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DDR-Autos als Oldtimer gefragter denn je

Sammler zahlen bis zu 7.000 Euro für einen Trabant 601 im Originalzustand – ein Wertanstieg von mehr als 100% seit 2018.

DDR-Klassiker wie der Trabant 601 und der Wartburg 311 haben ihren Wert seit 2018 laut Experten verdoppelt. (Symbolbild)
Foto: Sebastian Willnow/dpa

Nach dem Fall der Mauer strömten sie in Scharen über die Grenze: Trabant, Wartburg & Co. Viele Ostdeutsche konnten die schlicht gestalteten DDR-Autos mit ihren rauchenden Zweitaktmotoren danach nicht schnell genug loswerden. Die Sehnsucht nach modernen Autos aus dem Westen war zu groß. Doch 35 Jahre nach dem Ende der DDR erfreuen sich die Fahrzeuge nun als Oldtimer großer Beliebtheit.

Laut Marktbeobachtungs-Daten von Classic Data zahlen Sammler bis zu 7.000 Euro für einen Trabant 601 in makellosem Originalzustand – mehr als doppelt so viel wie noch 2018. Das Bochumer Unternehmen hat sich auf Wertanalysen im Oldtimer-Markt spezialisiert. Für den Wartburg 353 als Limousine werden heute im Top-Zustand fast 10.000 Euro verlangt. Auch sein Wert hat sich in sieben Jahren – abhängig vom Zustand – mindestens verdoppelt.

Besonders rare Modelle für über 100.000 Euro gehandelt 

Der Wert des Wartburg 311 in der üblichen Bauform einer viertürigen Limousine hat sich ebenfalls verdoppelt. Laut Analyse sind für ein Modell im Top-Zustand knapp 16.600 Euro möglich. Das äußerst seltene Coupé kann sogar fast 35.000 Euro bringen.

Es wird noch kostspieliger für potenzielle Käufer des EMW 327. Die Cabrios und Coupés, die nur in geringer Stückzahl hergestellt wurden, sind praktisch identisch mit dem gleichnamigen Modell von BMW, das bis 1941 in Eisenach produziert wurde. Sammler zahlen laut Classic Data für Exemplare in bestem Zustand über 100.000 Euro.

Es ist eine Entwicklung, die selbst ausgewiesene Experten wie den Thüringer Oldtimer-Spezialisten Veit Kohl überrascht. Es gebe kaum vergleichbare Fahrzeuge, die derart an Wert gewonnen hätten, so der Gutachter für historische Fahrzeuge. Die meisten DDR-Autos würden nach wie vor im Osten des Landes «umgeschlagen», so Kohl. Für viele Sammler hätten sie mittlerweile Kultstatus erreicht. Es werde sehr viel Wert auf den Zustand der Fahrzeuge gelegt. Gefragt seien ein möglichst originaler Zustand und eine möglichst vollständig dokumentierte Historie, so Kohl. 

Dass sich die Wertsteigerung weiter so fortsetzen wird, glaubt Kohl indes nicht. Einzelne sehr seltene Modelle werden immer hoch gehandelt werden, glaubt der Experte. Für alle anderen gelte: «Es ist wahrscheinlich absehbar, dass wir den Peak erreicht haben, weil wer will das sonst noch kaufen?»

Tausende DDR-Fahrzeuge noch zugelassen

Gemäß dem Kraftfahrbundesamt (KBA) waren im vergangenen Jahr etwa 8.900 Fahrzeuge des VEB Automobilwerke Eisenach (meist Wartburg) noch zugelassen. Etwa die Hälfte der Besitzer sind über 60 Jahre alt.

«Trabis» gibt es noch wesentlich mehr: Rund 40.800 Fahrzeuge des VEB Sachsenring waren laut KBA zum selben Zeitpunkt noch auf Deutschlands Straßen unterwegs. Sie erfreuen sich offenbar noch immer großer Beliebtheit in allen Altersstufen. Mehr als jeder zweite Trabi-Besitzer ist jünger als 60 Jahre. Rund 2.800 von ihnen sind sogar unter 30. Sie wurden also erst geboren, nachdem der letzte Trabant 1991 in Zwickau vom Band gerollt ist.

Spezielle Oldtimertreffen 

Mehrere Oldtimertreffen sind auf DDR-Fahrzeuge spezialisiert – darunter das Zwickauer Trabant- und Ostfahrzeugtreffen, das Internationale Ostblock-Fahrzeugtreffen in Pütnitz an der Ostsee, das Trabant-Treffen in Anklam und das Ostmobile-Treffen in Thale im Harz. Ob Trabant, Wartburg, Simson-Moped oder IFA-Lkw: Die liebevoll aufpolierten Fahrzeuge ziehen auch viele Zuschauer an. Auch manch «DDR»-Länderkennzeichen ist an den Oldtimern noch zu sehen.

dpa