deutschen Presse-Agentur. «Wir beliefern aktuell 37 verschiedene Märkte aus der Fabrik, zum Großteil auf dem europäischen Kontinent, aber auch im Nahen und Mittleren Osten und Taiwan.» Der Werksleiter sieht die einzige europäische E-Auto-Fabrik von Firmenchef Elon Musk bei Berlin als «Leuchtturm in der Autoindustrie». «Man kann in Deutschland erfolgreich E-Autos produzieren.»
Für Tesla geht in Grünheide ein turbulentes Jahr zu Ende mit Produktionsausfällen wegen der angespannten Lage im Roten Meer und eines Anschlags auf die Stromversorgung. Dazu kam monatelanger Protest gegen die Fabrik. «Sicherlich hätten wir uns die eine oder andere Störung weniger gewünscht, aber wir werden das Jahr insgesamt trotzdem positiv abschließen», sagte Thierig.
E-Autos in Deutschland in der Krise
Im November ist der Verkauf von Elektroautos in Deutschland erneut gesunken. Laut Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) wurden knapp 35.200 Batterie-Pkw neu zugelassen – das entspricht fast 22 Prozent weniger als im Vorjahresnovember. Tesla belegte mit etwa 2.200 Autos den fünften Platz; im November 2023 war es mit etwa 5.000 Batterie-Pkw Platz drei. Die Wirtschaftsberatung EY erwartet jedoch eine Trendwende bei E-Fahrzeugen im nächsten Jahr.
«Wir schauen optimistisch in die Zukunft», sagte der Tesla-Werkschef. Er verweist auf die unbefristete Übernahme von Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmern sowie eine übertarifliche Entgelterhöhung von 4 Prozent zum 1. November. Das Unternehmen wendet sich gegen einen Tarifvertrag, was die IG Metall kritisiert. Tesla hat nach eigenen Angaben in Grünheide in Brandenburg rund 11.000 Beschäftigte, etwas weniger als vor einem Jahr.
Noch kein Startschuss für Ausbau
Der geplante Ausbau ist aufgrund der unsicheren Marktlage vorerst auf Eis gelegt. «Wir haben noch keinen Startschuss für den Ausbau mit neuen Produktionsflächen oder Gebäuden gegeben», sagte Thierig. «Weiteres Wachstum würde zusätzlichen Personalbedarf erzeugen.»
Das Landesumweltamt Brandenburg hat bereits die umweltschutzrechtlichen Genehmigungsgrundlagen für den Ausbau erhalten. Es gab grünes Licht für einen ersten Antrag zur Optimierung am Bestand. Einen zweiten Antrag – etwa für eine neue Werkshalle – hat Tesla noch nicht gestellt. «Wir können auch ohne weiteren Ausbau oder Genehmigungen die Fertigung noch erhöhen.»
Die Batteriefertigung in Grünheide geht nach Angaben des Werksleiters ebenfalls weiter. «Der Fokus der Zellfertigung liegt aber – wie bisher – aufgrund der Subventionen in den USA», sagte Thierig. «Sobald es sich wirtschaftlich lohnt, werden wir auch hier die Zellfertigung beginnen.» Er forderte von der Bundesregierung eine kontinuierliche und verlässliche Wirtschaftspolitik.
Bisheriger Höhepunkt des Protests
Der Widerstand gegen den Autobauer erreichte in diesem Jahr seinen Höhepunkt. Im Februar gab es einen Anschlag auf die Stromversorgung, bei dem bisher unbekannte Täter beteiligt waren. Im Mai versuchten Umweltaktivisten, das Tesla-Gelände während Protesttagen zu stürmen. Seit der Errichtung des Werks gibt es Bedenken von Umweltschützern und Anwohnern, auch weil es teilweise in einem Wasserschutzgebiet liegt.
Tesla verweist darauf, dass der Wasserverbrauch in der Brandenburger Fabrik niedriger als im Durchschnitt der Elektroautobranche sei und das Unternehmen den Verbrauch gesenkt habe. «Es ist schon irritierend, weil sich falsche Informationen so manifestiert haben, zum Beispiel, dass wir hier das Wasser abgraben würden», sagte Thierig.
Streit ums Wasser
Ein neuer Wasservertrag für Tesla sorgt für Kritik. Nach langem Streit einigte sich der regionale Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) mit Tesla auf einen neuen Vertrag. Dabei geht es um höhere Grenzwerte bei der Belastung von Schmutzwasser, weil das Unternehmen den Verbrauch gesenkt hat. «Der finale Vertragsentwurf wurde im Rahmen der Verbandsversammlung an einzelnen Stellen allerdings ohne unser Beisein angepasst», kritisierte Thierig. Aber: «Ich gehe momentan aber davon aus, dass die Änderungen für uns akzeptabel sind, sodass wir dem Vertrag voraussichtlich zustimmen werden.»