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Trump droht mit Chip-Zöllen, Apple investiert in den USA

US-Präsident Trump kündigt Chip-Zölle an, Apple plant Investitionen von 100 Milliarden Dollar zur Ausweitung der Produktion in den Vereinigten Staaten.

Apple-Chef Tim Cook brachte zusätzliche Investitionen von 100 Milliarden Dollar mit - und kann sich über eine Befreiung von Zöllen freuen. (Archivbild)
Foto: Alex Brandon/AP/dpa

Donald Trump hat damit gedroht, 100 Prozent Zölle auf Chip-Importe in die USA zu erheben, aber auch einen Ausweg aufgezeigt. Unternehmen könnten von diesen Zöllen befreit werden, wenn sie sich dazu entscheiden, in den Vereinigten Staaten zu investieren, wie der US-Präsident bei einem Treffen mit Apple-Chef Tim Cook erklärte.

Trump nannte die Ausnahme eine «gute Nachricht für Unternehmen wie Apple». Cook kündigte kurz davor an, die Investitionen in den USA um 100 Milliarden Dollar zu erhöhen. Mit dem Geld soll in den kommenden vier Jahren vor allem die Produktion von Bauteilen ausgebaut werden. Apple hatte im Februar bereits US-Investitionen von 500 Milliarden Dollar verkündet.

Halbleiterzölle ohne Ausnahmen für große Anbieter dürften die Preise für Elektronik in den USA insgesamt erhöhen, da die meisten Chips in Asien hergestellt werden. Insbesondere die High-Tech-Chipsysteme für das iPhone und andere Smartphones stammen fast ausschließlich aus Taiwan vom Auftragsfertiger TSMC. Dieser hat jedoch bereits Investitionen von 165 Milliarden Dollar in US-Fabriken für einige Halbleiter angekündigt.

Branchenbeobachter betrachteten Trumps Ankündigung insgesamt als positive Nachricht für viele große Anbieter, die aufgrund von Investitionszusagen hoffen können, nicht betroffen zu sein. Trump hatte bereits seit einiger Zeit Chip-Zölle in Aussicht gestellt – und es wurde auch nicht ausgeschlossen, dass sie einfach alle Halbleiter treffen, die nicht in den USA produziert werden.

Zolldrohung statt Subventionen

Seit Jahren versucht man in den USA und Europa, mehr Chip-Produktion wieder in den Westen zu holen. Der vorherige US-Präsident Joe Biden – und im Nachgang auch die EU-Kommission – setzten dafür auf milliardenschwere Subventionen.

Trump hält das für eine Verschwendung von Geld und betrachtet Zölle als die bessere Option. Der Bau einer Chipfabrik erfordert Milliarden Dollar und dauert Jahre. Die Abwanderung der Industrie nach Asien wurde durch langjährige Subventionen der Regierungen dort vorangetrieben.

Glasscheibe mit Gold-Ständer für Trump

Apple hat angekündigt, dass das Unternehmen in den nächsten Jahren 20.000 Mitarbeiter in den USA einstellen wird, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung. Die Investitionen werden auch den bisherigen US-Zulieferern wie dem Glaskonzern Corning zugutekommen. Zukünftig sollen alle iPhones und Apple-Uhren weltweit mit Glas aus den USA ausgestattet werden. Das Spezialglas für das erste iPhone im Jahr 2007 stammt bereits aus der Corning-Fabrik im Bundesstaat Kentucky.

Cook brachte dem US-Präsidenten auch ein Souvenir mit: Eine runde Scheibe Corning-Glas mit Apple-Logo und einer Inschrift. Der Ständer dafür komme aus dem Bundesstaat Utah – «und es ist 24-Karat-Gold», sagte der Apple-Chef. Trump hat ein Faible für Gold und ließ auch Wände im Oval Office im Weißen Haus mit Gold-Deko verzieren.

Trump lässt bei US-Produktion von iPhones locker

Cook gelang es derweil ganz offensichtlich, Trump davon zu überzeugen, dass das iPhone vorerst nicht in den USA gefertigt wird. Aktuell wird die Mehrheit der in den USA verkauften iPhones aus Indien geliefert – und Trump forderte stattdessen eine US-Produktion. Nun zeigte er sich einsichtig: Apple lasse viele Bauteile in den USA herstellen – und die Produktionslinien befänden sich woanders. Und schon auf Basis von Cooks Investitionszusagen verkündete Trump: «Apple kommt nach Amerika zurück.»

Branchenexperten betonen, dass es aus vielen Gründen kaum möglich ist. Der Großteil der Lieferketten der Elektronikindustrie hat sich über Jahrzehnte nach Asien verlagert. Cook betonte bereits vor Jahren, dass in den USA – im Gegensatz zu Ländern wie China – nicht genügend Fachkräfte gefunden werden könnten. Ein Analyst schätzte, dass ein in den USA hergestelltes iPhone rund 3.500 Dollar kosten würde.

Apple hat ursprünglich iPhones und andere Geräte in großen Fabrikstädten in China hergestellt. Aufgrund von Lieferengpässen aufgrund der chinesischen Lockdown-Maßnahmen während der Corona-Pandemie wurde die Produktion in den letzten Jahren auch in Indien und Vietnam erweitert. Aktuell stammen in den USA verkaufte Apple-Geräte wie iPads und Mac-Computer aus Vietnam.

Zweifel am großen Wurf

«Ich bin sehr skeptisch», sagte Analyst Patrick Moorhead im US-Sender CNBC auf die Frage, ob Apple nun einen bedeutenden Teil der Wertschöpfungskette in die USA verlagern wird. Der langjährige Branchenanalyst und heutige Investor Gene Munster sah in der Ankündigung einen Deal: «Trump bekommt die Schlagzeile, und Cook bekommt die Zölle erlassen».

dpa