Donald Trump will die hohen Medikamentenpreise in den USA drastisch senken. Das könnte Folgen auch für deutsche Hersteller haben, die dort gut verdienen. Die Börse reagiert prompt.
Trumps Attacke auf Arzneipreise trifft Pharmabranche
Das angekündigte Vorgehen von Donald Trump gegen hohe Arzneipreise in den USA setzt die Pharmabranche unter Druck. Die Auswirkungen der von Trump angekündigten Medikamentenpreisregulierung auf die globale Pharmaindustrie und deutsche Unternehmen wären weitreichend, analysiert die Beratungsgesellschaft Simon-Kucher. «Eine sinkende Ertragslage gefährdet die Mittel für Forschung, Produktion und Arbeitsplätze auch an deutschen Standorten», heißt es in einer Studie.
Mit einem Umsatzrückgang in den USA steigt auch der Druck für Unternehmen, höhere Preise in anderen Industrienationen wie Deutschland zu erzielen. Zudem könnten Pharmafirmen den Markteintritt in Deutschland oder Europa verzögern oder sogar ganz unterlassen, um niedrige Preisreferenzen zu umgehen und somit den Preis in den USA zu schützen, so Simon-Kucher.
Trump will Pharmafirmen dazu zwingen, international vergleichbare Preise zu akzeptieren. Er sieht sein Land wegen hoher Arzneipreise benachteiligt. Trump versprach, dass die Arzneimittelpreise in den USA «fast sofort» um 30 bis 80 Prozent sinken würden.
In den Vereinigten Staaten gibt es im Gegensatz zu Deutschland keine zentrale staatliche Preisregulierung, die für alle Arzneimittel gilt. Dies führt zu teilweise sehr hohen Preisen, viele Medikamente sind in den USA im internationalen Vergleich deutlich teurer. Der Vorstoß von Trump lässt an den Börsen Bedenken über die Profitabilität der Hersteller im US-Geschäft wachsen, Aktien großer Pharmakonzerne verlieren an Wert.
Hohe Umsatzverluste in den USA angenommen
Trump will mit dem System der «Most Favored Nation» (MFN) gegen die hohen Arzneipreise vorgehen. Die Idee ist, die Erstattungspreise für Medikamente an den niedrigsten Preis wohlhabender Vergleichsländer zu koppeln, um die Arzneikosten in den USA zu senken. Das MFN-Modell würde nach Analyse von Simon-Kucher bei 53 untersuchten und weltweit führenden, patentgeschützten Markenpräparaten zu einem starken Umsatzeinbruch führen. Der Erlös dieser Medikamente würde in den USA um 64 Prozent und global um 37 Prozent global sinken.
USA wichtigstes Exportland für deutsche Pharmabranche
Laut dem Statistischen Bundesamt sind die USA das wichtigste Exportland und ein lukrativer Absatzmarkt für die deutsche Pharmabranche. Im Jahr 2024 betrugen die deutschen Pharmaexporte in die USA 27 Milliarden Euro, was knapp einem Viertel (23,8 Prozent) entspricht.
In der Branche sind die Sorgen groß, dass Trump wie angedroht Zölle auf Pharmazeutika aus der EU einführen könnte. In Trumps Zollpaket von Anfang April sind Medikamente ausgenommen, derzeit läuft eine Untersuchung der US-Regierung. Dauerhaft hohe Zölle würden die Branche und ihre Forschungskraft bedrohen, warnte Bayer-Chef Bill Anderson jüngst im «Handelsblatt».
Die Sorge um die Gesundheitsversorgung in Deutschland wird durch die drohenden US-Zölle auf Arzneimittel verstärkt, da es regelmäßig Engpässe bei Arzneimitteln gibt. Im Jahr 2024 importierte die Bundesrepublik Pharmazeutika im Wert von 12,1 Milliarden Euro aus den USA, was knapp 17 Prozent der Brancheneinfuhren entspricht, sowie gut zwölf Prozent der Vorprodukte.