Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Trumps Zölle überschatten Kurs der US-Notenbank Fed

Die US-Notenbank findet klare Worte zu den absehbaren Folgen der Zollpolitik von Präsident Trump. Wegen großer Unsicherheit will die Fed erst mal abwarten. Kredite in den USA bleiben teuer.

Die Federal Reserve mischt sich nicht in die Politik ein - doch die von US-Präsident Donald Trumps Zollpolitik ausgelöste Unsicherheit macht es den Notenbankern schwer, ihren Kurs festzulegen.
Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa

Die Auswirkungen der von Präsident Donald Trump verhängten und angedrohten Zölle auf die US-Wirtschaft sind von Interesse. Die US-Notenbank beschäftigt sich mit der Frage, wie sich dies auf die Inflation und den Arbeitsmarkt auswirken wird. Zwei Folgen von Trumps Zöllen sind jedoch laut Notenbank unbestreitbar: Die Preise werden steigen und das Wachstum wird sich verlangsamen.

Damit geht die Federal Reserve (Fed) auf Kollisionskurs mit Trump, denn der Republikaner behauptet stets, dass die Verbraucherpreise aufgrund seiner Zölle nicht steigen würden und die Wirtschaft boomen werde. Notenbankchef Jerome Powell, dessen Amtszeit nächstes Jahr endet, fand klare Worte: «Jeder, den ich kenne, prognostiziert einen bedeutenden Anstieg der Inflation in den kommenden Monaten aufgrund der Zölle, weil irgendjemand die Zölle zahlen muss.» Das werde auch Verbraucher treffen, warnte er. 

Powell: Zölle erhöhen Inflation, schwächen Wachstum

«Die Auswirkungen von Zöllen werden, unter anderem, von deren Höhe abhängen», sagte Powell. Inzwischen werde mit etwas weniger hohen Zöllen gerechnet, aber es gebe dabei viel Unsicherheit. «Trotzdem werden erhöhte Zölle wahrscheinlich Preise nach oben treiben und die wirtschaftliche Entwicklung belasten», sagte Powell.

Möglicherweise aus diesem Grund hielt die US-Notenbank ihren Leitzins erneut stabil – trotz der entschiedenen Forderungen des Präsidenten, die Kreditvergabe schnell zu verbilligen. Der Leitzins bleibt auf einem hohen Niveau zwischen 4,25 und 4,5 Prozent. Die Begründung lautete, dass die Unsicherheit über die weitere Konjunkturentwicklung nach wie vor hoch sei.

Leitzins als wichtigstes Werkzeug der Zentralbank

Die Entscheidung entsprach der Erwartung der meisten Analysten. Nach der Corona-Pandemie stiegen die Zinsen in den USA stark an, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Seitdem gab es 2024 zwei Zinssenkungen – aber noch keine in diesem Jahr.

Das Hauptinstrument der Notenbank zur Verfolgung ihrer zentralen Ziele, die Begrenzung der Inflation und die niedrige Arbeitslosigkeit, ist der Leitzins. Dieser bestimmt den Satz, zu dem Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen können. Folglich beeinflusst der Leitzins die Gebühren, die Verbraucher und Unternehmen zahlen, z. B. für Hypotheken, Autokredite oder andere Finanzierungen.

Geringeres Wirtschaftswachstum erwartet

Die Fed erwartet in diesem Jahr nun ein geringeres Wirtschaftswachstum als zuvor angenommen. Die Zentralbank prognostiziert nun nur noch ein Plus von 1,4 Prozent. Bereits bei der vorherigen Prognose im März hatte die Fed ihre Konjunkturerwartung nach unten korrigiert, damals auf ein Plus von 1,7 Prozent. Die Notenbank erwartet auch eine höhere Inflationsrate von 3,0 Prozent. Im März ging sie noch von einer Teuerungsrate von 2,7 Prozent aus.

Wieso will Trump unbedingt niedrigere Zinsen? 

Die gesetzliche Garantie der Unabhängigkeit der US-Notenbank Fed hindert Präsident Trump jedoch nicht daran, regelmäßig niedrigere Zinsen zu fordern, um die Konjunktur weiter anzukurbeln.

Um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen, greift er Powell auch immer wieder persönlich an. Erst vergangene Woche beschimpfte Trump ihn als «Hohlkopf». Am Mittwoch unmittelbar vor der Fed-Entscheidung nannte er Powell «dumm». Manchmal empfiehlt er ihm auch, sich ein Vorbild an den Zinssenkungen der EZB zu nehmen. Diese hat den Leitzins zuletzt auf 2,0 Prozent gesenkt. 

Laut der Fed besteht derzeit kein dringender Handlungsbedarf in Bezug auf die Höhe des Leitzinses: Die Inflationsrate liegt nahe an ihrem Ziel von zwei Prozent, und die Arbeitsmarktlage bleibt weiterhin robust. Darüber hinaus ist die weitere wirtschaftliche Entwicklung aufgrund der Zölle sehr unsicher.

Seit er im Januar sein Amt angetreten hat, hat Trump hohe Einfuhrzölle auf Waren aus verschiedenen Ländern verhängt oder zumindest angedroht. Dies führt zu höheren Preisen für Importe in die USA.

dpa