Schwache Nachfrage und hohe Lagerbestände belasten Konzern. Umsatz sinkt erneut, Prognose deutet keine schnelle Verbesserung an.
Infineon: Quartalsverlust und trübe Aussichten für das neue Geschäftsjahr
Der Chiphersteller Infineon verzeichnete einen Quartalsverlust im Geschäftsjahr 2023/24 und hat düstere Aussichten für die Zukunft. Die schwache Nachfrage in den meisten Geschäftsbereichen und hohe Lagerbestände werden das Unternehmen aus Neubiberg bei München auch im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 belasten, so Vorstandschef Jochen Hanebeck. Der Umsatz wird voraussichtlich erneut sinken, nachdem er im vergangenen Geschäftsjahr bereits um gut 1,3 Milliarden Euro gesunken war und bei knapp 15 Milliarden Euro lag.
«Aktuell bieten unsere Endmärkte, mit der Ausnahme von künstlicher Intelligenz, kaum Wachstumsimpulse, die zyklische Erholung verzögert sich», sagte Hanebeck. «Daher stellen wir uns auf einen verhaltenen Geschäftsverlauf ein.» Dazu trägt auch bei, dass die Kunden noch immer Lagerbestände abbauen, die sie als Reaktion auf den Chipmangel infolge der Corona-Krise aufgebaut hatten.
Hanebeck warnte davor, erneut auf das niedrige Lagerniveau vor der Krise zurückzukehren. Die aktuelle Dynamik macht ihn jedoch eher pessimistisch. Er erwartet erst in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres eine Verbesserung – aber keine starke Beschleunigung.
Die Zahlen zeigen insgesamt ein schlechtes Bild. Der Gewinn von 1,3 Milliarden Euro liegt weit unter den 3,1 Milliarden des Vorjahres, und die Prognose deutet nicht auf eine schnelle und starke Verbesserung hin. Trotzdem soll die Dividende bei 35 Cent pro Aktie bleiben. Im vierten Quartal des Geschäftsjahres wurde sogar ein Verlust von 84 Millionen Euro verzeichnet.
Altlast Qimonda kostete noch einmal Hunderte Millionen
Eine Altlast machte sich bemerkbar, von der sich Infineon nun befreit hat. Seit Ende 2010 befand sich Infineon in einem Rechtsstreit mit dem Insolvenzverwalter des 2006 abgespaltenen Speichergeschäfts Qimonda. Anfang 2009 stellte Qimonda Insolvenzantrag. Der Rechtsstreit drehte sich unter anderem um den Vorwurf, dass das von Infineon ausgegliederte Speichergeschäft nicht werthaltig war. Im August einigten sich Infineon und der Insolvenzverwalter auf einen Vergleich, der den Konzern im vierten Quartal mit mehr als 400 Millionen Euro belastete.
Beim im Sommer angekündigten Programm zum Abbau und zur Verlagerung von jeweils 1400 Jobs liegt Infineon laut Hanebeck im Zeitplan. Genau Zahlen zum aktuellen Stand wurden nicht genannt. In Deutschland sind laut Konzernchef etwa 1300 Jobs von Abbau oder Verlagerung in günstigere Länder betroffen, hier gibt es mittlerweile Angebote für Frühverrentung oder Auflösungsverträge. Der Abbau soll ohne Kündigungen erfolgen.